Kapitel 58

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GOSSIP- Måneskin (feat. Tom Morello)
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Die laute Stimme unseres Vaters müsste sogar Santiago verstanden haben, welcher am Steuer sitzt. Meine Vermutung bestätigt sich durch ein weiters Beschleunigen und dem Spruch: „Dann wollen wir mal Katz und Maus spielen!", welcher von ihm stammt. Fassungslos starre ich ihn an. Denn wie ein Kinderspiel sieht das hier aber nicht aus...
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Amelia

„Was hast du jetzt vor? Warum wirst du langsamer?", schreie ich mein Bruder schon förmlich vor lauter Panik an. Er hat nur ungefähr eine Minute beschleunigt und seitdem ist er vom Gaspedal runter getreten. „Wenn wir so weit weg sind ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass ich treffe! Ich lasse die drei Autos jetzt näher kommen, damit ich dann wenn sie nah genug sind, schießen kann!", erklärt Santiago mir ruhig, während er immer wieder in den Rückspiegel schaut um den Abstand zu den anderen Autos zu kontrollieren. Anhand seines klaren Denkens merkt man, dass es nicht seine erste Verfolgungsjagd ist. Dafür aber meine! „Aber dann können sie uns doch auch besser treffen?!", stelle ich fest, wobei es eher nach einer Frage klingt. Meine Hände vergraben sich im Ledersitz und meine Fingernägel werden sicher ein paar Spuren hinterlassen, aber darüber mache ich mir in dem Moment keine Gedanken. Mein ganzer Kopf beschäftigt sich nur mit der Verfolgungsjagd. Warum zur sind die bitte hinter uns her? Was wird passieren, wenn sie uns kriegen? Werde ich sterben? Ein weiterer Schusswechsel holt mich aus meinen Gedanken. Santiago hat ein Auto so getroffen, dass es ins Schleudern gerät und schlussendlich immer weiter im Rückspiegel verschwindet. Es sind jetzt also nur noch zwei gegen eins! immer noch nicht fair.

„Hat Dad irgendwie erwähnt, wie lange sie brauchen werden?", fragt mein Bruder mich. „Außer ,dass sie kommen werden um uns zu helfen hat er nichts erwähnt. Doch eine Sache noch: wir sollen nicht draufgehen!", fasse ich das letzte Telefonat zusammen. Gerade als er etwas antworten will unterbreche ich ihn, denn die beiden Autos, die hinter uns her sind kommen immer näher. „Ich glaube wir sind jetzt nah genug, damit du schießen kannst!",erkläre ich. Aus rein physikalischer Sicht ist es möglich aus dieser Entfernung und Geschwindigkeit eins der beiden Autos punktgenau zutreffen, allerdings weiß ich nicht wie viel Adrenalin in dem Moment in seinem Körper vorhanden ist. Dies beeinflusst meine Rechnung nämlich ordentlich. Dementsprechend entscheide ich mich lieber dafür nur einen kleinen Hinweis zu geben, anstatt auf Besserwisser zu tun, denn gegen Erfahrungswerte kommt auch selbst mein IQ nicht an. „Ich hätte ja schon längst geschossen, allerdings habe ich kaum noch Patronen. Das ist das letzte Magazin was ich hier habe und meine letzten Schüsse werde ich lieber nur im absoluten Notfall verbrauchen. Uns bleibt also nichts anderes übrig, als wieder zu beschleunigen und hoffen, dass wir rechtzeitig Verstärkung bekommen, denn sonst sieht es schlecht für uns aus. Es befinden sich schätzungsweise drei Insassen in jedem Fahrzeug und du hast keine Kampferfahrung. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir also unverletzt aus der Situation rauskommen ist ziemlich gering!", meint er. Ich muss und will nicht einmal nachrechnen, denn unsere Chancen stehen wirklich ziemlich schlecht und ich will mich nicht noch mehr in Panik versetzen. Weil uns eine Panik Attacke jetzt aber wirklich nicht weiterhilft beschließe ich uns einfach versuchen abzulenken. Natürlich nur so viel, dass mein Bruder das Auto immer noch konzentriert lenken kann.

„Ich will ja nichts sagen, aber unsere Chancen würden jetzt deutlich besser stehen, wenn ich Kampf- und Schießerfahrungen hätte. Dann könnte ich nämlich schießen und du dich vollkommen auf das Lenken konzentrieren", fange ich zur Ablenkung eine Diskussion an. Der perfekte Zeitpunkt eine Diskussion anzufangen ist es nicht, dass weiß ich. Auch mein Bruder macht es mir noch einmal anhand seines Blickes deutlich. „Du bist also der Meinung, dass du es mit drei Ausgewachsenen Männern mit jahrelanger Kampferfahrung aufnehmen könntest, wenn du, einseinunddreißig Meter großer Kampfzwerg, Kampftraining bekommen hättest?", fragt mein Bruder mich mit deutlich hörbaren Zweifeln. „Ja!", stelle ich klar. Natürlich ist es unrealistisch, aber versuchen könnte ich es ja mal. Meine Knie kriege ich hoch genug und meine Fäuste bestehen aus dem selben Material wie ihre. „Wir lassen uns einfach nicht fangen und dann müssen wir uns auch keine Sorgen über deine nicht vorhandene Kampferfahrung machen, verstanden?", beendet Santiago unsere kleine Diskussion. Ergeben nicke ich, denn ihn jetzt noch zu verärgern wäre sehr unvorteilhaft. „Noch eine kleine Frage: die Autos die zu uns gehören sind nicht zufällig weiß oder?", frage ich nochmal sicherheitshalber nach. Verwirrt schüttelt mein Bruder den Kopf. „Also dann spielt unser Gegner echt mit unfairen Mitteln. Er hat jetzt nämlich noch ein paar Kumpels eingeladen, welche nun auch hinter uns her sind. Es ist jetzt also nicht mehr zwei gegen ein Auto, sondern fünf gegen eins! Echt nicht fair!", verkünde ich die nicht so erfreuliche Nachricht. Ein Blick in den Seitenspiegel bestätigt meinem Bruder meine Feststellung. Mit einem Fluchen und beschleunigen des Tempos reagiert er auf die neue Situation. „Ruf noch einmal Dad an und frage wo zum Teufel er und die Verstärkung bleibt! Es sieht nämlich echt nicht so gut für uns aus und der Sprit wird auch langsam knapp bei dem Tempo, welches wir fahren!", befehlt er. Ich komme seinem Befehl sehr gerne nach, denn wenn sie wirklich nur ein Kaffeekränzchen wollen ,habe ich den Kaffee vergessen und dem Feind in die geöffneten Arme laufen stand auch noch nie auf meiner To-Do Liste. Dementsprechend schnappe ich mir das Handy und wähle kurzerhand die Nummer, welche ich zuletzt angerufen habe.

„Ihr solltet euch mal ein bisschen sputen, denn es wird immer ungemütlicher für uns!", gebe ich den kurzen Statusbericht bekannt. Auf die Begrüßung verzichte ich jetzt mal, denn dafür bleibt jetzt keine Zeit. Mein Dad wird das aber mit Sicherheit verstehen und wenn nicht, dann kann hat er jetzt halt Pech gehabt. „Wir sind nur noch wenige Kilometer von eurem Standort entfernt. Wenn ihr dieses Tempo beibehaltet und euch nicht vom Highway abbringen lasst, dann müssten wir euch in wenigen Minuten behilflich sein können.", ertönt die Stimme unseres Vaters. „Das ist gut, denn die Autos, die hinter uns her sind haben jetzt auch Verstärkung bekommen ,unser Sprit wird immer knapper und ich habe auch fast keine Monition mehr. Beeilt euch also, denn sonst wird es gleich noch ungemütlicher, als es sowieso schon ist", fasst mein älterer Bruder zusammen.

Ich halte mich aus dem weiteren kleinen Wortwechsel raus. Stattdessen fokussiere ich mit abwechselnden Blick das Tachometer, welches immer weiter runter geht und den Seitenspiegel, welcher zeigt, dass unserer Verfolger immer näher kommen. Von unserer Unterstützung ist bisher noch nichts zu erkennen...

Nur der Wille zähltWhere stories live. Discover now