Kapitel 61

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Say My Name- David Guetta (Feat. Bebe Rexha& J Balvin)
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„Du, Matteo? Wie geht es eigentlich Santiago? Ich habe ihn vorhin gar nicht mehr gesehen...", frage ich meinen Bruder während ich ihn beobachte, wie er sich in seinem Ankleidezimmer hin und her bewegt. „Santiago? Dem geht es gut! Ein bisschen wütend ist der, weil du anscheinend nicht ganz an seine Anweisungen gehalten hast. Wenn du jetzt aber seine Psyche meinst: Dieser geht es so wie immer! Ganz normal war sie ja noch nie, allerdings war es ja schließlich nicht seine erste Verfolgung! Den Rest klären wir aber morgen, denn jetzt schlafen wir erst einmal! Die anderen werden aber sicher auch in den nächsten paar Minuten hier ankommen!", erklärt er mir beruhigend, während er umgezogen aus seinem Ankleidezimmer heraustritt und sich zu mir ins Bett gesellt. Seine leichte Belustigung hört man aber trotzdem raus, auch wenn er sie versucht zu verstecken. Aneinander gekuschelt schlafe ich schnell mit einer Menge Fragen ein. Die Antworten bekomme ich leider erst morgen, aber auf diese bin ich schon sehr gespannt...
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Amelia

„Also warum wurden wir verfolgt? Er hat etwas von einer Drogenlieferung gesprochen, aber was hat das mit mir zutun?", beginne ich meine Reihe von Fragen. Gespannt sitze ich auf dem Schoß von meinem Vater und blicke in die Runde, welche aus allen meinen Brüdern und meiner Mutter besteht. Sie haben mir versprochen Antworten auf meine Fragen zu geben und diese stelle ich auch fleißig. „Machelli hat euch verfolgt, weil er Hinweise bekommen hat, dass wir der Grund sind, dass seine Lieferung verschwunden ist! Er hat sich erhofft durch die Drohung dich zu erschießen Antworten zu bekommen. Zum Beispiel wo seine Lieferung nun ist? Warum sie geklaut wurde? Und noch mehr! Du bist meine Tochter und somit auch automatisch ein Mitglied in der Mafia. Auch bist du unsere größte Schwachstelle! Aber nicht nur unsere... auch von Juans Mafia, Markus Mafia und auch die, der Mafias deiner Onkel und Cousins. Man kann uns durch dich sehr schnell erpressen und das hat er ausgenutzt!", erklärt mein Vater mir ruhig. „Ist Machelli der Glatzkopf?", frage ich verwirrt nach. Einstimmig nicken alle. Jetzt langsam setzt sich das Puzzle zusammen, allerdings fehlt noch ein Teil. „Aber warum braucht er die Lieferung so dringend? Er sah nicht gerade arm aus...",stelle ich fest. „Er ist auch nicht arm, allerdings auch nicht wirklich reich. Abhängig von dem Umfang der Lieferung ist sie teilweise mehrere Millionen wert. Wir haben sehr viel mehr Geld als er, weshalb es rein theoretisch keinen Unterschied machen würde, ob eine Lieferung von uns verschwinden würde oder nicht. Trotzdem sollte es natürlich nicht passieren und passiert auch zum Glück sehr selten und selbst wenn, dann finden wir sie sehr schnell wieder. Machelli hat das selbe gehofft, euch deshalb verfolgt und auch anschließend bedroht. Allerdings haben wir seine Lieferung nicht gestohlen. Ihm wurden falsche Informationen zukommen gelassen um ihn in Schwierigkeiten zu bringen, die er nun auch hat. Anscheinend braucht er das Geld, welches die Lieferung ihm bringt dringend, denn er muss anscheinend für irgendeine Operation bezahlen.",spricht Blake ruhig. Verstehend nicke ich. „Wo ist er denn jetzt? ich meine, wenn er das Geld so dringend braucht, dann muss er die Lieferung schnellstmöglich finden bevor es zu spät ist!", sprudelt es aus mir heraus. Innerlich tut er mir leid. Er hat aus Not gehandelt und mich ja auch nicht verletzt. Er wollte es zwar, aber es konnte noch verhindert werden. Natürlich war es nicht richtig, allerdings hätte ich in so einer Verzweiflung wahrscheinlich auch so gehandelt. „Er befindet sich in unserem Gewahrsam! Wenn wir herausgefunden haben, dass seine Geschichte stimmt, lassen wir ihn mit einer gewaltigen Verwarnung wieder frei, da er es für einen wichtigen Grund getan hat. Allerdings kann es auch sein, dass er uns nur diese Geschichte auftischt, weil er hofft dadurch keine Konsequenzen zu bekommen. Dementsprechend müssen wir sie zu erst prüfen und dann können wir entscheiden. Momentan hört es sich nämlich eher nach einer Lüge an.",spricht nun Santiago sanft. Dabei schenkt er mir ein schwaches Lächeln, denn er muss anscheinend gemerkt haben, dass ich mich schuldig fühle. Vielleicht stirbt wegen meiner Familie jetzt ein unschuldiger Mensch. Natürlich weiß ich nicht, ob er oder sie unschuldig ist, allerdings muss diese Person ein gutes Herz haben oder zumindest mindestens einer weiteren Person etwas bedeuten, wenn dieser dafür sein Leben aufs Spiel setzt.

„Und warum denkt ihr, dass es eine Lüge ist?", frage ich interessiert nach. Innerlich bin ich wirklich erstaunt, dass sie mir so viel über den ganzen Mafia- Kram erzählen. Bis jetzt wurde ich nämlich aus allen rausgehalten. Ein bisschen weiß ich dennoch, denn ich wäre ja nicht Amelia, wenn ich nicht das ein oder andere mal ein bisschen lauschen oder herumschnüffeln würde. Das tut jetzt aber wirklich wenig zur Sache, denn jetzt geht es erstmal um Machelli. „Wir haben ein paar seiner Mitglieder befragt und diese haben alle zwar den gleichen Grund für die Verfolgung und Bedrohung genannt, allerdings gab es bei allen leichte Abwandlungen der Geschichte. Auch wenn es nur kleine Details waren, waren sie bei vielen unterschiedlich. Das lässt das alles ziemlich unglaublich wirken. Zudem hat Machelli keine näheren Verwandten, Freunde oder ähnliches, welche eine Operation nötig hätten. Wir konnten alle kerngesund aufspüren. Wenn es also eine Person gibt, die eine Operation nötig hat und er sie bezahlen soll, dann dürfte uns die Person nicht bekannt sein. Aber eigentlich dürfte es keine weitere Person geben, denn unsere Berichte weisen nur Begegnungen mit Personen, die wir gesund vorgefunden haben, auf. Es ist also alles sehr fragwürdig und deswegen sind wie noch sehr misstrauisch. Wir werden aber hoffentlich noch in den nächsten Stunden die komplette Wahrheit erfahren. Daraus resultierend werden wir dann entscheiden, wie wir weiter vorgehen!", berichtet mir mein Vater nun wieder. Nun ist das Puzzle komplett. „Und was ist, wenn die Geschichte stimmt? Werdet ihr ihm dann helfen seine Lieferung wieder aufzuspüren?", frage ich an alle gerichtet. Einen Moment herrscht Stille, bis sich mein ältester Bruder dazu erbarmt mir eine Antwort zu geben. „Wenn diese Geschichte stimmt, was ich nicht glaube, dann werden wir ihn frei lassen und von weiteren Konsequenzen absehen. Wir werden ihn dann nicht daran hindern, nach seiner Ware zu suchen. Sollte aber herauskommen, dass er uns angelogen hat und nur die Hoffnung hatte, mit der anschließenden Bedrohung ein bisschen Geld zu verdienen oder irgendwas verlangen zu können, dann wird es ungemütlich für ihn!".

„Darf ich mal mit ihm sprechen?", murmle ich fragend. Da ich mir schon sicher bin, dass meine Frage verneint wird, brauche ich sie auch gar nicht laut auszusprechen. Anscheinend war es aber laut genug, denn mit erstaunten, strengen und verwirrten Gesichtern werde ich gemustert. „Warum?", schaltet sich nun meine Mutter ein. „Vielleicht erzählt er mir irgendwas. Kann ja sein...", flüstere ich. „Ich wüsste nicht, warum er dir etwas erzählen sollte, was er uns gegenüber verschwiegen hat. Auch lasse ich dich sowieso ungern in die Nähe eines Mannes und wenn ich daran denke, dass er dich erschießen wollte lindert es meine Sorgen auch nicht wirklich. Ich überlege es mir mal und sage dir in einer Stunde bescheid, in Ordnung?", antwortet mein Vater mir. In seiner Stimme hört man deutlich seine Besorgnis, aber eigentlich dürfte mir doch bei einem kurzen Besuch nichts passieren. Unbeaufsichtigt werde ich da sowieso nicht reinkommen und bewaffnet wird er jetzt wohl auch nicht sein. Trotzdem bleibe ich ruhig und widerspreche nicht. Dann könnte ich mir den Besuch nämlich direkt abschminken.

Das Thema hat sich irgendwie durch meine letzte Frage beantwortet und wir sind in ein lockeres Gespräch verfallen. Die Zeit vergesse ich und merke nicht, dass schon über eine Stunde vergangen ist. Erst als mein Vater mir die Zusage gibt, realisiere ich es. Natürlich gibt es auch hier wieder ein paar Bedingungen, aber die nehme ich gerne in Kauf, um mit ihm persönlich reden zu können und mir mein eigenes Bild von der Glaubwürdigkeit seiner Geschichte zu verschaffen...

Nur der Wille zähltWhere stories live. Discover now