Kapitel 99

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Imagination- Shawn Mendes
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„Amelia, ich muss dir so viel erzählen!", beginnt sie aufgeregt, sobald Blake die Tür hinter sich geschlossen hat um uns beiden ein wenig Privatsphäre zu geben. Auch meine Aufregung steigt von Sekunde zu Sekunde. Auffordernd gucke ich sie an und deute ihr weiterzumachen. „Es geht um deinen Bruder- ", beginnt sie hält dann aber inne. Mit weit aufgerissenen Augen starre ich sie förmlich an. Was ist mit Santiago?
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Amelia

„Was ist mit meinem Bruder?", frage ich sie und merke eine gewisse Panik in mir. „Nein, nein! Es ist alles gut!", versucht sie mich zu beruhigen. Augenblicklich entspanne ich mich. „Also fast...", murmelt sie leise vor sich hin. Allerdings nicht leise genug, denn ich habe ihre Worte verstanden und die Panik kriecht erneut in mir hoch. „Was ist mit meinem Bruder, Chayana?", schreie ich sie schon fast an. Wenn man meinen Puls jetzt gerade messen würde, dann würde man auf mindestens 180 Herzschläge pro Minute kommen, wenn nicht sogar mehr. „Es ist nichts mit deinem Bruder, also irgendwie doch, aber nicht ganz-", beginnt sie, hält dann aber inne. Sie merkt selber, dass sie mich mit ihrem drum herumreden nur noch panischer macht als sowieso schon. Kurz holt sie tief Luft, greift nach meinen Händen, zerdrückt diese fast und nuschelt in Rekordtempo: „IchhabemichindeinenBruderverliebt!".Mit zugekniffenen Augen wendet sie ihren Blick ab, um nicht in meine Augen schauen zu müssen. Es scheint so, als ob sie Angst vor meiner Reaktion hätte. „Was?", frage ich und muss erstmal das verarbeiten, was sie gerade gesagt hat. „Ich habe mich in deinen Bruder verliebt!", erklärt sie ehrlich und lässt meine Hände vorsichtig los. „Ich habe dich schon verstanden. Ich muss es nur erstmal verdauen...",murmle ich und ziehe meine Hände in meinen Schoß. Ein paar Augenblicke ist es ruhig. Ich blicke an meine weiße Zimmerdecke und muss erst einmal meine Gedanken sortieren. Nach wenigen Sekunden muss ich jedoch breit grinsen und haue ihr spielerisch mit der Faust auf ihre Schulter. „Du bist in meinen Bruder verliebt? In diesen Idioten?",versichere ich mich noch einmal bei ihr. „Ja! Ich bin in Santiago verliebt! Ich habe Gefühle für ihn!",seufzt sie. Aufgeregt quietsche ich und klatsche in meine Hände. „Ich freue mich so für euch! Ich habe echt nie geglaubt, dass sich irgendjemand jemals für diese Mülltüte interessieren wird!", schreie ich schon fast und schüttle sie währenddessen an den Schultern hin und her. „Moment mal! Du bist nicht sauer?", fragt sie mich überrascht und öffnet ihre Augen. „Warum sollte ich sauer sein?", antworte ich irritiert. Fragend gucke ich sie an. „Schließlich musst du ihn dann mit mir teilen. Vorausgesetzt er erwidert meine Liebe!". „Ich habe noch sechs weitere Idioten, die ganz alleine mir gehören!  Außerdem ist er ja nicht aus der Welt", grinse ich, welches sofort von Chayana erwidert wird. „Du hast ihm aber noch nicht gesagt, dass du Gefühle für ihn hast?". „Nein! Ihn hat dein Gesundheitszustand ziemlich zu schaffen gemacht, weshalb ich ihn auch nicht noch mit meinem Liebesgeschwafel belasten wollte!",spricht sie ehrlich. „Um Gottes Willen! Ihr seid echt süß!",kichere ich verträumt. „Ach ja? Wie sieht es denn bei dir beim Thema Liebe aus?",will sie Augenbrauen wackelnd wissen. Sofort erhitzen meine Wangen und ich merke wie ich rot werde. „Nun ja...",versuche ich die passenden Worte zu finden. „Ich will alle Details!",unterbricht sie mich. Seufzend erzähle ich ihr dann die ganze Geschichte von Adriano und mir. Angefangen vom Blickkontakt auf dem Campingplatz bis hin zu den täglichen Nachrichten, die ich von ihm bekomme.

„Ich kann es kaum glauben! Das ist ja sowas von knuffig!",kommentiert sie verträumt. „Knuffig?", frage ich sie skeptisch. „Ja! Unglaublich knuffig!", korrigiert sie mich. „Wie auch immer! Wir werden nie ein zusammenkommen können!",spreche ich und versuche ihr so alle Hoffnungen zu nehmen und meine direkt mit. „Warum?",fragt sie irritiert. Ihre Augen bohren sich förmlich in meinen Körper und dies lässt mich unruhig in meinem Bett hin und her rutschen. „Meine Familie ist... wie soll ich sagen?", versuche ich es zu erklären. „Ich weiß, dass deine Familie die größte und stärkste Mafia der Welt anführt!", gibt sie schulterzuckend zu. „Und das wird euch aber trotzdem nicht hinder ein Paar zu werden!", spricht sie weiter. „Woher?", frage ich sie überrascht. „Santiago hat mir alles erklärt. Ich hatte es aber schon vermutet, seitdem er diese zwei Männer umgebracht hat, die sich an mir vergreifen wollten!",gibt sie zu. „Und du bist nicht abgeschreckt?", will ich unglaubwürdig wissen. „Nein! Zugegebenermaßen habe ich deinen Bruder die ersten Tage ein wenig gemieden, weil ich es schon ein wenig angsteinflößend fand. Aber diesem Gummibärchen konnte ich nicht lange widerstehen!". „Gummibärchen?",lache ich. „Ja! Gummibärchen haben immer so einen großen Kopf und da sein Bruder auch so einen Dickschädel hat, passt das wie Arsch auf Eimer!". Grinsend schüttele ich den Kopf. „Ich bin mir aber nicht so sicher, ob Adriano es auch so locker sehen würde. Schließlich müssten seine Eltern dann der Mafia beitreten und ich glaube kaum, dass sie das machen würden!",erkläre ich meine Bedenken. „Frag sie doch mal!". „Wie denn? ‚Ey Eltern von Adriano: habt ihr Bock einer Mafia beizutreten? Einmaliges Angebot!' oder wie?", frage ich Chayana. Diese muss laut loslachen und fällt dabei sogar fast vom Bett. „Also so würde ich das jetzt nicht machen!", lacht sie und wischt sich dabei die Tränen weg! „Wie dann?", will ich wissen. „Keine Ahnung! Lass es einfach auf dich zukommen!". Seufzend nicke ich. „Warum ist das alles nur so schwer?". „Keine Ahnung, aber wenn das alles zu leicht ist, dann ist es falsch! Das weiß ich aus Mathe!", erklärt sie grinsend.

„Denkst du, dass ich es mal versuchen sollte meine Brüder und Eltern zu überreden, ob Adriano und seine Familie zum Grillen oder so vorbeikommen können?". „Klar! Ich helfe dir auch dabei! Santiago werde ich auch überredet bekommen! Lass das mal meine Sorge sein", unterstützt Chayana mich. Ich liebe diese Frau jetzt schon. „Blake und meine Mutter werden auch dafür sein. Die härtesten Nüsse werden wahrscheinlich mein Vater und Leonardo sein! Die beiden sehen es schon als versuchte Körperverletzung, wenn ein Junge mich auch nur anguckt!". „Frag sie doch einfach! Mehr als dagegen zu sein können sie doch nicht und wenn du deine Mutter auf deiner Seite hast, dann hast du schon einen immensen Vorteil!", redet sie mir gut zu. „Okay! Ich frage sie aber nur, wenn du meinem Bruder deine Liebe gestehst!", erpresse ich sie und muss sofort grinsen, als sie mich mit weit aufgerissenen Augen anstarrt. „Ich kann ihn doch nicht einfach so meine Liebe gestehen! Ich kenne ihn doch gar nicht so lange!", erklärt sie mit aufkommender Panik. „Ihr werdet euch sowieso erst in einer Beziehung richtig kennen lernen! Von außen als auch von innen!", lache ich Augenbraunen wackelnd. Mit hochroten Kopf starrt sie mich an. „Wehe!", droht sie mir. „SANTIAGO!", rufe ich laut. Augenblicklich hört man Fußstapfen und dann wird meine Tür auch schon geöffnet. „Ja? Alles gut?", will er sofort wissen und schweift mit seinem Blick einmal über meinen Körper. „Ja, mir geht es super!", beruhige ich ihn. „Chayana will dir aber was sagen!", grinse ich. Fragend guckt mein Bruder zu der hochroten Chayana. Ihr ist die Situation sichtlich unangenehm. „Am besten geht ihr dafür in dein Zimmer! Ich würde auch ja gerne die Privatsphäre lassen, allerdings darf ich mich nicht aus dem Bett bewegen!", rate ich beiden. Wenn Blicke töten könnten, dann wäre ich jetzt nicht nur tot, sondern auch schon geröstet! Zögerlich geht Chayana zu meinem Bruder. Einen irritierten und unsicheren Blick schenkt er mir noch, bevor er vorsichtig nach ihrer Hand greift und sie aus meinem Zimmer zieht. Mit einem Klack schließt sich meine Tür und ich lasse mich breit grinsend mit dem Oberkörper zurück in die Kissen fallen. Hoffentlich kommen die beiden zusammen! Die Daumen sind gedrückt!

Nach ein paar Sekunden Stille in denen ich einfach nur entspannt in meinem Bett lag und nichts außer atmen gemacht habe, greife ich nach meinem Handy und schreibe meiner Mutter und meinem ältesten Bruder eine Nachricht wo ich frage, ob sie kurz zu mir kommen könnten. Nach wenigen Sekunden erhalte ich von beiden schon einen Daumen nach oben, weshalb ich mein Handy wieder aus der Hand lege. Nun bin ich diejenige, die wieder ein wenig nervös ist.

Nur der Wille zähltWhere stories live. Discover now