Kapitel 73

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Memories- Conan Gray
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Schweißgebadet und mit einer Schnappatmung wache ich ruckartig aus meinem Schlaf. Aufrecht im Bett sitzend lasse ich meine Augen durch den Raum wo ich mich befinde schweifen und kann ihn als mein Zimmer identifizieren. Ein Blick auf meine Uhr auf meinem Nachttisch verrät, dass wir gerade 4:48 haben. Weder möchte noch kann ich jetzt wieder einschlafen. Immer wieder tauchen mir die Bilder von den drei Personen in mein Gedächtnis. Die ältere Frau, die Frau im mittleren Alter und schlussendlich Sophie. Dass sie in meinem Traum war ,schockiert mich am meisten. Außerdem sind auch noch die kaputten Eier und dabei immer wieder der Satz: ‚Du hast nicht einmal ein Lebensmittel verdient' in meinem Gedächtnis. Und es stimmt: ich habe nichts verdient. Auch keine Lebensmittel!
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Leonardo

Durch eine unerträgliche Wärme wache ich mitten aus meinem Tiefschlaf auf. Durch einen Blick auf meinen Körper kann ich auch direkt feststellen, was diese Wärme auslöst. Über mir befindet sich eine dicke Wolldecke, welche meinen kompletten Körper umhüllt. So schnell wie ich kann strample ich sie mithilfe meiner Füße von mir bis ich sie mit einem fast lautlosen Geräusch am Boden auftreffen höre. Ein leichtes Lächeln schleicht sich in mein Gesicht. Anschließend hole erstmal tief Luft und genieße die verhältnismäßig kalte Luft um mich herum. Wer einatmet muss ausatmen, wer einschläft muss ausschlafen. Dem Motto gehe ich nach und mache dafür meine Augen wieder zu. Schließlich soll man seine Träume nicht aufgeben, weswegen ich lieber wieder schnell einschlafe. In meinem Traum habe ich gerade gegen Piraten gekämpft und war gerade dabei zu gewinnen. Diesen Kampf möchte ich jetzt nicht aufgeben. Nach mehreren Minuten und unendlich vielen Wechseln meiner Schlafposition gebe ich aber schlussendlich doch auf. Die Erkenntnis, dass ich heute nicht mehr herausfinden kann, ob ich den Kampf gewinne lässt mich einen bösen Blick zu der auf dem Boden liegenden Decke werfen. Diese werde ich auf jeden Fall so schnell nicht noch einmal benutzen. Warum habe ich überhaupt eine Decke benutzt? Es soll heute bis zu 30 Grad werden und ich liege im Bett immer mit einem Hoodie und einer Jogginghose. Fassungslos und wütend auf mich selbst schüttle ich den Kopf, wobei meine Augen an der Digitaluhr auf meiner Kommode hängen bleiben. Ist es wirklich schon sechs Uhr? Ich meine ich schlafe zwar immer länger,  denn so eine Schönheit hat schließlich seinen Preis, aber da ich jetzt sowieso nicht mehr einschlafen kann, kann ich die Zeit auch produktiv nutzen. Mit einer sehr begrenzten Menge an Motivation schwinge ich mich aus dem Bett und schleife mich in das anliegende Badezimmer. Dort habe ich immer eine Schublade mit ein paar Kleidungsstücken von mir drin, weswegen ich nicht noch vorher zum Ankleidezimmer muss. Ich bin nämlich morgens nicht faul, sondern nur im Energiesparmodus. Jeder Schritt, den ich vermeiden kann wird vermieden. Im Badezimmer müssen sich erstmal meine Augen an die Helligkeit gewöhnen. Wenn Amelia und ich eine Sache auf jeden Fall gemeinsam haben, dann dass wir nicht mit offenen Jalousien schlafen können. Dieses Licht morgens in seinem Gesicht kann ich nämlich überhaupt nicht ab. Nach einer schönen erfrischenden Dusche, bei der ich durch die Müdigkeit fast beim gähnen ertrunken bin, trete ich frisch gestylt aus meinem Zimmer. Tatsächlich ist es im Haus außergewöhnlich still, was sonst nie ist. Zumindest bei der Uhrzeit bei der ich sonst aufstehe. Belustigt, dass ich mal der erste bin der hier rumläuft ,stolziere ich zur Treppe. An Amelias Tür nehme ich jedoch leise Geräusche wahr, weshalb ich vorsichtig die Türklinke runterdrücke und ins Zimmer blicke. Sofort muss ich mir ein Lachen verkneifen. Leise fluchend liegt meine kleine Schwester halb unter dem Bett und versucht mit Mühe und Not an irgendwas ranzukommen. Mit einem Ruck ziehe ich sie an den Beinen hervor und blicke in ihre erschrockenes Gesicht. Nun kann ich mein Lachen endgültig nicht mehr halten. In diesem Moment bin ich echt froh, dass ich die Tür hinter mir wieder verschlossen habe, denn sonst wären hier alle innerhalb der nächsten zwei Minuten versammelt.

„Guten Morgen, Sweety!", begrüße ich sie als ich mich von meinem kleinen Lachanfall erholt habe. „Erschreck mich doch nicht so! Dir aber auch einen wunderschönen guten Morgen! Bist du krank?", fragt sie mich verwirrt. Nun bin ich derjenige, der sie irritiert anstarrt. „Warum sollte ich krank sein? Ich fühle mich eigentlich top fit!", gestehe ich. „Ich glaube ich rufe wirklich mal Martin an!". „Warum? Mir geht es super!", widerspreche ich ihr. „Hast du Fieber oder so?", fragt sie weiter, während ihr Hand auf meiner Stirn liegt. Beruhigend nehme ich ihre Hand von meiner Stirn. „Meine liebe kleine Schwester: mir geht es super!". „Aber warum bist du schon so früh wach? Normalerweise bist du um diese Uhrzeit noch im Tiefschlaf und jagst jeden, der auch nur in die Nähe deines Zimmers kommt mit den Worten: „Der frühe Vogel kann mich mal!" davon!", entgegnet sie lachend. Auch ich muss nun schmunzeln. Es kann halt nicht jeder ein Frühaufsteher sein. „Und deshalb machst du dir Sorgen um mich? Weil ich einmal früh wach bin?". Leicht beschämt nickt sie. Grinsend ziehe ich sie in meine Arme. „Ich bin ehrlich gesagt auch sehr erstaunt und hätte es auch nicht für möglich gehalten so früh am morgen auf den Beinen zu sein!", erkläre ich. „So wie ich dich kenne hat es aber einen Grund!".Der beschämte Gesichtsausdruck hat sich inzwischen wieder in einen lächelnden verwandelt. „Stimmt! Meine verfluchte Decke hat mich im Schlaf gebraten und nun habe ich gegrillte Eier!". Angeekelt verzieht sie das Gesicht. „Ich hoffe du meinst die Spiegeleier in der Küche. Denn sogar die sind wahrscheinlich großer als deine!", provoziert sie mich, wobei sie bei dem Wort ‚Spiegeleier' einmal kurz zögert und schlucken muss. Das nehme ich aber gar nicht wirklich wahr. Mit weit aufgerissenen Augen starre ich sie an. Mir fällt sogar die Kinnlade runter. Dieses kleine Biest! „Hat dir diese Erkenntnis etwa die Sprache verschlagen!", haut sie weiter heraus. Jetzt reicht es mir aber. Mit einer schnellen Bewegung reiße ihr den Boden unter den Füßen weg und fange sie anschließend vorbildlich mit meinen Armen auf. Zusammen mit ihr stolziere ich die Treppe runter und gehe direkt in den Garten.

„Was machst du?", fragt sie irritiert. Ohne auf ihre Frage einzugehen setze ich meinen Weg weiter fort. „Hallo, Leo?", redet sie weiter. Mit jedem Meter, mit dem wir uns von unserer Villa entfernen wird sie unsicherer. „Leo, lass mich sofort runter!", schreit sie sofort sobald sie mein Vorhaben durchschaut. „Mit dem größten Vergnügen!", entgegne ich ihr. Dann lasse ich sie in den Pool fallen. Tja, lege dich besser nicht mit deinem älteren Bruder an!

Nur der Wille zähltWhere stories live. Discover now