Kapitel 3

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Mit einem lauten Piepen riss mich der Wecker aus dem Schlaf. Die einzige Motivation die meinen Tag heute bereicherte war, der Fakt das heute bereits Freitag ist. Schwerfällig erhob ich mich aus dem Bett, warf mir einen der weiten Pullis über und setzte im Bad meine Blauen Kontaktlinsen ein. Im Haus war es noch ruhig, sehr wahrscheinlich weil Hayden mal wieder im Schlaf seinen Wecker weg gedrückt hatte. Bevor ich hoch ging um ihn zu wecken, füllte ich einen kleinen Teil des Blutes in meine gekühlte Thermosflasche und stellte den Rest wieder zurück in den Kühlschrank. Es dauerte gefühlte Ewigkeiten ehe ich den Typen wach hatte. „Mhh was ist los?" „Es ist 7 Uhr wir müssen bald los." Hayden murrte nur rum, stand jedoch schlussendlich auf. „Deine Flasche ist schon fertig, du musst sie nur noch in der Küche abholen." rief ich noch während ich bereits das Zimmer verließ. Unten setzte ich mich noch kurz auf die Couch und wartete darauf das Hayden fertig wurde. Das größte Problem waren dabei immer seine Haare. Der Typ konnte Jahre damit verbringen sie richtig zu stylen, nur leider stand er dafür nicht früh genug auf. Nach zwanzig Minuten hatte ich keinen Geduld mehr und brüllte seinen Namen durch das Haus. Innerhalb weniger Sekunden war auch unten angekommen. Manche Dinge schienen doch noch zu funktionieren. Gemeinsam stiegen wir ins Auto und fuhren zur Schule. Hayden ließ mich wieder in unserer Seitenstraße raus und fuhr dann den restlichen Weg zur Schule. Zu meinem Pech hatten wir wieder sehr knapp losgemacht und ich musste mich mit dem Laufen beeilen. Als ich meine ersten Schritte auf den Schulhof setzte war dieser jedoch noch sehr belebt. Umsonst beeilt, na super. Leider war ich auch so früh da das ich noch nicht einmal in das Gebäude durfte. Also hatte ich nicht wirklich eine andere Wahl als sicher zu gehen das meine Kapuze richtig saß und mich dann in irgendeine Ecke zu setzen. Leider standen, in der Nähe der Ecke in welcher ich mich niedergelassen hatte, Revin und der Rest von ihnen. In manchen Momenten bereute ich mein verbessertes Gehöre, es war zwar kein zu großer Unterschied zu Menschen und auch definitiv nicht so gut wie das der Wölfe, aber es reichte um jedes Wort von Revins Gruppe zu hören. In letzter Zeit war jedoch ihr einziges Gesprächsthema Revins bevorstehender achtzehnter Geburtstag und so langsam wurde es nervig. Die schrille Klingel unterbrach sie jedoch schon bald und beendete endlich mein Leiden. Zum Glück war meine Ecke sehr nah am Eingang so das ich mich schnell vor allen anderen reinschleichen konnte. Bis auf ein paar herumlaufende Lehrer war es noch ruhig und leer, doch auch dies würde sich in wenigen Sekunden ändern. Als ich den Klassenraum betrat konnte ich schon die Massen hören, die sich im Schulflur umher wuselten. Unser Lehrer war noch nicht da, also war der Klassenraum, sobald die ersten ihn betraten, wieder ohrenbetäubend laut. Es war so laut das ich nicht einmal irgendeinem der Gespräche folgen konnte. Jedenfalls nicht bis das Gespräch von den zwei Mädchen vor mir meine Aufmerksamkeit erweckte. „Hast du es schon gehört, es gab schon wieder eine Tierattacke." „Wirklich? Ist das nicht mittlerweile die Dritte." „Ja und die Polizei geht sogar von deutlich mehr Opfern aus. Es kommt immer näher an die Stadt ran. Ich traue mich schon gar nicht mehr abends rauszugehen."
Tierangriff klang nicht gut und in Verbindung mit dem Auftrag sogar noch schlechter. Wenn es sich jedoch so schnell der Stadt näherte bedeutet das, sollte es ein Vampir sein, dass er unvorsichtiger wurde. Das könnte zu einem großen Problem werden und das nicht nur für die Menschen hier, sondern auch für uns. Genau als die Mädchen vor mir vom Thema abwichen, blinkte mein Handy auf und zeigte eine Nachricht von Hayden an.
Es gab drei Morde.
Ich schnell griff ich nach meinem Handy und antwortete ihm mit:
Ich habs auch gerade mitbekommen.
Glaubst du es war der Typ aus dem Auftrag?
Möglich, könnte aber auch wirklich nur ein Tier gewesen sein.
Die Körper wurden so gut wie Blut leer aufgefunden, sie sind an inneren Blutungen, sowie an Blutverlust gestorben. Glaubst du wirklich das das alles nur Zufall war?
Nein. Wir werden es im Blick behalten.

Unserer Lehrer kam rein und ich ließ mein Handy verschwinden bevor er es sehen konnte. Die Klasse war nur halb gefüllt und trotzdem lag eine bedrückte Stimmung in der Luft. Verständlich es sterben Menschen wie Fliegen im Moment. Sogar Revin schien seinen Kopf zu benutzen. Im Gegensatz zu seinem Freund schien er doch noch etwas verstand zu besitzen. Aeron, ein Junge mit Hell-braunen Haaren und blauen Augen, schaute nur Selbstsicher aus dem Fenster. Er war vielleicht etwas größer als Revin und dazu noch etwas breiter Revin war jedoch trotzdem etwas besser gebaut und wies mehr definiertere Muskeln auf. Der Klassenraum blieb halb gefüllt als die Stunde begann und als sie endete kam niemand hinzu. „Aufgrund der momentanen Tierangriffe fällt die Schulpflicht aus." unser Lehrer verließ den Klassenraum und die Klasse begann zu tuscheln, doch es war so leise im Raum das vermutlich nicht einmal Stimmen, bei offener Tür, nach draußen gelangen konnten.
„Es gab noch einen!" rief jemand lautstark auf dem Gang. Die Klasse verstummte. Es war lange her das sie so leise gewesen waren. „Sie hat recht, die Polizei hat vor wenigen Stunden die vierte Leiche gefunden." „Das kann doch..." der Schüler wurde von einer lauten Durchsage von der Schulleitung unterbrochen. „Aufgrund der ungewöhnlichen Vorkommnisse fällt der Unterricht für alle Schüler nach der dritten Stunde aus und wird für die nächsten komplett entfallen." mit einem lauten Störgeräusch endete die Durchsage. Die Klasse blieb ruhig. Trotz der erfreulichen Neuigkeiten war der Grund dafür eher beängstigend. Die dritte Stunde war bedrückender als die erste. Keiner sagte etwas und die Lehrerin hatte uns einfach eine Aufgabe im Buch gegeben welche wir bis zum Ende bearbeiten sollten. Das Klingeln beendete die Stunde. Und langsam verließ einer nach dem anderen den Raum. Draußen hatten sich hunderte von Auto gesammelt und Eltern holten ihre Kinder ab. So unauffällig wie möglich entfernte ich mich vom Schulgelände und wartete auf Hayden. Dieser ließ auch nicht lange auf sich warten und ließ mich einsteigen. Er starrte unaufmerksam auf die Straße und seine Hände zitterten am Lenkrad. „Rutsch rüber, wenn du so fährst baust du nur einen Unfall." Hayden schreckte aus seiner Trance auf und wechselte mit mir den Platz. Ich startete erneut den Motor und fuhr auf die Hauptstraße. „Alles okay?" Erneut dauerte es etwas ehe Hayden antwortete. „Ja, ich denk nur etwas über die Leichen nach. Selbst wenn es ein Vampir war, die Leichen hatten nur einen Zeitlichen Unterschied von 12 Stunden. So schnell hat kein Vampir wieder Hunger nach dem er einen ganzen Menschen fast leer gesaugt hat." „Was wenn es zwei sind?" Ich sprach das aus was Hayden nicht war haben wollte. Es war lange her das fremde Vampire mein Gebiet betreten haben und beim letzten Mal als sie es getan hatten, hatte es Hayden erwischt. Er hatte die Verwandlung damals nur knapp überlebt und brauchte zwei ganze Jahre um wieder richtig auf die Beine zukommen. Langsam parkte ich das Auto in der Garage und wir gingen über den Verbindungsweg ins Haus. Drinnen stand bereits Ava. Sie besuchte und nur selten, aber wenn sie es tat war es dringend. Leicht nervös spielte sie mit den Schulterlangen dunkelblonden Haaren. „Geht es um die Leichen?" Sie nickte. „Was sollen wir tun? Wenn das so weiter geht wird der Rat seine Aufmerksamkeit auf uns richten und die Menschen könnten uns zu nahe kommen." Ava war nicht wirklich viel älter als Hayden, jedoch sehr emphatisch und hatte immer ein offenes Ohr für einen. „Wir werden die Grenzpatroulien verstärken und Hayden und ich werden heute Nacht etwas in der Stadt umher spazieren. „Seid vorsichtig." Ihre Stimme zitterte fast. „Verschweigst du mir etwas?" Ihre Stimme zitterte immer wenn sie nervös war. Vorsichtig lehnte ich mich gegen die Wand hinter mir und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie seufzte. „Gestern sind Polizisten in unser Gebiet eingedrungen, sie sind dabei fast auf Denzals Gruppe getroffen." Ich schaute ihr weiter in die Augen und sie versuchte auszuweichen. „Und warum erfahre ich erst jetzt davon?" Sie begann mittlerweile vor mir zu schrumpfen. „Entschuldige, Denzal dachte es wäre einmalig gewesen und wollte es erst bei erneutem Vorkommen melden." Gestand sie leise. Ich konnte hören wie ihr Herz begann schneller zu schlagen. „Merikh hör auf, du machst ihr Angst." rief Hayden lautstark. Ich hatte nicht mitbekommen das meine Aura wieder eine erdrückende Form angenommen hatte. „Entschuldige, es ist alles okay. Du kannst gehen, danke." sagte ich bevor Ava zügig das Haus verließ. Hayden seufzte. „Und was machen wir jetzt?" fragte er während er seine. Stammplatz auf der Couch einnahm. „Bis abends warten und dann losgehen."

You before me [Boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt