Kapitel 7

2.8K 77 20
                                    

Viva La Vida- Coldplay
-
Zufrieden und mit viel Vorfreude stehen wir Damen auf und machen uns auf den Weg nach unten. Beim Herausgehen werfe ich meinem Vater einen Luftkuss zu, welchen er mit einem schwachen Lächeln erwidert. Er bereut seine Entscheidung jetzt schon!
-

Amelia

Wir sind inzwischen schon mehrere Stunden dabei, uns Kleider auszusuchen und ich habe damit gerechnet, dass es anstrengend ist, allerdings habe ich es trotzdem noch maßlos unterschätzt. Meine Beine spüre ich inzwischen kaum noch und meine Fingerkuppen sind schon wund, durch das Reißverschluss auf- und zuziehen.

Unsere Mütter haben, sobald wir das Büro von Sophies Vater verlassen haben, alle unsere Schneiderinnen angerufen und ihnen gesagt, dass sie mit ein paar Kleidern hier im Anwesen erscheinen sollen, da wir drei Mädchen, welche benötigen.

Ich weiß nicht, ob die Verbindung während des Telefonates schlecht war, oder ob sie eine andere Definition von ein „paar Kleidern" haben, aber sie haben jegliches mitgebracht.

Nun stehe ich also vor den etlichen Kleiderstangen und suche nach dem Kleid und das bereits seit Stunden. Lina und Sophie haben schon jeweils ein wunderschönes Kleid gefunden.

Es ging bei den beiden rasch, da sie bereits wussten, wonach sie suchen wollen.

Für mich ist es das erste Mal, dass ich solch ein Kleid auf einer Gala trage, weshalb ich komplett überfordert mit der Situation bin.

Alle Kleider sind ziemlich auffällig und pompös.

Ich mache mir innerlich Druck, da ich Angst habe, dass ich dann zu sehr in der Masse auffalle und das will ich keineswegs. Ich will weder der Star des Abends sein, noch die Lachnummer. Mein Ziel ist es einfach nur mal Erfahrungen sammeln können. 

Leider nehmen mir die anderen diese Sorgen nicht, eher im Gegenteil. Die ersten Worte, die meine Mutter zu mir gesagt hat, sobald ich die Kleider gesehen habe, waren: »Du wirst wahrscheinlich im Mittelpunkt stehen, nur damit du Bescheid weißt!«.

Wenn ich das vorher gewusst hätte, dann hätte ich wahrscheinlich gar nicht erst meinen Vater gefragt, ob ich mitkommen darf.

Ich hasse es die Aufmerksamkeit von fremden Leuten zu haben, da ich mich dann sofort unwohl fühle. Sie beobachten jeden deiner Schritte und so kann es schnell sehr unangenehm werden. Es werden innerhalb von Sekunden sehr viele Vorurteile über einen gemacht und ein winziger Fehler fällt sofort auf. Es ist einfach ein extrem hoher Druck.

Sophie und Lina haben sich beide ein Kleid in ihrer Lieblingsfarbe ausgesucht und ich muss zugeben, dass sie wirklich unglaublich in diesen aussehen. Bei ihnen war es Liebe auf den ersten Blick.

Solch ein Glück hatte ich bis jetzt leider noch nicht. Alle helfen mit und reichen mir ein Kleid nach dem anderen, um es anzuprobieren und hoffentlich bald das richtige zu finden. Inzwischen habe ich schon knapp 25 Kleider anprobiert und ich kann nicht mehr.

»Kann ich dir sonst noch was reichen?«, fragt mich Linas Mutter leicht lächelnd und zeigt mit ihrer Hand durch den Raum.

Ich folge dieser mit meinem Blick und bleibe an der Tür hängen.

»Du kannst mir gerne die Tür reichen, dann kann ich gehen«. Leider tut sie dies nicht, sondern fängt stattdessen an, zu lachen.

Nur der Wille zähltWhere stories live. Discover now