Kapitel 37

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Als Merikh erneut die Lider aufschlug lag Revin immer noch fest gegen seine Brust gedrückt in seinen Armen. Die Sonne warf ihre ersten Strahlen über die hohen Baumkronen und der Wolf in seinen Armen begann sich langsam zu regen. Seine Augen öffneten sich schwer fällig und sein Kopf vergrub sich weiter in Merikhs Brust. „Wie spät ist es?" ertönte seine gedämpfte Stimme und Merikh warf einen kurzen Blick zur Uhr. „07:09, Du kannst noch weiter schlafen wenn du möchtest, ich such in der Zeit nach etwas essbaren für dich." Mürrisch aber mit knurrenden Magen, löste Revin seine Arme um den Oberkörper des Vampirs und gab ihn frei. Dieser warf sich schnell ein paar Sachen drüber und sah noch beim rausgehen wie der Werwolf sich nochmal drehte und die Decke weit über seinen Kopf zog.
Als er unten ankam ertönte ein leises klingeln und ein fast kaum wahrnehmbares Klopfen. Vorsichtig öffnete Merikh die Tür und war erleichtert nur Ava dahinter vor zu finden. „Was machst du hier?" fragte er immer noch mit einer leicht verschlafenen Stimme. „Hayden hat mir gestern von den Ereignissen mit deinem Werwolf berichtet und da ich weiß das ihr nie menschliches Essen habt, hab ich etwas von meinem Verlobten mitgebracht." Merikhs Stimmung wurde augenblicklich besser und er nah die Dose mit irgendeinem essen drin freudig an. „Du bist ein Engel Ava." Sie lächelte nur leicht und begann mit den vorderen Strähen ihrer Haare zu spielen. „Wenn du möchtest können wir euch fürs Abendessen auch noch etwas vorbei bringen, dann müsst ihr heute nicht mehr einkaufen gehen." „Ja sehr gern, wie wäre es wenn dein Verlobter auch gleich einfach hier isst und wir dir etwas Blut als Wiedergutmachung spendieren?" Ava überlegte kurz nickte dann aber zügig. „Dann bis heute Abend." Langsam schloss Merikh die Tür während sich die Vampirin sich schlendernd vom Haus entfernte. Gähnend kam Hayden die Treppen runter gestolpert und setzte sich an den Küchentisch. „Hast du alles mitgehört?" fragte Merkih in der Hoffnung nicht alles nochmal erzählen zu müssen und zu seinem Glück nickte Hayden verschlafen mit dem Kopf. „Wenn dein Wölfchen was gegessen hat, könntet ihr ja mal rausgehen. Frische Luft hilft gegen die Kopfschmerzen unter denen er bestimmt gerade leidet." brabbelte Hayden nur weiter vor sich hin während er begann an seinem Glas voller roter Flüssigkeit zu nippen. „Er hat sich nie über irgendwelche schmerzen beklagt." Versuchte Merikh ihn noch zu verteidigen, aber Hayden fuhr ungestört fort. „Er denkt vermutlich das er dir sowieso schon zu viele Sorgen bereitet und eine Last ist, so das er all seine Bedürfnisse verschweigt. Hättest du ihm kein Essen angeboten, hätte vermutlich nicht einmal nach welchem gefragt." Auch wenn Merikh diesen Gedanken verdrängen würde und weiter daran glauben würde, das Revin ihm immer Bescheid geben würde sollte etwas nicht stimmen, so wusste er auch wie wahr Haydns Worte waren. Revin hatte ihm noch nie offen über sein Unwohlsein berichtet, alles musste er selbst herausfinden. Schon damals als seine Pheromone die Kontrolle übernommen hatten, musste er alle brauchbarem Informationen aus Aeron heraus quetschen.
Wie gerufen kam Revin gerade taumelnd die Treppen runter. Beim genaueren Betrachten sah Merikh das vor Schmerzen leicht verzogene Gesicht und die geröteten Augen. Er hatte geweint. Der Vampir wusste nicht ob es bevor oder nach seinem Aufwachen passiert ist, aber er war sich sicher das es nicht gerade wenig Tränen gewesen waren. Während Merikh begann das Essen zuzubereiten, löste Hayden das weiße Schmerzmittel Pulver in einem Glass Wasser auf und stellte es Revin unter die Nase. „Trinken und dann essen." befahl er schon fasst und der Wolf begann die trübe Flüssigkeit runter zu schlucke. Sonderlich gut schien sie nicht zu schmecken, dafür überzeugte Ava's Essen ihn umso mehr, so das es schon innerhalb weniger Minuten ganz vom Teller verschwunden war. Auch Merikh hatte einen ganzen Beutel runtergeschluckt und stellte den Teller in die Spüle um ihn später zu reinigen. „Lass uns etwas rausgehen." Langsam nickte Revin, ohne großen Widerstand einzulegen. Schweigend holte er seine Jacke von oben und stellte sich still vor die Haustür. Merikh ließ seine eigene Jacke unberührt an der Stange an der Wand hängen. Revins Kleidung und dem Wetterbericht zu urteilen schien das Wetter wärmer zu werden und es würde nicht mehr komplett komisch aussehen wenn er ohne Jacke durch den Wald streifte. Schnell nahm er noch den klirrenden Schlüssel und ließ ihn in seiner Hosentasche verschwinden, bevor er Revin die Tür öffnete und hinter sich wieder schloss. Revin reckte seinen Kopf den gerade erst durch die Baumkronen kommenden warmen Sonnenstrahlen. Seine grüne Iris leuchtete wunderschön in dem gelben Licht und Merikh hätte sich sofort aufs neue in ihn verlieben können, würde er ihn schon nicht so sehr lieben das er alles opfern würde. Sanft lächelnd griff er nach seiner Hand und begann ihn langsam hinter sich herzuziehen, bis Revin zu ihm aufschloss. „Wohin gehen wir?" fragte der Wolf nach einiger Zeit in der er sich nur hinterher ziehen lassen hat. Merikh überlegte kurz, wenn er ehrlich war hatte auch er sich nur so durch den Wald treiben lassen, ohne auf seine Schritte oder seine Richtung zu achten. „Keine Ahnung, wir Erkunden den Wald einfach ein bisschen." gestand er Revin und versuchte es gleichzeitig noch gut zu reden. Zu seiner Überraschung nickte der Wolf nur mit einem Lächeln und festigte den griff um seine Hand nochmals.

Merikh wusste nicht wie viel Zeit vergangen war bis sie eine kleine Lichtung mit einer Holzhütte fanden, doch Revin schien die brüchige Hütte sehr Interessant zu finden, sodass er sofort darauf zu sprintete. Gerade noch so schaffte Merikh es seinen Griff zu verstärken und den Wolf daran zu hindern sich auch nur einen weiteren Schritt dem Haus zu nähern. „Was ist los?" Fragte sein Freund mit deutlicher Besorgnis in den Augen. „Hier riecht es komisch." Verwirrt und mit einem leicht dümmlichen Lächeln auf den Lippen reckte sein Partner mit dem deutlich besseren Geruchssinn seine Nase in die Höhe. „Also ich riech nur süßlich Blumen." Genau das war das Problem, es roch zu süß nach Blumen. In diesem Wald wuchs auch nicht nur eine Blume die in der Masse so einen starken Geruch erzeugen könnte. Dazu kam ihm der Geruch zu vertraut vor. Merikh war niemand der sich lange in der nähe von Blumen aufhielt oder sich in einem Blumenfeld wohlfühlte. Zwei Minuten stand er schweigend an der gleichen Stelle, ohne auch nur eine Muskel zu rühren, bis die lang verdrängte Erinnerung ihm langsam wie ein Schauer über den Rücken lief. Zitternd sah er die pink und in voller Pracht blühenden Nelken, die fast schon zu perfekt um das Haus herum gesetzt waren. „Perfekt um das Haus herum gesetzt." „Was die Nelken?" fragte Revin gutgläubig und unschuldig. Langsam begann der süßlich beißende Geruch aus dem Duft der Nelken heraus zu treten. „Weißt du ich habe das schon einmal gesehen und auch bereits selbst angewendet. Karla hatte es mir vor fast siebenhundert Jahren gezeigt, damals war es noch schwer gewesen so stark riechende Nelken herzustellen und sie musste jede einzelne Genmanipulieren um ihr Haus zu schützen, aber es hatte bis zu dem Tag ihres Todes nie auch nur eine Seele ohne ihr wissen von ihrem Keller erfahren. Weißt du sie war doch nicht so unschuldig und harmlos gewesen wie die meisten sie gehalten hatten. Du darfst dich vom Geruch der Nelken nicht täuschen lassen, versuch ihn zu ignorieren, tu so als wäre er gar nicht da und riech genau?" Innerhalb weniger Momente schreckte Revin zurück und hielt sich zitternd die Nase zu. „Was ist das?" fragte er mit Horror in den Augen. „Der Tod. Karla hat die Nelken damals benutzt um die verwesenden Menschen- und Tiergliedmaßen in ihrem Keller zu verstecken. Die Nelken haben den Geruch sehr gut verdeckt und sie war nie Aufgeflogen. Ich vermute das sogar im Haus überall Nelken Parfüm oder ähnliches versprüht wurde. Der Geruch der diesen Ort umgibt und in seinen Schleier höhlt ist der Geruch nach Verwesung. Der Geruch des Todes, das hier ist eine Hütte der Jäger."

You before me [Boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt