Kapitel 57

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Call Me Maybe- Carly Rae Jepsen
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Nach ein paar Minuten, welche laut Amelia viel zu langsam vergehen, parke ich vor unserem Zielort und sobald ihre Augen aus dem Fenster blicken, weiten sich ihre Pupillen um ein vielfaches.
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Amelia

„Also das hier ist eine super Idee gewesen! Hattest du die?", frage ich meinen älteren Bruder, während ich mir noch mehr Zuckerwatte in den Mund schiebe. Mein Bruder und ich befinden uns nämlich gerade in einem Freizeitpark und sind schon so viele Achterbahnen gefahren, dass ich bereits aufgehört habe zu zählen. Wenn man aber bedenkt wie viel ich dabei geschrien habe, dann wäre es ein Wunder, wenn meine Stimme morgen noch existiert. Das ist es mir aber für diesen Tag auf jeden Fall wert. Auch Santiago hatte eine Menge Spaß. Jedes mal, wenn ich das Gefühl hatte bei der nächsten Abfahrt auf einer Achterbahn zu sterben und dementsprechend auch laut geschrien habe, ist mein Bruder auch gefühlt gestorben. Das aber, weil er so lachen musste. Statt also mich in den Arm zu nehmen und mir zu sagen, dass alles gut wird, musste er sich den Bauch halten, weil er nicht mehr aufhören konnte zu lachen. Trotzdem ist der Tag mir einer der besten in meinem Leben, denn er hat mich und meinen Bruder noch einmal richtig zusammengeschweißt. „Iss doch erstmal die Zuckerwatte auf, die sich schon in deinem Mund befindet, bevor du noch mehr reinschriebst!", lacht er, fährt dann aber weiter fort und grinst zum Ende hin: „Es war tatsächlich nicht meine Idee. Mom hatte sie, aber ich habe mich freiwillig dafür gemeldet dich zu begleiten und ich bereue es keine Sekunde!". „Warum sind unsere anderen Brüder nicht mitgekommen? Mom und Dad verstehe ich ja noch, denn die haben sicherlich besseres zu tun, als sich mein Geschrei anzuhören! Aber warum nur wir beide? Ich habe allerdings nichts dagegen, also nicht falsch verstehen!", stelle ich zum Ende hin mit erhobenen Händen klar. „Leonardo und Luciano treffen sich mit den Smiths-Geschwistern und die Zwillinge mit den King- Geschwistern. Valentino muss zusammen mit Blake irgendwelche Lieferungen überprüfen. Was Mom und Dad vorhaben weiß ich nicht, allerdings ist es anscheinend dringend und wichtig, denn die beiden sind schon im Morgengrauen aufgestanden und haben sich auf den Weg gemacht!", fasst er die Tagespläne der anderen zusammen. Grübelnd nicke ich. Warum aber dürfen mein Bruder und ich aber alleine in einen Freizeitpark, wo noch hunderte fremde Menschen sind? Diese Frage stelle ich ihm zum hundertsten mal heute, kriege aber wie immer nur einen kurzen Lacher und ein ‚das bleibt mein Geheimnis' zu hören. Das nächste mal teile ich meine Tricks auch mit keinem mehr, denn das ist echt unfair.

„Wir sollten uns langsam mal auf den Weg zurück machen, denn der Park schließt in einer halben Stunde und wir fahren schließlich auch noch eine Weile nach Hause!", entscheidet Santiago. Ich stimme ihm zu, denn so langsam merke ich, wie anstrengend der Tag für mich war. Durch das ganze Adrenalin konnte ich meine Müdigkeit gut verdrängen, aber jetzt wo dieses nachlässt ,merke ich es doch deutlich. Meinem Bruder muss dies wohl aufgefallen sein, denn es vergehen keine paar Sekunden nach der Feststellung, da befinde ich mich schon in seinen Armen und werde zurück zum Auto getragen. Mir ist es nur recht so, denn während des Weges kann ich meine Augen schließen und den Tag Revue passieren lassen, bis ich komplett weg drifte.

Durch ein lautes Knallen reiße ich meine Augen auf und werde dadurch aus meinem Schlafe geholt. Ein kurzer Blick zu Santiago bestätigt mir, dass die Situation in der wir uns gerade befinden ernst ist. Wir sind immer noch im Auto und fahren auf einem Highway, allerdings mit weit überschrittener Geschwindigkeit. Das Tacho verrät, dass wir gerade die 290km/h geknackt haben und in ein paar Sekunden die 300km/h knacken werden. Erneut ertönt ein lauter Knall, was mich kurz aufschreien lässt. „Du bist wach!", stellt mein Bruder unnötiger weise fest. „Ist das ein Traum? Bitte lass es ein Traum sein!", frage ich ihn während ich innerlich schon mein Grab sehe. „Nein das ist kein Traum! Wir werden verfolgt und du musst jetzt schnell mein Handy aus dem Handschuhfach rausholen und am besten Dad oder Blake anrufen!", befielt er mir, während er aus der Mittelkonsole eine Waffe zieht. Mit großen Augen starre ich zu erst auf die Waffe und dann aus dem Rückspiegel. „Doch, dass ist ein Traum. Ein Altraum!", murmle ich, während meine Hände das Handschuhfach nach dem Handy absuchen. Klischeehaft finde ich das kleine elektronische Teil erst nach ein paar Sekunden, die mir aber wie Minuten erscheinen. Immer wieder setzt mein Herz kurz aus, als eine Kugel auf unser Auto trifft oder Santiago selbst eine abfeuert. „Ich habe es!", rufe ich meinem Bruder über den Lärm hinweg zu. „Sehr gut! Der Code ist dein Geburtsdatum!", antwortet er mir in der selben Lautstärke, wie ich zu ihm gesprochen habe. Mit zitternden Händen gebe ich mein Geburtsdatum ein und gehe auf die Anrufliste. Die erste Nummer die erscheint ist die von unserem Vater, weshalb ich schnell auf seine Kontaktdaten gehe und anschließend den Button zum Anrufen betätige. Ein paar Sekunden lang hört man das typische Tuten, ehe es zu einem Rascheln wird und anschließend die Stimme meines Vaters ertönt.

„Santiago? Alles gut bei euch? Wann kommt ihr ungefähr an?", fragt er bevor ich überhaupt irgendwas sagen kann. In Seiner Stimme hört man ein bisschen Besorgnis, welche gleich auch nicht unbedingt weniger werden wird, wenn er die momentane Lage erfährt. „Dad? Hier ist Amelia. Also noch geht es uns gut, allerdings haben wir ein kleines Problem. Genauer gesagt sogar drei ziemlich schnelle. Wir haben drei Autos hinter uns, welche uns verfolgen und dabei ein ordentliches Tempo drauf haben! Waffen haben sie übrigens auch! Bisher haben wir noch ein bisschen Abstand, allerdings weiß ich nicht mehr wie lange und es auszuprobieren habe ich auch nicht vor. Wir könnten daher ein bisschen Hilfe gebrauchen, denn zum kuscheln und Kaffeekränzchen sind sie sicher nicht hinter uns her!", erkläre ich wobei ich zum Ende hin schon fast schreie, da die Autos immer schneller näher kommen und schon fast auf unserer Höhe sind. „Wir werden kommen und euch helfen! Versucht so lange wie möglich irgendwie zu entkommen, ohne das einer von euch beiden draufgeht!", erhalten wir den Befehl, ehe aufgelegt wird.

Die laute Stimme unseres Vaters müsste sogar Santiago verstanden haben, welcher am Steuer sitzt. Meine Vermutung bestätigt sich durch ein weiters Beschleunigen und dem Spruch: „Dann wollen wir mal Katz und Maus spielen!", welcher von ihm stammt. Fassungslos starre ich ihn an. Denn wie ein Kinderspiel sieht das hier aber nicht aus...

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