Kapitel 27

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Ain't Your Mama- Jennifer Lopez
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„Ich weiß nicht mehr was wir machen können! Sie reagiert auf gar nichts. Ich habe das Gefühl, ich hätte meine beste Freundin verloren", weint Sophie. Wir alle gucken zu Amelia, welche auf Leonardos Schoß sitzt. Ihr Blick weiterhin starr nach vorne gerichtet und ihr Mund zu einem geraden Strich gezogen. Wir haben alle das Gefühl, dass wir etwas verloren haben... hoffentlich nicht für immer!
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Amelia

Nach einer Zeit merke ich wieder, wie sich meine Umgebung bewegt. Laufen selbst tue ich allerdings nicht, weshalb ich also getragen werde. Dann spüre ich auf einmal eine Veränderung an meinem Rücken. Statt einer muskulösen Brust spüre ich eine bequeme Matratze unter mir. Ich muss also im Bett liegen...

Da liege ich nun und kann wieder nichts anderes machen, als an die Decke zu starren. Jeder Versuch mein Blick woanders hinzurichten, scheitert. Ich habe weiterhin keine Kontrolle mehr über mich selbst. Irgendwann fallen meine Augen zu und ich versinke in die schwarze Welt.

Ich wache auf, als die Sonne meine Nase kitzelt. Grummelnd drehe ich mich zur Seite, um irgendwie weiterschlafen zu können.  Moment mal... ich kann mich bewegen. Mit dieser Erkenntnis reiße ich meine Augen auf und schaue einmal durch den Raum. Und tatsächlich: mein Körper gehorcht mir wieder! Ich befinde mich gerade in meinem Zimmer. Alleine. Grinsend, mit der Erkenntnis mich wieder bewegen zu können, fühle ich mit meiner Hand das Bettlaken neben mir. Es ist noch leicht warm, also müssten alle noch unten sein und frühstücken.

Vorsichtig schwinge ich meine Beine über das Bett um meinen Kreislauf nicht zu überlasten. Das letzte was ich jetzt brauche, ist wie ein platter Pancake auf den Boden zu klatschen. Nach ein paar Sekunden stehe ich dann vollständig auf und schiebe meine Türen zur Seite. Schnell gucke ich, ob der Gang leer ist. Das Glück scheint heute echt auf meiner Seite zu sein, denn keine Menschenseele ist zu sehen. Nur mehrere Stimmen höre ich. Sie kommen aus Richtung Esszimmer. Schnell tapse ich dorthin.

Als Tom und Marc mich sehen, fällt ihnen erstmal die Kinnlade runter. Dann stürmen sie auf mich zu und verwickeln mich in eine Umarmung. Es ist eine Umarmung die aus dem Herzen kommt. Auch schwingt eine Menge Erleichterung dabei. War mein Verhalten in den letzten Tagen wirklich so Besorgniserregend?

„Weiß deine Familie schon, dass du wieder ganz die alte bist?", fragt Tom und schaut mich dabei glücklich an.

„Nope! Ich wollte sie gerade damit überraschen", grinse ich.

„Na dann wollen wir dich mal nicht länger aufhalten.". Mit diesen Worten öffnen sie mir die Tür zum Esszimmer. Als die Tür aufgeht, herrscht plötzlich Stille.

Diese wird allerdings beendet, als mein jüngster Bruder auf mich zu gerannt kommt, mich hochhebt und mich feste knuddelt. Ich muss kichern, da es echt kitzelt seinen Atem an meinem Nacken zu spüren. Das liegt aber vielleicht auch daran, dass ich der kitzeligste Mensch bin, den die Welt je gesehen hat.

„Das habe ich so vermisst", flüstert er, während er weiterhin seinen Kopf an meiner Halsbeuge vergräbt. In dieser Position verweilen wir ein bisschen, bis ich plötzlich von Leo weggezogen werde und an einen anderen Oberkörper gepresst werde.

„Du hast mir so einen Schrecken eingejagt! Mach das bloß nie wieder! Du sahst aus wie eine Leiche. Gar nicht ansprechbar und kein glitzern in den Augen!", raunt Valentino in mein Ohr.

So geht es die ganze Zeit. Ich werde von einem Bruder zum nächsten gereicht. Wie eine Trophäe. Ausmachen tut es mir aber nichts, denn ich habe sie auch ziemlich vermisst. Ich war zwar die ganze Zeit da, aber ich war nicht ich selber. Ich hatte keine Kontrolle über meinen Körper und konnte nicht mit meiner Familie reden, kuscheln und ihnen auf den Keks gehen. Gut, die letzte Sache habe sicher nur ich vermisst, aber bei den anderen Sachen stimmen sie mir sicherlich zu.

„Wie hast du es geschafft wieder du selbst zu werden? Du warst wie tot....", sprach meine Mutter nun vorsichtig mit Tränen in den Augen. Ich hatte schon vermutet, dass sie diese Frage stellen werden, allerdings nie eine Antwort was ich sagen könnte.

„Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Gestern Abend hatte ich noch keine Kontrolle. Auch als ich eingeschlafen bin, war ich wie ein Stein. Aber als ich heute morgen aufgewacht bin, war alles wieder normal. Ich war wieder ich und habe mich so gefühlt wie jetzt. Glücklich. Klar belastet mich diese Sache mit Kathy weiterhin, allerdings hatte ich jetzt genug Zeit darüber klarzukommen und nachzudenken. Ich habe ihr eine Chance gegeben eine tolle Freundschaft zu entwickeln und diese hat sie nicht ergriffen. Ich habe in diesem Sinne also nichts falsch gemacht und auch keinen Grund nicht weiterhin glücklich zu sein. Wie davor. Diejenige, die sich schämen sollte und traurig sein müsste ist Kathy. Ich habe keine Ahnung, wo sie jetzt ist und was mit ihr passiert, aber ich glaube sie hatte schon Strafe genug, weil sie sich die Freundschaft kaputt gemacht hat.", spreche ich nun. Dabei lehne ich mich an die Brust meines Vaters auf dessen Schoß ich sitze.

„Die komplette Gang ist in einer unserer Lagerhallen. Was mit ihnen passiert müssen wir noch gucken, aber ich bin mir sicher, dass alle ihre gerechter Strafe bekommen werden. Auch Kathy. Sie vielleicht nur mit deinen Worten im Wald, aber wir glauben trotzdem, dass sie genauso wehtun wie physische Schmerzen.", erklär mir Blake, während er mir eine lose Haarsträhne hinters Ohr streicht.

„Ich glaube, dass du dich mal bei deinen beiden Freundinnen melden solltest!", lockert Mom die Stimmung. „Die beiden sind nämlich am Boden zerstört und gehen allen mächtig auf die Nerven. Ich weiß nicht, wie lange die anderen dass noch aushalten.", kichert sie.

Nachdem sie ihren Satz beendet hat ,muss ich auflachen. Ja, dass klingt nach den beiden. Zügig löse ich mich aus dem Griff meines Dads und renne nach oben, um mir mein Handy zu holen. Dann tippe ich schnell auf die Kontakte der beiden und anschließend auf das ‚Anruf'- Symbol. Es klingelt keine drei Sekunden, da haben die beiden schon abgehoben.

„Hallöchen! Mir hat da ein Vögelchen gezwitschert, dass ihr euren Familien mächtig auf die Nerven geht.", lache ich.

„Amelia?! Bist du das? Gehts dir wieder gut? Warum warst du so abwesend? Ich habe mir so welche Sorgen gemacht. Du musst mir alles genau erzählen.", sprudelt es aus Lina auch schon los. Okay, ich habe wirklich Mitleid mit ihren Brüdern und Eltern. Sie ist ja wirklich komplett aufgedreht.

„Ich glaube, dass dauert zulange um es am Telefon zu erklären, aber wenn ihr wollt ,könnt ihr sicherlich vorbeikommen. ich muss nur kurz meine Familie fragen. Dann kann ich euch alles erklären!", antworte ich Lina grinsend. Sie kann es zwar nicht sehen, allerdings hört man es schon deutlich, dass es mich amüsiert.

„Okay, wie fragen auch!",versichert mir Sophie ehe sie auch schon den Anruf beendet. Verwundert gucke ich auf meine Anrufliste. Hat sie jetzt wirklich einfach so aufgelegt? Kopfschüttelnd und fassungslos gehe ich die Treppe runter zu dem Rest der Bande. Mal gucken, ob es mit den Treffen klappt....

Nur der Wille zähltWhere stories live. Discover now