Kapitel 77

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Narcissist- Lauren Spencer- Smith
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„Bitte, bitte schlagt mich nicht! Es tut mir leid, dass ich einfach so ohne Einverständnis aufgestanden bin! Ich habe leider vergessen das Essen vorzubereiten, abet das werde ich jetzt sofort nachholen! Bitte bestraft mich nicht! Ich verspreche es wird nie wieder vorkommen!", flehe ich während immer mehr Tränen über meine Wangen rinnen. Mit jedem Wort, welches ich spreche gehe ich einen Schritt rückwärts. Bereits nach der Hälfte der Satzes spüre ich die Wand an meinen Rücken. Die Panik in mir wird stärker und ich beginne meine Hände schützend vor meinen Kopf zu heben. Durch meine Finger erkenne ich, wie mich alle mit großen Augen und vollkommen erstarrt, angucken. Erst jetzt realisiere ich, was ich hier gerade tue!
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Alejandro

Mit großen Augen starre ich meine kleine Schwester an. Ich habe sie noch nie mit so einer großen Angst und Furcht gesehen, was mir mein Herz zerreißt. Den ganzen Tag lang ging sie mir schon nicht mehr aus dem Kopf und das im negativen Sinne. Schon beim Frühstück empfand ich ihr Verhalten als merkwürdig. Die tiefen Augenringe und eine leichte Angst zitierten ihr kleines, zartes und unschuldiges Gesicht. Ihrem schnellen Gerede kann ich nun nur schwer folgen, denn ihre blanke Panik und Angst lässt mein Herz einen kurzen Moment aussetzen. Dies geht uns aber vermutlich allen so. Schützend hält Amelia ihre Hände vor ihren Kopf, als sie mit dem Rücken gegen die Wand stößt. Erst dann wird ihr bewusst, was hier gerade vor sich geht. Mit großen Augen schaut sie uns an und eine unangenehme Stille breitet sich im Esszimmer aus. Matteo ist vor Schreck sogar die Gabel aus der Hand gefallen. Ich schenke dem aber keine Aufmerksamkeit, denn diese liegt auf meiner Schwester. Durch ihre Finger schaut sie uns an und selbst durch diese erkennt man noch ihre blanke Panik. Ich weiß nicht wie lange sie uns und wir sie anschauen bis unser Vater aus seiner Starre erwacht und sich vorsichtig von seinem Stuhl erhebt. Ganz langsam und sehr bedacht bewegt er sich langsam zu Amelia, welche sich immer noch ängstlich an die Wand presst sodass kein Blatt mehr dazwischen passt.

„Alles ist gut, Prinzessin! Wir würden dich niemals schlagen und das weißt du! Du darfst aufstehen wann immer du willst! Du musst auch kein Essen vorbereiten, denn dafür haben wir doch unsere Köche. Mit Joe und Ben verstehst du dich doch so super! Du warst mit ihnen schon zusammen einkaufen und ihr habt schon ganz oft was gekocht. Dabei hattet ihr auch sehr viel Spaß so wie ich euch lachen gehört habe! Ich weiß nicht, was passiert ist, dass du das denkst, aber du musst nichts befürchten. Du wirst weder bestraft, noch schlagen wir dich und es wird auch nichts dergleichen passieren. Wir werden dich vor all so welchen Sachen immer beschützen! Vertraust du mir, Prinzessin?", fragt mein Vater sie ruhig, während er zwei Meter von ihr entfernt stehen bleibt. Ich beneide ihn echt, wie sehr er sich beherrschen kann. Innerlich löst sich langsam auch meine Starre und immer mehr Emotionen kommen hoch. Angst, Sorge und vor allem Wut. Warum denkt meine Schwester, dass sie uns das Essen vorbereiten muss und nicht ohne unsere Einverständnis aus ihrem Bett darf? Warum denkt sie überhaupt, dass wir ihr irgendwas antuen würden, weshalb sie sich schützen muss? Derjenige, der ihr so einen Mist erzählt hat wird auf jeden Fall dafür büßen. Ich werde höchstpersönlich dafür sorgen, dass sie langsam und besonders qualvoll sterben muss und in der Hölle verrecken wird. Ich werde ihr jedes einzelne Körperteil abtrennen mit dem sie Amelia angefasst hast und ihr anschließend noch die Stimmbänder abschneiden dafür, dass sie ihr so etwas erzählt hat. Vor meinen Augen stelle ich mir schon die Person vor, die gefesselt in einer unserer Folterkammern sitzt und um ihr Leben bettelt. Die Panik, die sich gerade in Amelias Gesicht befindet in ihrem zu sehen. Durch die Gedanken balle ich meine Hände zu Fäusten löse sie direkt aber wieder, denn das wird meiner kleinen Schwester auch nicht wirklich die Angst und Panik nehmen. Eher im Gegenteil. In Zeitlupe nimmt sie ihre Hände von ihrem Gesicht und lässt zu, dass sich ihr Tränen über das ganze Gesicht bahnen. Mein Herz zerbricht bei diesem Anblick in tausend Einzelteile. Zentimeter für Zentimeter nähert sich unser Vater Amelia, bis er schließlich nur noch einen Meter von ihr entfernt ist. Zögerlich und extrem ängstlich streckt Amelia ihre Arme in seine Richtung. Das lässt er sich nicht zweimal sagen. Den letzten Meter überwindet er mit einem großen Schritt, schlingt seine Arme um ihren zierlichen Körper und hebt sie hoch. Ihre Arme legen sich um seinen Hals und ihre Beine um seine Hüfte, ehe ein fürchterlicher Schluchzer ihr entfährt. Mit ihr in seinen Armen bewegt sich mein Vater aus dem Raum in Richtung Wohnzimmer. Wir anderen folgen ihnen verlieren aber weiterhin kein Wort. Dafür sitzt der Schock noch zu tief. Vorsichtig setzt er sich mit ihr aufs Sofa und zieht währenddessen beruhigende Kreise auf ihren Rücken. Einen besorgen Blick wechseln wir untereinander, allerdings bleibt es dabei und man hört nur weiterhin das unregelmäßige Schluchzen von Amelia. Aber selbst dieses hört nach geraumer Zeit vollständig auf. Sie scheint eingeschlafen zu sein, was man ihr aber auch nicht übel nehmen kann. Geschlafen hat sie diese Nacht anscheinend nicht gut und das Adrenalin hat ordentlich an ihren Energiereserven gezerrt. Der Schlaf wird ihr jetzt gut tun um alles zu verarbeiten und wieder zur Ruhe zu kommen. Trotzdem sollte sie das alles nicht alleine verarbeiten. Wir können und werden ihr dabei helfen und mit ihr den richtigen Weg beschreiten.

Unser Vater steht sobald er es bemerkt vom Sofa auf und bringt sie wahrscheinlich in ihr Zimmer. Nach ein paar Minuten wo weiterhin Stille herrscht, tritt er wieder ins Wohnzimmer. Dann wird diese unerträgliche Stille endlich unterbrochen. In diesem Fall durch meine Mutter. „Wir müssen ihr helfen! Erst seit heute morgen ist sie so verhaltensauffällig. Ich habe es zuerst auf den Ausflug in den Pool geschoben, allerdings passt das gar nicht zu der Situation gerade eben. Sie muss von irgendetwas ein starkes Trauma davongetragen haben, allerdings kann ich mir nicht erklären wovon!". „Mir geht es genauso! Am besten wir warten bis sie wieder aufwacht und fragen sie dann!", stimmt mein Zwilling zu.

„Ich halte das für keine gute Idee!", widerspreche ich. Nun drehen sich alle Köpfe zu mir. „Ich meine, wenn sie sich schon irgendwelche Lügen ausdenkt um es uns bloß nicht erzählen zu müssen, wird sie es uns wahrscheinlich wenn sie aufwacht auch nicht sagen!", erkläre ich weiter. „Du hast recht! Wir müssen jemanden finden, dem sie alles mögliche anvertraut und wo sie nichts zu befürchten hat!", spricht Blake mehr zu sich selbst als zu uns. „Sophie und Lina!", entfährt es uns allen gleichzeitig. „Ich rufe mal Markus und Juan an und frage, ob die beiden morgen vorbeikommen können! Dann haben wir hoffentlich Klarheit!", erklärt mein Vater. Hoffentlich klappt unser Plan und wir erfahren bald, was passiert ist und wen ich dafür verantwortlichen muss!

Nur der Wille zähltWhere stories live. Discover now