Kapitel 17

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Livin' la Vida Loca- Ricky Martin
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Hören wird sie es aber vermutlich nicht, denn unsere Wände sind schalldicht. Das Lachen hinter mir blende ich vollständig aus, denn jetzt zählt nur eins: Ich muss meine Quarkbällchen retten!
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Amelia

Heute ist es endlich so weit. Heute ist der 1. April. Einer der besten Tage im Jahr! Anlässlich, deswegen bin ich besonders früh aufgestanden. Somit ich noch genügend Zeit meine Pläne umzusetzen, denn die anderen stehen normalerweise nicht vor sechs Uhr in der Früh auf, weshalb mir noch knapp zwei Stunden bleiben. Ohne viel Zeit zu vergeuden, starte ich auch direkt.

Mein erstes Opfer ist mein jüngster Bruder.

Mit einer flinken Bewegung schnappe ich mir einen knallroten Lippenstift. Dieser ist mir am unaufgeräumten Schminktisch von ihr direkt in die Augen gestochen. Auf Zehenspitzen, mit dem Lippenstift in der einen Hand und einer ausgestreckten Hand, um das Gleichgewicht zu halten, begebe ich mich vorsichtig in Leonardos Zimmer. Er schläft mit deutlichem Abstand am tiefsten aus unserer Familie.

Leise begebe ich mich zu seinem Bett, ehe ich vorsichtig damit beginne, sein Gesicht mithilfe des Lippenstiftes zu verschönern. Ein Strich nach dem anderen folgt und von Minute zu Minute werde ich immer zufriedener mit meinem Kunstwerk. Er trägt nun knallrote Schnurrhaare und sieht aus wie ein Kätzchen.

Kichernd verlasse ich sein Zimmer, nur um ins Arbeitszimmer meiner Mutter zu gehen. Normalerweise darf ich hier gar nicht rein, allerdings missachte ich die Regel für diesen Tag. Heute ist nämlich mein Tag und da herrschen auch meine Regeln. Diese Regel gilt bei mir natürlich nicht.

Mit zügigen Schritten eile ich zu ihrem Schreibtisch und nehme ich mir möglichst leise ein Stück Tesafilm aus der obersten Schublade. Leider klappt es nicht so gut, denn beim Öffnen ertönt ein lautes Quietschen. Ein paar Sekunden warte ich ab, um sicherzugehen, dass keiner von diesem Geräusch aufgewacht ist.

Zum Glück bleibt es still, weswegen ich mit meinem Plan weiter fortfahre. Zügig reiße ich mir ein Stück Tesafilm ab und klebe es unter die Maus. Wenn meine Mutter eins hasst, dann nicht funktionierende Technik. Natürlich war es das aber noch nicht. Kichernd nehme ich mir ihren Laptop zur Hand und erstelle flott eine Rechnung. Eine Rechnung in Höhe von ungefähr 1,5 Millionen Euro. Laut der Rechnung hat sie in einem Kleiderladen ein Abo abgeschlossen, was ein wenig überteuert war, selbst für meine Mutter!

Eingepackt in einen Briefumschlag lege ich ihn zu dem Stapel mit den anderen Briefen. Dies mache ich in der Hoffnung, dass sie diesen noch heute findet, denn sonst wäre es eher suboptimal.

Damit ist meine Arbeit im Arbeitszimmer von meiner Mutter hoffentlich erfolgreich abgeschlossen. Ab zum nächsten Zimmer. Diesmal ist mein Bruder Valentino dran. Valentino hat eine Vorliebe für Autos. Er besitzt um die 15 eigene Autos. Wer so viele benötigt? Keiner, aber besitzen zur er sie trotzdem. Die Schlüssel für alle Autos hängen an dem Schlüsselbrett, welches in seinem Zimmer auf der Kommode steht. Ninja mäßig schnappe ich mir heimlich alle Schlüssel und ersetze sie durch ein paar der Ohrringe meiner Mutter. Die sehen schließlich auch schön aus und haben vermutlich auch denselben Wert.

Die Schlüssel verstecke ich in den Schuhen von Matteo. Er hat nämlich eine Vorliebe für Schuhe. In jeden Schuh kommt ein Schlüssel rein und zudem wird jeder Schuh mit einem anderen zusammengeknotet. Dass diese nur selten zusammenpassen, ist reine Absicht.

Valentino – Check

Matteo – Check

Meine Mutter – Check

Leonardo – Check

Fehlen also nur noch 5 Opfer für meine Aprilscherze.

Ohne weiter Zeit zu verlieren, mache ich mich auf den Weg zu Luciano. Vor die Tür stelle ich ihm ein kleines Planschbecken, gefüllt mich einem pink glitzernden Badeslime. Meine Absicht dahinter: Wenn er aus seinem Zimmer tritt und erfahrungsgemäß die Augen noch halb zu hat, kann er morgens direkt ein Bad nehmen und ist zudem auch zudem wach. Somit hätte ich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.

Bei Alejandro fällt es mir schon deutlich schwerer, einen geeigneten Aprilscherz zu finden. Schlussendlich fällt mir dann aber doch einer ein. Genauso wie bei Luciano, stelle ich etwas vor seine Tür. Allerdings kein Planschbecken, sondern Becher mit Wasser drin. Um also aus seinem Zimmer herauszukommen, muss er erst mal die ganzen Becher leer bekommen. Das könnte etwas dauern, da es knapp 150 Becher sind, welche halb voll mit Wasser gefüllt wurden.

Bei meinen ältesten beiden Brüdern fällt es mir aber noch viel schwerer einen geeigneten Scherz zu finden. Egal, wie lange ich nachgedacht habe, ich konnte mich nicht entscheiden. Schlussendlich entscheide ich mich aber für den Scherz, wo ich alle Klamotten auf den Boden werfe und Knoten rein binde. Wenn die beiden eins hassen, dann sind es Klamotten falten und aufhängen.

Mein Vater bekommt seinen Aprilscherz erst beim Frühstück. Sein Kaffee wird heute in bisschen salziger als sonst. Woran das wohl nur liegt?

Um Punkt 6:01 bin ich fertig. Zufrieden flüchte ich schnellen Schrittes zurück in mein Zimmer und werfe mich in mein Bett. Dort stelle ich mich schlafend und warte ab, bis der Erste aufwacht.

Ich weiß nicht, wie lange ich schon warte, allerdings bin ich beinahe wieder eingenickt. Glücklicherweise hat mich aber der klingelnde Wecker meines ältesten Bruders.

»AMELIA!«, ertönt die äußerst wütende Stimme von Blake. Sein Geschrei löst eine Kettenreaktion aus, denn innerhalb von Sekunden ist sein Geschrei nicht mehr das einzige Geräusch im Haus. Es folgt das Aufschlagen mehrere Türen, welches von einem lauten Platsch übertönt wird, einem Fluchen und mehreren Lachern. Jetzt kann ich meine Neugierde nicht mehr zurückhalten. Vorsichtig öffne ich meine Zimmertür und benutze wieder einmal meine Schauspielkünste. Mit einem Gähnen und halb geöffneten Augen schaue ich hinaus auf das Geschehen und muss zweimal hinsehen, um zu glauben, was ich da sehe.

Blake und Santiago lachen, während sie ihre verknotete Kleidung in den Händen halten, Valentino und Matteo liegen bereits auf dem Boden vor Lachen, meine Eltern stehen schmunzelnd am Rande neben Alejandro, welcher in seinem Zimmer gefangen ist und Luciano, der von oben bis unten pink ist, liegt fluchend in seinem Planschbecken. Bei diesem Anblick muss ich sofort mitlachen, loslachen und liege inzwischen auch schon auf dem Boden vor Lachen. Nach ein paar Minuten haben wir uns alle wieder beruhigt, zumindest bis Leonardo verschlafen, seine Tür öffnet und den Lippenstift perfekt zu Geltung bringt.

Sofort müssen wir alle wieder lachen, weshalb uns mein jüngster Bruder einen verwirrten Blick zuwirft. „Warum lacht ihr den so? Und warum liegst du in einem Planschbecken und bist von oben bis unten pink und glitzernd?«, fragt dieser zum Ende an Luciano gerichtet.

„Unsere Lieblingsschwester hat uns in den April geschickt und ich bin nun mal in den April gefallen. Ach, übrigens: das Rot steht dir super!«, grinst Luciano, den noch immer unseren ahnungslosen jüngsten Bruder an. Schnell schlägt er mit einem lauten Knall die Tür zu und verschwindet in seinem Zimmer. Vermutlich betrachtet er sich soeben im Spiegel.

„AMELIA!", schreit jetzt auch er, während er wieder seine Zimmertür aufreißt und mich wütend anfunkelt.

„Ja, so heißte ich", antworte ich ihm in einer ruhigen und freundlichen Stimme.

„Warum sehe ich verdammt noch mal aus wie eine Katze?!"

„Ähm ... Ich muss mal kurz runter ...«, versuche ich mich herauszureden und zur Treppe zu gelangen.

„Amelia?..", spricht mein jüngster Bruder in einer bedrohlichen Stimme. „Ich rede mit dir!"

„Das tust du ziemlich oft ...", kontere ich, während ich mich wieder zu ihm umdrehe. Alle beteiligten müssen auf meinen Kommentar hin schmunzeln. Alle außer einer. Leonardo.

So schnell kann ich gar nicht schauen, da rennt er plötzlich auf mich zu. Mit einem unmenschlich hohen Schrei, sprinte ich los, um ihn abzuhängen. Natürlich vergeblich. Ich komme nicht einmal 10 Meter weit, da hat er mich schon eingeholt und herumgewirbelt.

Sein Gesicht strahlt puren Zorn aus. Laut schlucke ich, denn er findet es alles andere als witzig!

Nur der Wille zähltTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang