Kapitel 4

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Song: Drag me Down-  One Direction
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Dafür kassieren sie einen fassungslosen Blick meinerseits. Es ist schließlich nicht so, dass ich nie etwas esse.
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Fernando

Es beruhigt mich enorm, dass meine Tochter ohne Probleme beim Abendessen begonnen hat etwas zu essen. Es wäre jetzt wirklich fatal, wenn sie durch das schlimme Ereignis ein Trauma davongetragen hätte. Ihr Gewicht ist leider absolut nicht im Normalbereich. Es befindet sich im Bereich, der stark untergewichtigen. Wenn sie jetzt also aufhören würde, wenigstens ein wenig zu sich zu nehmen, dann könnte es bald schlimme Auswirkungen mit sich bringen. Ich will mich natürlich nicht zu früh freuen, allerdings zeigt ihr aktuelles Verhalten keinerlei Anzeichen für ein Trauma oder weitere Verhaltensveränderungen.

Ihre leichte Essstörung hat sie schon von klein auf. Durch was diese ausgelöst wurde, haben wir bedauerlicherweise nie herausgefunden. Sie hat in keiner Weise irgendwelche schlechten Erfahrungen bei der Nahrungsaufnahme erlebt oder mitbekommen, soweit ich weiß.

Auch meine Frau und meine Söhne sind sichtbar erleichtert, dass wir sie nicht zum Essen zwingen mussten.

Es tut einem im Herzen weh seinem eigenen Fleisch und Blut zu etwas überzeugen zu müssen, obwohl man tief im Inneren weiß, dass sie sich eigentlich vollkommen dagegen strebt.

Allerdings ist es nur zu ihrem besten, was sie leider nicht einsieht. Sie versucht es zwar, kann aber nicht! Sie empfindet so gesehen ein nicht genügendes Hungergefühl.

Deshalb hat sie uns, damit wir ihr helfen können. Selbstverständlich gibt es dagegen auch verschiedene Medikamente, aber unser Privatarzt hat uns davon abgeraten. Er hat gemeint, dass es uns zwar unterstützen kann, oder alles verschlimmern. So ungefähr steht es auch auf jeden Beipackzettel: Der Tod ist möglich, aber helfen kann es auch!

Wir wollen nicht, dass sie sich krank fühlt. Wir wollen, dass sie ihr Leben ohne Ängste und Sorgen jeglicher Art leben kann. Dass sie leben kann, ohne sich Gedanken darüber machen zu müssen, was mit ihr nicht stimmt. Sie soll einfach ein Kind sein. Ein Kind sein, was so liebt und lebt, wie es will. Wobei sie sich mit der Liebe noch sehr viel Zeit lassen kann. Vorerst kommt mir kein Junge in ihrem Alter in meine vier Wände. Vielleicht, wenn sie im Rentenalter ist. Dann können wir über ihr Liebesleben noch mal neu nachdenken.

»Ich glaube, du müsstest mal ins Bett! Deine Augen fallen schon fast von allein zu!«, neckt mein jüngster Sohn Leonardo sie.

»Sie fallen immer von allein zu. Du blinzelst doch auch immer!«, kontert sie lässig.

Belustigt schaue ich meinen beiden jüngsten Kindern beim Ärgern zu. Solch eine liebevolle und gleichzeitig auch freche Art zueinander lässt selbst mein Herz als Mafiaboss für wenige Sekunden aussetzen. Es ist dermaßen niedlich.

Den anderen geht es anscheinend nicht anders! Sie werfen sich untereinander vielsagende Blicke zu und beäugen äußerst amüsiert die Vorstellung der beiden.

»Ich stimme meinem Sohn bei dieser Feststellung zu! Es war ein sehr aufregender Tag für uns alle und wer weiß, was morgen passiert! Dementsprechend solltest du ausgeschlafen sein, damit du auf alles vorbereitet bist!«, mischt meine Frau Sofiá sich ein.

Sofiá ist die wundervollste Frau, die ich mir für meine Kinder nur wünschen kann.

Ihre unglaublich tolle Art lässt mein Herz schmelzen und dass ich sie meine Frau nennen darf, macht mich zum glücklichsten Menschen auf der Welt. Gute Kinder kann sie auch herstellen, denn das hat sie in acht Fällen eindeutig bewiesen. Bestimmt liegt das aber auch an mir, denn meine Gene sind eben unglaublich.

»Aber ich bin nicht müde!«, widerspricht sie.

Dass ihre Aussage ziemlich unglaubwürdig erscheint, wenn man dabei gähnen muss, muss niemand ihr sagen, denn das weiß sie mit ihrem außergewöhnlich hohen IQ und anhand unserer Blicke selbst.

Nur der Wille zähltWhere stories live. Discover now