Kapitel 63

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The One That Got Away- Katy Perry
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„Tu es nicht, Zwerg! Ich will nicht, dass du dir noch weh tust!", flüstert er mir ins Ohr. „Aber...", weiter komme ich nicht, da ich hochgehoben werde und mein Bruder mit mir auf dem Arm den Raum verlässt. „Wie wäre es, wenn ich dich jetzt entführe und wir uns ins Cafe setzen, in welchen wir waren, bevor wir in den Freizeitpark gefahren sind? Das ,was du so liebst!", fragt er mich, während er schmunzelnd auf herunterblickt. Sofort stoppe ich meine Befreiungsversuche, welche ich auf den Weg gestartet habe. Auf meinen Lippen bildet sich wieder ein Lächeln und meine Wut ist wie weggeblasen. Vielleicht ist ja Chayana da und ich kann die beiden miteinander verkuppeln? Amelia- die Verkupplungshelferin! Da sehe ich mich!
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Amelia

„War der Weg beim letzten mal auch so lang? Er kommt mir wie eine halbe Ewigkeit vor!", frage ich meinen Bruder. Vor Langeweile fast einschlafend sitze ich mit ihm im Auto und wir fahren zusammen zu meinem neuen Lieblingscafé. Während ich einen ziemlich gequälten Gesichtsausdruck habe, hat mein Bruder ein Lächeln auf dem Lippen. Ich glaube das liegt zum einen daran, dass ich ihn jede zwei Minuten frage, ob der Weg das letzte mal auch schon so lang war und weil er sich so freut seine Chayana wiederzusehen. Chayana- seine große Liebe. Jedes mal wenn ich den Namen erwähne, weil ich auf dem aktuellen Stand sein der Liebe sein will, dann kann man ein kleines Leuchten in seinen Augen erkennen. Er ist wirklich hoffnungslos verliebt und ich hoffe, dass es Chayana auch so geht. Wenn ich aber ehrlich bin: mein Bruder sieht aus wie ein Engel der blöderweise aus dem Himmel gefallen ist. Wahrscheinlich auf einer Wolke ausgerutscht. Jedenfalls ist er wirklich eine richtige Sahneschnitte. Wenn er nicht mein Bruder wäre, wofür ich aber sehr dankbar bin, und ein bisschen jünger wäre, dann würde ich ihn glatt Daten. Das ist bei allen meinen Brüdern so, denn sie sind alle unglaublich hübsch. Sagen werde ich es aber keinen von ihnen, denn Selbstbewusstsein haben alle genug. Das muss man nicht noch mehr pushen. Schon seit er klein war, sind alle meine Bruder absolute Model. Meine Mutter hat nämlich einen ausgeprägten ‚Ich-muss -alles -fotografieren, -was -meine -Kinder -machen -und -wie -sie -aussehen- Sinn". Wir haben eine komplette Schublade nur mit Kinderfotos, weshalb ich weiß, wie hübsch alle schon als Babys waren- ohne Ausnahme. Apropos Kinderfotos: trotz das meine Mutter so viel fotografiert, hat sie nie ein einziges Bild weggeschmissen. Selbst wenn es ein Foto war, wo man nur die Hälfte unseres Kopfes von hinten sehen konnte, wurde es behalten. Sie war und ist nämlich immer noch der Meinung, dass jedes Bild eine Geschichte erzählt und auf seine Weise perfekt ist. Was an einer Nahaufnahme von meiner Nase jetzt perfekt sein soll, weiß ich allerdings nicht, aber nun gut. Ich muss mir die Babyfotos umbedingt nochmal ansehen, denn danach kann ich drei Tage lang meine Brüder nicht mehr angucken ohne lachen zu müssen. Vor allem wenn sie dann noch so verwirrt gucken, weil sie ja nicht einmal wissen, warum ich überhaupt lache.

„Ich weiß, was wir heute Abend machen werden!", spreche ich mit einer deutlich hörbaren Vorfreude zu meinem Bruder. Dieser hebt nur eine Augenbraue und schenkt mir einen kurzen Blick, ehe er wieder auf die Straße guckt. „Und das wäre?", fragt er mich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. „Wir gucken uns heute Abend alle zusammen Kinderfotos von uns an!", sage ich zu Santiago, wobei ich es eher schon vor Begeisterung schreie. Augenblicklich verlässt das Dauergrinsen, welches er seit wir im Auto sitzen auf den Lippen trägt sein Gesicht. Stattdessen sehe ich eher einen leicht beschämten Ausdruck. „Wir können die Kinderfotos von dir und den anderen angucken, aber meine lassen wir aus! Dafür das diese Fotos teilweise überhaupt noch existieren könnte man unsere Mutter anklagen.", erklärt er sich. Jetzt bin ich diejenige, die ihn belustigt anschaut. „Schämt sich da etwa jemand?", lache ich ihn aus. Einen ‚Ist-das-dein-Ernst- Blick' kriege ich auf meine Frage zugeworfen, allerdings reicht mir dieser schon um in ein lautes Gelächter auszubrechen. Wie es sich für eine kleine Schwester gehört, ziehe ich ihn natürlich weiter mit diesen Fotos auf. „Ich bin schon gespannt wie Chayana auf diese Fotos reagieren wird, wenn sie die irgendwann mal zu Gesicht bekommt!", provoziere ich ihn mit einem breiten Grinsen weiter. Augenblicklich nimmt das Gesicht von meinem Bruder eine leicht rötliche Farbe an. „Ich warne dich, Amelia! Noch läuft da nichts und dementsprechend kannst du dir deine schwachsinnige Idee direkt wieder aus deinem Kopf schieben!", droht er mir. Davon lasse ich mich aber nicht beeindrucken, sondern mache einfach weiter. „Wie gesagt: noch! Wenn da erstmal was zwischen euch läuft, sorge ich persönlich dafür, dass sie die zu Gesicht bekommt. Um sie nicht zu zeigen sind sie nämlich eindeutig zu schade!", erkläre ich ihm meinen Plan. „Wir sind da!", brummt er und stellt zeitgleich das Auto ab. Lachend schnalle ich mich ab, hüpfe aus dem Auto und gehe anschließend auch mit einer sehr guten Laune durch die Eingangstüren des Cafés. Santiagos Anwesenheit hinter mir kann ich spüren. Sobald ich eingetreten bin, scannen meine Augen das Café nach Chayana ab. Gerade als ich mich zu meinem Bruder umdrehen will um ihm zu sagen, dass sie nicht da zu seinen scheint, entdecke ich sie an einem Tisch in der Ecke des Cafés stehend. Sofort fange ich an meinen Bruder mit meinem Zeigefinger in den Bauch rumzustochern um seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Durch seine Muskeln bricht aber eher mein Finger, anstatt sein Blick durch das Café ab. Dementsprechend will ich gerade mit meiner Faust ausholen, als er mir endlich meinen Wunsch erfüllt und seine Augen sich mir widmen. Glück gehabt. Fragend guckt er mich an, allerdings zeige ich nur unauffällig auf Chayana am anderen Ende des Cafés. Sofort ziert ein kleines Lächeln sein Gesicht. Da er durch den Anblick seiner Frau der Träume gefühlt zu einer Statur verwandelt wird, schnappe ich mir seine Hand und ziehe ihn zu einem kleinen Tisch genau in der Mitte des Cafés. Von hier aus kann man alles beobachten, obwohl wir eigentlich nur eine Sache beobachten wollen- Chayana.

„Kann ich euch beiden was bringen?", ertönt nach ein paar Minuten in denen wir schon am Tisch sitzen die Stimme von ihr. Die Blicke von mir und Santiago schießen sofort zu der Quelle der Stimme und finden dort eine umwerfend aussehende Chayana vor. Auch in ihren Augen erkenne ich ein kleines Funkeln, sobald ihr Blick den von meinem Bruder streift. Also irgendwas muss noch schief laufen, denn das geht mir irgendwie alles zu einfach und langsam wird es mir auch echt zu kitschig...

Nur der Wille zähltWhere stories live. Discover now