Kapitel 3

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Song: Bird Set Free- Sia
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Wortlos überreiche ich den Privatlehrer an unsere Männer und mache mich mit meinem Vater zusammen auf dem Weg zu dem Rest unserer Familie, welche gerade mit vereinten Kräften versuchen meine Schwester zu beruhigen.
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Amelia

Während mir weiterhin stumm Tränen über das Gesicht laufen, höre ich nebenbei der Konversation zwischen Mister Miller und meiner Familie zu.

Ich beteilige mich nicht an diesem, sondern fokussiere mich vollends auf meine Familie.

In einem Halbkreis stehen sie an der Tür. Ihre Gesichtsausdrücke sind ernst und zudem ziemlich angsteinflößend. Man erkennt kein einziger Funken, Mitleid oder Angst. In allem wirkt meine Familie zu meinem Erstaunen sogar selbstsicher.

Ein Schauer durchfährt meinen Körper.

Kurz schließe ich meine Augen, da ich von dem Weinen ziemliche Kopfschmerzen bekommen habe. Solch eine Situation hatten wir zum Glück noch nie und ich bin maßlos überfordert damit.

Gedanklich verabschiede ich mich schon von meinem nicht allzu langen Leben und sehe bereits meinen pink glitzernden Grabstein mit dem heutigen Datum vor mir.

Tot wegen Privatlehrer. Die anderen im Himmel werden lachen müssen, wenn ich meine Geschichte erzähle, warum ich tot bin.

Wie lange ich meine Augen geschlossen habe, weiß ich nicht. Es könnten Sekunden, Minuten oder auch Stunden gewesen sein.

Als ich meine Augen jedoch wieder öffne, bemerke ich, dass mein ältester Bruder Blake fehlt. Da macht man einmal die Augen zu und schon ist jemand weg. Noch einmal mache ich die bestimmt nicht zu.

Durch einen Ruck löst sich plötzlich der Griff meines Privatlehrers und das kühle Gefühl an meiner Schläfe verschwindet im selben Moment.

Ich nutze es sofort aus und stürme ohne viel darüber nachzudenken in die Arme einer meines Bruders, welcher mich am schnellsten erreicht.

Dieser hebt mich, sobald ich bei ihm angekommen bin, auch direkt in seine Arme und drückt meinen Kopf sanft, aber doch ziemlich bestimmend an seine Halsbeuge.

Diese Geste hat mich schon immer beruhigt. Anhand des Geruchs erkenne ich, dass es Valentino ist, der mich auf dem Arm hat.

Immer noch unter Schock und mit sehr viel Adrenalin im Körper merke ich nicht, dass er den Raum verlassen hat und nun bereits mit mir auf dem Sofa im Wohnzimmer sitzt. Mich hat er dabei auf seinem Schoß drapiert.

Meine anderen Brüder setzen sich jeweils links und rechts von uns hin und schenken mir mitleidige Blicke.
Durch ihr Mitleid fühle ich mich noch schlechter, als ohnehin schon, weshalb mir jetzt ihre selbstgefällig lächelnden Gesichter eindeutig lieber wären.

Innerhalb von Millisekunden werde ich von zwei Händen an meiner Taille umgedreht, weshalb ich nun in die Smaragd-Farberden Augen meines Bruders sehe.

Mitleidig lächelt er mich an und streicht mit seinem rauen Daumen vorsichtig meine Tränen weg.

Nach ein paar Sekunden gibt er jedoch auf, da immer wieder neue nachfließen. Deswegen greift er jetzt zu anderen Mitteln. Er drückt meinen Kopf mithilfe seiner Hand seitlich in seine Halsbeuge. Sobald er sich dort befindet, lässt der leichte Druck nach. Meinen Kopf lasse ich dennoch an Ort und Stelle liegen.

Nur der Wille zähltWhere stories live. Discover now