Kapitel 68

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Gimme, Gimme, Gimme- ABBA
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„Ich bin gespannt was dieses Jahr bei unserem ersten Grillen passiert. Ich hoffe einfach , dass das Schicksal es gut mit mir meint!", lacht mein Bruder. Auch ich muss lachen, bete aber vorsichtshalber nochmal schnell. Hoffentlich meint das Schicksal es heute gut mit uns...
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Amelia

„Da seid ihr ja endlich! Ich dachte schon euch ist was passiert und ihr würdet nie ankommen! Jetzt kommt schnell in den Garten bevor die anderen ohne uns anfangen!", begrüßt uns unsere Mutter und läuft dann ohne auf uns zu warten hastig zu den anderen. Schmunzelnd schaue ich zu meinem Bruder, welcher in dem Moment auch schmunzelnd zu mir guckt. Ein paar Sekunden schauen wir uns einfach nur an, ehe wir in Gelächter ausbrechen. Jedes Jahr ist unsere Mutter nervös vor dem ersten Grillen des Jahres, was ja auch durch die Vorfälle der letzten Jahre verständlich ist. In den letzen Jahren ist die Anspannung aber um einiges gestiegen, weshalb es mich wundert, dass sie so kurzfristig beschlossen hat heute zu grillen. Letztes Jahr hat sie drei Wochen vorher mit den Planungen begonnen und uns alle damit verrückt gemacht. Mein Vater hat sie dann zum Glück nach einer gefühlten halben Ewigkeit überredet bekommen  es einfach auf sich zukommen zu lassen. Immerhin hätten wir es ja auch die letzten Jahre überlebt. Ob wir dieses Jahr überleben weiß ich nicht, allerdings hoffe ich es. Als wir im Garten ankommen staune ich nicht schlecht. Es steht bereits alles bereit und es sind wirklich schon alle anwesend. Santiago und ich sind die letzten die noch fehlen und dann sind wir komplett. Überall wurden kleine Lichter aufgehängt, welche durch die immer tiefer stehende Sonne mehr und mehr in den Vordergrund rücken. Am Grill stehen bereits Ben und Joe, welche bereits voll in ihrem Element sind. Trotzdem lachen sie ausgelassen und machen einen sehr entspannten Eindruck. Diesen machen auch meine anderen Brüder und mein Vater. Lachend sitzen sie am großen Tisch, welcher mitten auf den Rasen platziert wurde und unterhalten sich über Themen, wo jeder was zu sagen kann. Zumindest scheint es so, denn jeder wirft mal irgendwas ein. Die Stimmung ist wirklich gut, allerdings hat die keine Wirkung auf unsere Mutter. Alle paar Sekunden eilt sie an uns vorbei und merkt noch irgendwas an, was in ihren Augen noch nicht perfekt scheint. Was so seltene Angelegenheiten angeht ist sie ziemlich perfektionistisch. Wie sie in den hohen Schuhe so schnell laufen kann ohne umzuknicken und sich was zu brechen ist auch ein Wunder. „Ich habe noch nie eine Frau gesehen, die in so hohen Stelzen so schnell hin und her flitzen kann!", kommentiert mein Bruder, als sie mal wieder an uns vorbeiläuft. Nickend stimme ich ihm zu. Diese Frau ist wirklich nicht normal, aber das wäre ja auch langweilig. Wie bestellt und nicht abgeholt stehen wir nun auf der Terrasse und beobachten interessiert das Geschehen. Bis jetzt gab es anscheinend noch keine Probleme, allerdings kann sich das ganz schnell ändern. Ich hoffe echt, dass dieses Jahr niemand Pech hat und ausnahmsweise mal alles nach Plan läuft. Manchmal ist es die Hoffnung, die uns lächeln lässt. Und manchmal ein Lächeln, das uns hoffen lässt. In diesem Fall trifft beides zu.

„Wollt ihr da noch Wurzeln schlagen oder gesellt ihr euch zu uns?", ruft Valentino uns lachend zu. Sie haben ihr Gespräch inzwischen unterbrochen und nun sind alle Augen auf uns gerichtet. Santiago steigt mit in sein Lachen ein und schnappt sich meine Hand. An dieser zieht er mich dann quer über den Rasen, bis meine Mutter plötzlich etwas aus dem Haus rausschreit. Dadurch, dass wir bereits einige Meter von der Verbindungstür zum Wohnzimmer entfernt sind, verstehe ich sie kaum und bleibe deshalb stehen. Irritiert schaue ich zu erst in die Richtung, aus der die Worte meiner Mutter kamen um dann zu verstehen, was oder wen sie gerufen hat. Dort steht sie allerdings nicht mehr, weshalb ich fragend zu meinen Brüdern schaue. Diese haben aber genauso wenig verstanden, weshalb sie nur mit den Schultern zucken. Meint sie mich? Soll ich zu ihr kommen? „Wenn es wichtig wäre, würde sie schon hier stehen!", beruhigt mich mein Vater lachend, nachdem er meinen überlegenden Gesichtsausdruck gesehen hat. Schmunzelnd nicke ich und will gerade wieder losgehen, als plötzlich ein leisen Geräusch vor mir auf dem Boden ertönt. Meine Augen wandern zum Boden wo sie plötzlich ihre dreifache Größe annehmen. Anscheinend hat der Rest meiner Familie das Geschehen mitbekommen, denn meine Brüder kugeln sich bereits vor lachen auf dem Boden und auch mein Vater kriegt sich nicht mehrt ein. Hinter mir ertönt auch ein Lachen, welches ich als das meiner Mutter identifizieren kann. Meine Aufmerksamkeit befindet sich allerdings immer noch auf dem Boden. Ganz realisieren kann ich es nicht. Hat mich gerade ernsthaft fast ein Vogel angekackt? „Das soll Glück bringen, Schwesterchen! Und jetzt komm! Ich bringe dich in Sicherheit und beschütze dich vor weiteren Luftangriffen! Sei froh, dass Elefanten nicht fliegen können, weil wenn dich dann wortwörtlich die Scheiße trifft, hast du deutlich länger was davon, als bei einem Vogel!", lacht mein Bruder neben mir, ehe er mich wieder mitzieht. Ist das jetzt ein gutes Zeichen dafür, dass heute nichts mehr passieren wird, oder ist das nur der Anfang gewesen? Weil es ja eigentlich heißt, dass es Glück bringen soll von einem Vogel angekackt zu werden. Da ich innerlich so mit dieser Frage beschäftigt bin, merke ich nicht, dass wir bereits bei den anderen ankommen sind. Sobald ich in seiner Reichweite bin, greift Blake nach mir uns platziert mich lachend auf seinem Schoß.

„Hab ich dich du kleiner Pechvogel!", spaßt er. Im Gegensatz zu ihm und den anderen habe ich kein Lachen auf den Lippen und gucke ihn entgeistert an. „Entschuldige, Engel! Aber diesen Witz konnte ich mir echt nicht verkneifen!". Bevor ich dazu noch was sagen kann, werde ich von Mom unterbrochen. „Kann mir irgendjemand kurz helfen die Lampe von drinnen zu holen? Alleine kriege ich sie nicht getragen!". Zusammen mit Alejandro, welcher sich dazu bereiterklärt hat ,begibt sie dich wieder auf den Weg nach drinnen. Keine zwei Minuten sind die beiden im Haus, da hört man plötzlich einen sehr unmännlichen Schrei, ein Fluchen, welches eindeutig von Matteo kommt und ein Lachen von meiner Mutter. Seine Hand in der anderen Hand haltend kommt er mit einem wütenden Gesichtsausdruck auf uns zugelaufen. „Amelia, es freut mich ja, dass du so eine Vorliebe für Kakteen hast, aber kannst du sie bitte nicht oben auf den Schrank stellen? Nichts ahnend habe ich versucht, die Vase vom Schrank zu holen, habe aber statt die Vase in deine Katkteen- Sammlung gegriffen. Jetzt habe ich voll viele Stacheln in meiner Hand!", beschwert er sich stark gestikulierend. Meine leichte Wut auf Blakes Wortspiel ist wie verflogen und stattdessen empfinde ich jetzt leichte Angst. Nicht um Matteo, denn der wird das hoffentlich schon durchstehen. Ich mache mir Sorgen um meine Kakteen, denn die stehen nicht ohne Grund auf dem Schrank. Vor ein paar Wochen hat Lina nämlich voll in meine Sammlung rein gefasst, als sie mein Ankleidezimmer neu sortieren wollte. Dort standen sie nämlich vorher, bevor Sophie da rein gefasst hat, als sie auf meiner Fensterbank standen. Ich vermute, wenn das so weiter geht sind sie wahrscheinlich bald nackt. Dann heißen sie nicht mehr Kakteen sondern Nackteen. Eine ganz neue Art.

„Meine armen Kakteen!", rufe ich voller Sorge und springe von Blakes Schoß. Ohne lange zu überlegen renne ich extra schnell ins Haus um möglichen Luftangriffen zu entkommen und meine Kakteen zu besichtigen. Das kann ja noch ein lustiger Abend werden, denn noch hat er gar nicht richtig angefangen!

Nur der Wille zähltDonde viven las historias. Descúbrelo ahora