In Hell's Kitchen

Kapitel 60

60

"Geh rauf in dein Zimmer, Harry.", sagte meine Mutter und half mir von der Treppenstufe auf. Ich schluchzte immer noch ein wenig über das Gespräch zwischen ihr und meinem egoistischen Vater. Langsam trottete ich zu der Tür und schaute nochmal zurück zur Treppe, wo meine Mutter noch stand und mir nach sah. Sie warf mir ein aufmunterndes Lächeln zu. Aber mir war nicht danach es zu erwidern.

Ich betrat das Gästezimmer, was mein Vater eigentlich schön eingerichtet hatte. Aber ich bemerkte, dass er dachte, dass ich noch sein kleiner Junge war. Er hatte die Bettdecke und das Kopfkissen mit dem ältesten Bezug, den er noch von mir besaß, bezogen. Die Grundfarbe war ein tiefes Blau. Darauf mit kleinen Bildern, die Traktoren, Autos und den ganzen Kram, die kleine Jungs toll fanden, zeigten. Solange keiner meiner Freunde diesen Raum betreten würde, wäre alles in Ordnung. Mir war nämlich dieser Bezug äußerst peinlich und inzwischen war ich 18 Jahre alt.

Meine Füße liefen wie ferngesteuert zum Fenster. Ich stützte mich auf das Fensterbrett ab und blickte aus der Scheibe hinunter in den großen Garten. Er wurde durch eine hohe Heche umrahmt und bot gleichzeitig Sichtschutz, damit keiner seine neugierigen Blicke rüberwerfen konnte. Mein Vater hatte viel Geld, weshalb er sich auch noch einen großen rechteckigen Pool hat bauen lassen. Im Winter, wie jetzt, war er mit einer großen Plane bedeckt. Auf die schöne Terasse konnte sich leider nicht mehr hinsetzen. Bei Frost war es reiner Selbstmord auf den schmalen Brettern langzulaufen. Auf dem Gras durfte auch niemand langlatschen, dafür gab es diese platten Steine, die Wege deuteten.

Ich verdrehte die Augen. Sein Nachwuchs und damit mein Halbgeschwisterchen würde sowieso dort langrennen, wo es möchte.

Ich zog die langen Vorhänge zu und rieb mir kurz die Augen. Langsam hatte ich mich beruhigt und beschloss mich bettfertig zu machen. Ich war von der langen Fahrt müde und könnte ja noch mit Zayn und den anderen schreiben. Aber bevor ich es mir gemütlich machte, stellte ich den TV an und ging noch schnell das Licht ausmachen. Nur in Boxershorts kuschelte ich mich in die dicke Decke mit Kinderbezug. Sofort kamen alte Erinnerungen auf, was ich alles damit erlebt habe. Zu viele Sachen, die ich aber wieder ausblendete und knipste mich durch die Kanäle. Ich fand einen erträglichen Film. Eine Romanze oder sowas. Eigentlich hasste ich solche Stories, wo sich zwei finden und auf Ewig glücklich und verliebt ihr Leben leben, bis einer stirbt und die Welt des anderen in Trümmern fällt.

Später nahm ich mein Handy und scrollte nachdenklich durch die Website, wo eigentlich fast die ganze Schule angemeldet war. Ich war lange nicht mehr online gewesen und suchte Romina. Sie hatte Bilder von sich und ihren Freundinnen gepostet. Ihre roten vollen Lippen, sowie ihre prächtige Oberweite standen im Fokus. Lang starrte ich sie an, bevor ich die nächsten Bilder anschaute. Mal wieder ein Selfie mit leicht gespitzten Lippen und halb verwuschelten Haaren.

Ich sah weg.

Erinnerte mich stark an die Morgen, wo sie mich wäckte und sie immer fast so aussah. Einfach unwiderstehlich heiss, woran man sich mächtig die Finger verbrennen konnte. Ich ging von ihrem Profil und schaute mal bei Niall nach, der auch seit Wochen nichts mehr gepostet hatte. Dann Liam, der vor einigen Minuten ein Bild mit einem Mädchen öffentlich machte. Ich schaute es mir genauer an. Sie hatte volle Lippen, lange braune Haare und fast so eine Augenfarbe wie er selbst.

Sie hieß Sophia.

Neugierig öffnete ich die Kommentare und laß mir alle durch. Ab und zu musste ich grinsen und spielte mit dem Gedanke auch meinen Senf dazu zu geben, aber ich ließ es bleiben, aber drückte den Stern, der für Gefällt mir stand. Natürlich schaute ich bei den anderen auch nach. Das einzige, was Louis neu hatte, war ein Satz mit Endlich 18 und Frohe Weihnachten, was Zayn gefiel. Auch sein Profil durchstöberte ich und erschrack, als ich sein neues Titelbild sah. Ohne zu zögern machte ich es größer und wurde sofort wütend.