Kapitel 41

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"Louis?"

Ich horchte auf und blickte zu meiner offenden Zimmertür, bevor ich mit meinem Oberteil über mein nasses Gesicht wischte und versuchte, ernst zu wirken. Aber ich konnte nicht wirklich.

Wie sollte ich das Chaos in meinem Zimmer erklären?
Dass ich aus meiner Fassung gesprungen war?

Ich hörte die Treppenstufen knartschen und stand von dem Boden auf und huschte zum kleinen Flur vor meinem Zimmer. Da tauchte meine Mutter auf, die mich für einen Moment musterte, bevor sie anfing zu lächeln. Aber sie blieb auf der vorletzten Stufe stehen.

"Na, mein Schatz? Wie ist das Zeugnis ausgefallen?", fragte sie.

Mir stockte der Atem, als mir einfiel, dass ich es verloren hatte, wegen dem Arschloch Harry.

Ich fuhr mir durchs zerzauste braune Haar und dachte mir schnell eine Ausrede aus.

"Ähm, normal. Wie jedes meiner Zeugnisse.", antwortete ich und tastete den Teppichboden mit meinem Blick ab. Meine Mutter konnte ich nie wirklich anlügen. Irgendwie hatte sie die Gabe, Lügen heraus zu tasten. Aber ich nusste sie jetzt austricksen.

Sie nickte leicht.

"Hast du dich irgendwo verbessert? Du weißt, dass du für jede gute Note ein bisschen Geld bekommst und morgen hast du sogar Geburtstag.", sagte sie und machte auf der Treppe kehrt.

"Komm mal mit. Ich habe was für dich."

Sie winkte mich mit und ich folgte sofort. Meine Mutter hatte irgendwie immer Überraschungen auf Lager. Aber ich mochte Überraschungen nicht mehr so wie früher. Schlechte Erfahrung.

"Aber ich will erst dein Zeugnis sehen. Dann bekommst du es.", sagte sie und lief zu ihren Einkaufstüten.

"Ach, Ma! Bei meinen Schwestern bist du nie so.", sagte ich sofort und blickte mich um. "Wo sind sie eigentlich?"

Sie fing an das eingekaufte Essen in den Kühlschrank einzuräumen.

"Bei ihren Freundinnen. Aber zwei kommen gleich nach.", sagte sie. Ich nutzte die Chance und huschte zu den Tüten, in denen ich kurz einen Blick erhaschen wollte. Aber meine Ma kam an und zog die Tüten weg.

"Na, Louis!", grinste sie und stellte alle beide weit weg von mir.

"Du bist mir schon so einer." Sie zog leicht an meinem Ohr, weshalb ich mein Gesicht verzog.

"Autsch, Mama.", brummte ich und rieb mir es. Sie lächelte mir nur entgegen und streichelte meine Wange, bevor sie meinen Kopf nahm und mir einen dicken Schmatzer gab.

"Ich habe dich lieb, mein Schatz. Wenn ich dich nicht hätte.", sagte sie und wuschelte durch mein Haar.

Ich fing verlegen an zu lächeln. Wenigstens jemand, der sagte, dass ich nicht überflüssig wäre oder sowas. Aber sie hatte zum Glück nicht gemerkt, dass ich geheult hatte und mein Zimmer wie ein Saustall aussah. Ich nusste es unbedingt aufräumen.

"Ich hab dich auch lieb.", erwiderte ich und lugte wieder zu den Tütchen. Sie bemerkte es und lief dahin.

"Das ist schon mal für dein Zeugnis.", sagte sie und holte einen Umschlag heraus, den sie mir reichte.

Ich schaute es etwas verwirrt an. Auf den Briefumschlag stand etwas.

Für Louis

Ah, das bin ja ich. Ich musste grinsen und öffnete ihn. Mir funkelten Geldscheine entgegen und nicht grad wenig.

"Aber, Ma. Du-Du kannst mir doch nicht soviel Geld schenken.", stotterte ich und schluckte schwer meine Spucke. Das war zu viel.

"Schon gut. Aber pssst. Das dürfen deine Geschwister nicht erfahren.", flüsterte sie und zwinkerte mir zu.

In Hell's KitchenWhere stories live. Discover now