Kapitel 19

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Let Her Go- Passenger
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„Sophie und Lina sind vor knapp einer Stunde auch abgehauen. Nach dem einmal Diego ausgerastet ist und einmal Luis!", erklärt diesmal Markus. „Na super, also suchen wir jetzt unsere drei Töchter?" „Ja, und weder Sophie und Lina haben etwas was wir orten können bei sich. Wir haben keine Ahnung wo sie sich befinden. Sie waren aber alle beide sehr aufgelöst. Es ist also alles möglich.....", spricht nun wieder Juan, wobei erst zum Ende hin immer leiser wird.
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Amelia

Keine Ahnung wie viel Uhr es ist, aber inzwischen ist die Sonne schon untergegangen. Wir haben das Baumhaus auch nicht mehr verlassen. Momentan liegen wir alle hier in unserem selbstgebauten Bett und quatschten. Im Gegensatz zu dem Gespräch mit Kathy ist dieses hier ziemlich ausgeglichen. Jeder sagt mal was.

„Was denkt ihr, was unsere Familien gerade so machen?, frage ich nachdenklich.

„Also ich glaube, dass sie gerade jedes einzelne Mitglied beauftragt haben uns zu suchen. Ich wette mit euch, dass wenn ich jetzt draußen auf die Straße gehen würden, innerhalb von 2 Minuten gefangen und wieder nach Hause gebracht werde würde", schmunzelt Sophie. Auch wir beide müssen schmunzeln. Ja, dass es gut möglich.

„Also ausprobieren tue ich es jetzt nicht, aber ich stimme dir zu. Mein Bauch gibt inzwischen auch Konzerte von sich und das in Moll so traurig wie er ist...",erklärt nun Lina. Dieser Satz hätte auch von Sophie kommen können.

„Ja, etwas zu essen könnte ich auch vertragen.. Vielleicht können wir ja morgen mal hier im Wald gucken.. ein paar Beeren oder so gibt es bestimmt.", schlägt Sophie diesmal vor.

Damit steht es fest! Morgen gehts aus Essens suche.
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Aufgeweckt werde ich durch die Sonne, welche direkt in mein Gesicht scheint. Kann sie nicht woanders hin scheinen? Warum habe ich überhaupt Sonne im Gesicht? Habe ich gestern vergessen die Vorhänge zuzuziehen? Als ich mich aufrichte und umgucke fällt es mir wieder alles ein: die Aprilscherze, Leos Ausraster, das Weglaufen und Sophie und Lina....Bei den Gedanken kommen mir sofort wieder Tränen in die Augen.

Mein Blick fällt auf die beiden. Sie schlafen tief und fest wie zwei Murmeltiere.

Vorsichtig versuche ich aufzustehen, aber keine Chance. Ich liege in der Mitte zwischen den beiden und bin komplett eingeklemmt.

Nach einigen Minuten gebe ich es auf und lege mich wieder hin. Ich schließe meine Augen und stelle mir vor, was meine Familie wohl in Moment macht. Meine Cousins, Tanten und Onkel sind ja auch noch da. Also suchen gerade die fünft größten Mafias der Welt nach uns.

Nach gefühlten Stunden regt sich endlich links neben mir etwas. Vorsichtig drehe ich meinen Kopf nach links und blicke in die geöffneten Augen von Lina. Irritiert guckt sie mich an, ehe es ihr wahrscheinlich auch wieder einfällt. Nun regt sich auch etwas rechts neben mir. Ich drehe meinen Kopf also nach rechts und blicke diesmal in die geöffneten Augen von Sophie. Sie scheint auch einen kurzen Rückblick zu haben, fängt sich aber schnell wieder....

Da wir keine anderen Kleidungsstücke haben, können wir uns nicht umziehen. Auch das Zähneputzen und so fällt weg. das einzige, was wir haben ist eine Haarbürste. Wenigstens etwas. Die Sonne steht inzwischen relativ hoch, weshalb ich schätze, dass wir gerade so 14:00 Uhr haben, als wir uns auf die Suche nach Essen machen.

Wir sind inzwischen schon ein paar Kilometer gelaufen und haben bisher immer noch nichts erreicht, außer dass wir nur noch hungriger, durstiger und schwächer sind!

„Es kann doch nicht sein, dass es hier nichts zu essen gibt. Wie überleben denn so die Tiere?", beschwert sich Lina.

„Das Wetter sieht auch nicht mehr so einladend aus. Ich glaube wir sollten mal umdrehen...", schlage ich nun vor.

Inzwischen ist der Himmel nämlich von großen grauen, fast schwarzen Regenwolken bedeckt. Natürlich, wie kann es auch anders sein, fängt es genau in diesem Moment klischeehaft an zu regnen.

„Das kann doch jetzt echt nicht sein...", redet Sophie unglaubwürdig, als wir wieder den Rückweg antreten.

Mittlerweile schüttet es wie aus Eimern und man erkennt kaum noch was. Die Sonne geht nämlich bald unter und Licht haben wir keins.

Nach einer gefühlten Ewigkeit können wir endlich unser Baumhaus erkennen. Plötzlich laufe ich gegen etwas und spüre einen fürchterlichen Schmerz. Fuck!

„Ahhhhh!!", schreie ich.

Sofort kommen meine beide Freunde, mit deren Hilfe ich es tatsächlich ins Baumhaus schaffe. Oben angekommen schalten wir das Licht an, und das was wir da sehen verschlägt uns allen die Sprache.

Mein Unterschenkel ist stark am bluten. Irgendwas spitzes hat mein Bein gestreift und einen tiefen Kratzer hinterlassen. Wahrscheinlich ein Ast und so wie das blutet, scheint eine Ader getroffen zu sein.

Nach unserer kurzen Schockstarre fange ich an zu reden: „Haben wir hier irgendwas zu verbinden und desinfizieren? Wenn ich nichts mache, wird's sehr gefährlich..."

„Wir gucken mal...", murmelte Lina.

Und schon machen sich die beiden auf die Suche nach etwas brauchbaren. Ein paar Augenblicke später kommen beide mit einem Bettlaken und einer mini Flasche Desinfektionsmittel wieder. Woher haben die das denn?

Ohne zu zögern nehme ich beides entgegen und fange an meine Wunde zu desinfizieren. Jetzt heißt es Augen zu und Zähne zusammenbeißen.

Gesagt getan. Als es nun gründlich desinfiziert war, Wickel ich feste das Bettlaken um die Wunde und übe so einen Druckverband aus. Nun können wir nur noch hoffen.

Der Wasser- und Essens Mangel macht und allen zu schaffen und jetzt noch mit einem Blutverlust wird es nicht besser.

Den Ernst der Lage scheint uns allen wohl bewusst zu sein, denn keiner sagt etwas, bis Lina plötzlich die Stille bricht: „Ich glaube wir sollten und hinlegen und versuchen unseren Kreislauf ein bisschen herunterzufahren. Wir können jetzt nur hoffen, dass sich nichts entzündet und alles wieder gut wird."

Als Zustimmung nicken Sophie und ich. Sie hat Recht, aber ehrlich gesagt haben wir auch keine andere Möglichkeit.

Mithilfe von meinen besten Freuden werde ich vorsichtig zum Bett gebracht.

Wieder einmal schlafe ich an der Seite meiner beiden Freunde unter starken Schmerzen ein. Hoffentlich sind diese morgen besser, denn langsam gibt meine Kraft nach und ich fange an bei schnellen Bewegungen schwarze Punkte in meinem Blickfeld zu sehen.

Nur der Wille zähltМесто, где живут истории. Откройте их для себя