Kapitel 76

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Hey Brother-Avicii
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„Kann ich reinkommen?", fragt sie vorsichtig. Mit meiner Bestätigung tritt sie nun vollständig in mein Zimmer und eilt direkt zu meinem Bett. „Wie gehts dir, mein Schatz?", fragt sie besorgt. „Besser! Ich fühle mich deutlich stärker und gesunder als vorher!",versuche ich sie zu beruhigen. Mit einem skeptischen Blick fährt sie einmal über meinen Körper, bis sich ein kleines Lächeln in ihr Gesicht schleicht. „Du siehst auch schon viel besser aus! Wenn du es noch nicht mitbekommen hast- es ist inzwischen schon 15 Uhr. Deswegen solltest du jetzt langsam mal was essen. Wenn ich richtig liege hast du nämlich heute noch nichts zu dir genommen, außer Wasser, welches aus dem Pool stammt!", Predigt sie mir. Auf einmal wird mir wieder ganz übel...
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Amelia

„Ich habe gar keinen Hunger, denn ich habe schon ein bisschen Obst gegessen! Ich hatte hier noch etwas gelagert! Ihr könnt also ruhig ohne mich anfangen! Ich bleibe auch solange im Bett und ruhe mich weiter aus!", verspreche ich ihr fast schon panisch. Das ich schon was gegessen habe ist gelogen. Ich kann nicht einmal an Essen denken, ohne das ich diese schrecklichen Bilder vor meinen Augen abspielen. Kritisch beobachtet sie mich und man merkt deutlich, dass sie mit sich selbst kämpft. „Und du bist dir sicher, dass du genug gegessen hast?", fragt sie noch einmal. Brav nicke ich, wobei das schlechte Gefühl immer größer wird. Was tue ich hier bloß? laut seufzt meine Mutter einmal, bis sie schließlich meinem Vorschlag zustimmt und mein Zimmer verlässt. Mit ausgestreckten Armen lasse ich mich wieder mit dem Oberkörper auf die Matratze fallen. Warum habe ich auch immer so ein Pech? Ich lüge meine komplette Familie an, nur weil ich einen Albraum hatte. Ich kann nichts mehr essen, weil ich dann direkt an die schrecklichen Bilder denken muss. Meine Hoffnung, dass ich diesen Albtraum schnell wieder vergessen kann, wird immer geringer. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich ihn in den nächsten Stunden vergesse, liegt bei sage und schreibe 0%! Schließlich rappel ich mich dann doch auf und steige aus meinem Bett. Durch die Übermüdung und den Mangel an Nährstoffen muss ich mich erstmal kurz festhalten, bis ich wirklich sicher auf den Beinen stehe. Zu meinem Glück bin ich alleine in meinem Zimmer, denn wenn das jetzt jemand gesehen hätte, dann wäre hier die Hölle los. Ratlos stehe ich nun im Raum und schaue mich um, was ich nun machen könnte. Jede Aktivität, wo ich mich viel bewegen muss fällt schonmal aus. Das macht mein Körper nicht mit. Schlafen geht aus nicht, denn da stellt sich mein Kopf quer. Je länger ich hier stehe, desto planloser werde ich. Kurzerhand entschiede ich mich dann einfach die Fenster aufzureißen und einmal durchzulüften. Danach gehe ich zu meinem Schreibtisch und nehme ein Blatt Papier heraus. Es kann nämlich hilfreich sein seinen Albraum und seine Gedanken aufzuschreiben. So steht es zumindest bei Google und da ich nichts zu verlieren habe, probiere ich es direkt mal aus. Bei den ersten Sätzen habe ich ein paar Probleme bei der Formulierung, aber danach kann ich kaum noch aufhören. Zeile für Zeile wandert auf das Blatt vor mir, welches ich nach einigen Minuten schon gegen ein weiteres austauschen muss. Vier Blätter und ein leerer Stift später sitze ich nun völlig fertig auf meinem Stuhl. Einen letzten Blick werfe ich noch auf mein Geschriebenes, ehe ich es unter meinem Schmuck verstecke. Zuerst hatte ich überlegt, ob ich es unter die Matratze lege, aber dieses Idee habe ich schnell wieder verworfen. Ich will ja nicht wieder davon Träumen und eine Fee für Albträume gibt es wahrscheinlich auch nicht. Wenn doch, dann kann sie ihn gerne mitnehmen. Ich erwarte nur, dass dann meine Gedanken und Bilder im Kopf zu diesem Thema verschwinden. Meinen Schmuck werde ich in nächster Zeit auch wohl eher weniger benutzen, denn es ist soweit ich weiß kein weiteres Event oder irgendeine Feier geplant. Deshalb werde ich die Schublade so gut wie gar nicht öffnen und mich deswegen nicht extra daran erinnern müssen. Die Erinnerungen und Gedanken sind weit weg von mir in einer Schublade verstaut, wo sie schön vor sich hin schmoren können! Klingt gut! Mit einem zufrieden Lächeln schiebe ich die Schublade zu, als es plötzlich klopft.

„Ja?", schreie ich aus meinem Ankleidezimmer heraus. Neugierig wer mich erwartet gehe ich in Richtung meiner Zimmertür. Bereits in der Türschwelle aus meinem Kleiderzimmer erkenne ich Valentino verwundert und suchend in meinem Zimmer stehen. „Was suchst du?" „Dich!", antwortet er mir. „Mich?",frage ich verwundert. Ein bisschen rhetorisch ist die Frage schon, denn warum sollte er sonst in mein Zimmer kommen? Unsere Eltern wird er ihr wohl kaum finden. „Ich hatte eigentlich die Information bekommen, dass du dich in deinem Bett ausruhst! Als ich hineingekommen bin habe ich aber nur ein leeres Bett aufgefunden. Die dazugehörige Person hat gefehlt!", erklärt er in einer gespielt verwunderten und fassungslosen Tonlage. „Komisch! Also ich habe hier niemanden gesehen! Wenn ich jemanden hier im Bett liegen sehe, dann sage ich dir aber Bescheid! Und du bist dir sicher, dass du im richtigen Zimmer bist?", spiele ich sein Spiel mit. „Ja, eigentlich schon!", überlegt er weiter. Seinen Blick starr aufs Bett gerichtet. Diesen wendet er jedoch ab und trifft damit auf mich. „Weißt du was? Dann nehme ich einfach dich als Ersatz!", beschließt er kurzerhand. Was dazu sagen kann ich nicht, denn ehe ich einen Satz formulieren und aussprechen kann, schlingen sich zwei Arme um mich und heben mich hoch. Erschrocken quieke ich auf. Mit mir im Arm läuft er die Treppe runter und begibt sich zu den anderen. Diese sitzen verteilt im Wohnzimmer und diskutieren über irgendwas. Plötzlich fällt der Blick meines Bruders Alejandro jedoch auf uns. „Du wolltest doch nur kurz überprüfen, ob alles in Ordnung ist und sie nicht gleich mitbringen!", predigt er seinen älteren Bruder. „Als ich kam lag sie aber nicht in ihrem Bett, sondern kam aus ihrem Ankleidezimmer!", verteidigt Valentino sich. Ich setze währenddessen meinen unschuldigen Blick auf und gucke in die Runde. „Wie kann man bloß so süß sein!", flucht Luciano leise aber trotzdem deutlich hörbar vor sich hin. Mit einem Ruck stößt er sich von Wand ab und kommt mit ausgestreckten Armen auf uns zugelaufen. Sofort kommen wieder die Bilder in mein Kopf und Panik verbreitet sich in meinen Körper. Mit all meiner Kraft versuche ich mich aus Valentinos Umklammerung zu lösen und schaffe es zu meiner Verwunderung auch tatsächlich. Wahrscheinlich aber nur, weil seine eigene Verwirrung und Irritation ihn ablenkt.

„Bitte, bitte schlagt mich nicht! Es tut mir leid, dass ich einfach so ohne Einverständnis aufgestanden bin! Ich habe leider vergessen das Essen vorzubereiten, abet das werde ich jetzt sofort nachholen! Bitte bestraft mich nicht! Ich verspreche es wird nie wieder vorkommen!", flehe ich während immer mehr Tränen über meine Wangen rinnen. Mit jedem Wort, welches ich spreche gehe ich einen Schritt rückwärts. Bereits nach der Hälfte der Satzes spüre ich die Wand an meinen Rücken. Die Panik in mir wird stärker und ich beginne meine Hände schützend vor meinen Kopf zu heben. Durch meine Finger erkenne ich, wie mich alle mit Größen Augen und vollkommen erstarrt, angucken. Erst jetzt realisiere ich, was ich hier gerade tue!

Nur der Wille zähltWhere stories live. Discover now