Kapitel 83

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La Cintura- Alvaro Soler
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„Und du bist dir auch ganz sicher, dass wir unbedingt campen müssen? ich meine wir können ja auch irgendwo hinfliegen und uns da ein paar schöne Wochen machen. Wie wäre es mit Griechenland oder Italien?", versucht Santiago sie umzustimmen. Wie bereits erwartet klappt es nicht und somit steht es so gut wie fest! Wir werden campen...
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Amelia

Inzwischen sind ein paar Tage vergangen und in diesen ist nicht sonderlich viel passiert. Mein Vater und meine Mutter haben zusammen mit den Eltern meiner besten Freunde unseren Urlaub geplant und haben inzwischen eine gewisse Vorfreude entwickelt. Selbst unsere Väter freuen sich inzwischen schon richtig auf die Auszeit von der Arbeit. Wir Kinder sind allerdings immer noch nicht sonderlich begeistert von der Idee campen zu gehen. In Dauerschleife nerven wir unsere Eltern und versuchen sie mit allen Mittel davon zu überzeugen nicht campen zu gehen. Wir haben zuerst nur mit argumentieren probiert und dafür sogar eine PowerPoint Präsentation erstellt. Geholfen hat es aber alles nicht, denn danach waren sie nur noch aufgeregter endlich loszufahren.

Nachdem das also nicht geklappt hat, haben wir es mit Schokolade, Kuchen und Wein probiert. Zumindest wollten wir es probieren, allerdings ist Sophies Bruder Luis auf dem Weg in den Garten wo unsere Eltern saßen der Kuchen runtergefallen und dieser war anschließend komplett zerstört. Linas Bruder Diego ist dann, als er mit dem Wein vorbeilaufen wollte auf dem Kuchen ausgerutscht und die Weinflasche Flasche zersprang. Somit war der Wein statt in der Flasche auf dem Boden. Eine wunderschöne Sauerei, welche uns 10 Minuten wertvolle Lebenszeit gekostet hat. Schlussendlich hatten wir dann nur noch die Schokolade auf die mein Bruder Alejandro sehr stolz war. Er hatte sie nämlich in einem kleinen Laden mit dem Namen ‚Süßigkeiten' abseits der Stadt entdeckt. Entschieden hatte sich für eine mit Glitzer und allen drei Schokoladenarten. Zudem war sie auch noch mit verschiedenen Perlen dekoriert, was sie noch edler aussehen hat lassen. Natürlich musste aber auch mit dieser was schiefgehen. In dem Moment, wo wir durch die Terrassentür treten wollten, ist mir aufgefallen, dass es gar keine Schokolade ist. Mein Bruder hatte eine Seife, die aussieht wie eine Schokolade gekauft. Wir anderen haben über dieses Missgeschick Tränen gelacht, aber meinem Bruder war nicht zu lachen zumute. Ziemlich entsetzt und wütend hatte Alejandro mir die Seife aus der Hand geschnappt und diesen Laden gegoogelt. Leider musste er feststellen, dass er sich verlesen hatte. Der Laden hieß nämlich nicht ‚Süßigkeiten' sondern ‚Süße Seifen'.

Unsere dritte und letzte Idee war es dann noch, dass wir dafür sorgen, dass wir keine Wohnmobile finden können, die wir ausleihen können. Sie mussten uns nämlich hoch und heilig versprechen, dass wir auf gar keinen Fall in einem Zelt schlafen. Unsere Bedingung war, dass wir Wohnmobile hatten. Deswegen haben wir bei jedem angerufen, der Wohnmobile vermietet. Seien es Händler, Firmen oder Verkaufshäuser gewesen. Jeder von uns hatte ein Handy in der Hand und stundenlang wurde sich durch geklingelt. Ich weiß nicht mit wie vielen verschiedenen Leuten ich an einem Tag geredet habe, aber es waren viele. Jedem haben wir gesagt, dass er bloß keine Wohnmobile an die Namen ‚Hernández', ‚King' und ‚Smith' vermieten soll. Der Grund dafür war jedes mal ein anderer. Dafür haben wir ihnen sogar Geld angeboten. Es war uns wirklich alles wert. Diese ganze Mühe und Arbeit war aber vollkommen umsonst. Bei meinem letzten Anruf auf meiner zugeteilten Liste wurden alle unsere Hoffnungen zerstört. Unsere Familien hatten bereits Wohnmobile dort gekauft und bereits gestern abgeholt. Als ich das gehört hatte, hatte ich fast mein Handy an die Wand geworfen vor Frustration. Keiner unserer Eltern hatte das erwähnt, sonst hätten wir es uns direkt gespart und uns dafür was anderes überlegt. Nach dieser fehlgeschlagenen Idee hatten wir aufgegeben. Wir fragen zwar weiterhin, allerdings ohne jegliche Hoffnung. Einfach nur für unsere Nerven und unseren Stolz.

„Also denkt dran Kinder: in vier Stunden fahren wir los und ihr müsst noch packen! Wir wollen pünktlich losfahren, also seit zeitlich unten. Wenn jemand zu spät ist, dann fahren wir ohne ihn los!", erklärt meine Mutter beim Frühstück und blickt uns währenddessen alle prüfend an. Den letzten Satz hätte sie allerdings nicht sagen sollen, denn wir alle fangen an uns vielsagende Blicke zuzuwerfen und ein immer breiter werdendes Lächeln macht sich auf unserem Gesicht bemerkbar. Natürlich haben wir alle den selben Plan: zu spät kommen!

„Wobei ich sage es lieber anders! Für jede Minute, die einer von euch zu spät kommt, hängen wir einen Tag obendrauf. Also wenn ihr insgesamt zusammen acht Minuten zu spät kommt, dann campen wir acht Tage länger!, korrigiert sie sich schnell. Damit ist unser Lächeln auch schon verschwunden. Stattdessen gucken wir unsere Mutter mit weit aufgerissenen Augen an. Wir bemerken schnell, dass sie es absolut ernst meint und es auch durchziehen würde. In Sekundenschnelle springen wir alle von unseren Plätzen und rennen aus dem Raum um zu packen. Vor der Tür werden wir jedoch von der Stimme unseres Vaters aufgehalten. „Packt nur das nötigste ein ,Kinder! Wir haben nicht unendlich viel Platz im Wohnmobil und außerdem sind bisher nur 14 Tage geplant. Bedenkt das bitte während ihr packt!". „Und wir können wirklich nicht hierbleiben oder woanders hinfliegen oder fahren. Von mir aus fliege ich auch einmal um die komplette Welt! ich würde alles machen, aber bloß nicht campen!", versuche ich es flehend. „Ach was! Nach spätestens drei Tagen in der Natur wirst du es da lieben und gar nicht mehr weg wollen! Das verspreche ich dir!", versucht sie mich aufzubauen, nachdem sie meinen enttäuschten Blick auf ihr Kopfschütteln gesehen hat. „Und ich verspreche dir, dass das nicht passieren wird!", kontere ich. „Um das herauszufinden müssen wir erst einmal losfahren, also pack jetzt deine Taschen!", unterbricht mein Vater schmunzelnd unser kleines Blickduell und beendet damit die kleine Diskussion. Seufzend trete ich mit meinen Brüdern aus dem Esszimmer und wir bewegen uns in Richtung unserer Zimmer. Oben angekommen geht jeder in seins und das Packen beginnt. Schon nach den ersten paar Minuten würde ich meinen Koffer am liebsten wieder zuklappen und zurückstellen. Ich habe keine Ahnung, ob es die nächsten Tage regnen soll oder nicht, weshalb ich für beide Situationen packen muss. Der Wetterbericht stimmt bei uns nämlich sowieso nicht, weswegen ich lieber einmal auf alles gefasst bin. Leider verbraucht so viel Kleidung auch ziemlich schnell sehr viel Platz.

Absolut genervt blicke ich meinen Koffer an. Dieser liegt halb verschlossen in mitten meines Zimmers und wartet nur darauf endlich ganz geschlossen zu werden. Dafür muss ich aber einen meiner Brüder holen, denn ich kriege das so schnell nicht alleine hin. Nach kurzem überlegen wen ich frage will klopfe ich an Matteos Zimmertür und trete anschließend ein. Dort trifft mich erstmal der Schock!

Nur der Wille zähltWhere stories live. Discover now