Kapitel 56

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Viel Energie pulsiert in meinen Adern, als wäre ich endlich lebendig. Ich werfe meine Hände in die Luft und wirbel sie über meinen Kopf herum wie eine indische Tänzerin. Meine Augen halte ich geschlossen, um mir meine Welt um mich selbst vorzustellen. Ich lasse meine Hüfte kreisen, was mich selbstbewusster macht. Ich will endlich mal sexy tanzen und schmeiße meine Haare elegant nach hinten.

Ich lächle.

Das Gras unter meinen nackten Füßen fühlt sich ganz weich an und der Saum meines schneeweißen Seidenkleides hebt sich immer wieder in die Luft, wenn ich mich drehe. Es belastet mich auch nicht, es fühlt sich an als sei ich entblößt. Meine Locken hüpfen bei jedem Gang ein bisschen auf und ab. Das Lied in meinem Kopf scheint kein Ende zu nehmen. Es entflammt in mir pure Lebensfreude.

Immer wieder bewege ich meine Hände und springe durch das fußknöchelhohe grüne Gras. Um mir ist nichts. Nur ich und die Erde und der blaue Himmel. Natürlich auch die helle Scheibe, die meine blasse Haut wärmt. Wie Arme, die sich um mich schlingen.

Schließlich lasse ich mich ganz fallen und will gerade schreien, als mich eine bekannte Stimme aus meinem Gedächtniss reißt.

Ich schlage meine Augen erschrocken auf.

"Angelique, mein schöner Engel.", sagt er und streckt seine große Hand nach mir aus. Seine Tinte auf seinem Daumen funkelt in der Sonne, bis er den Ärmel seines weißen Hemdes hinauf schiebt und die anderen Bilder zu erkennen sind. Mein Blick schweift zu seiner Brust.

Immer drei Knöpfe offen.

Sein silberner Anhänger seiner Kette glitzert, als die Strahlen der Sonne es treffen. Durch den leicht durchsichtigen Stoff entdecke ich seinen einzigartigen Schmetterling, der seine ausgeprägten Bauchmuskeln ziert. Die zwei Vögel auf seiner Brust zeigen sich von allein.

Ich starre ihn eine ganze Weile an, bis ich einen Blick hinauf in sein liebes Grün wage, welches so schön scheint. Sein breites Lächeln verzaubert und seine wirren schokobraunen Locken, die ihm vor die Stirn fallen, pustet er leicht beiseite.

"Komm.", sagt er und streckt sein Arm weiter nach mir aus. Ich fühle mich unsicher.

Wie kommt er eigentlich hier her?

"Angelique, mein süßes Mädchen.", erklingt eine andere Männerstimme, die hinter mir auftaucht. Ich drehe mich herum, wobei meine engelsblonden Locken über meine Schultern baumeln. Mir fallen sofort seine meeresblauen Augen auf, die mich nett anschauen. Er zieht einen Mundwinkel in die Höhe, was mich auch zum Lächeln bringt. Auch er streckt mir seine Hand entgegen.

Aber wieso?

Wieder blicke ich zurück zu Harry, der mich immer noch erwartungsvoll anschaut. Ich möchte zu ihm gehen und mich in seine starken Arme gleiten lassen. Mich geliebt fühlen. Ich zeige Louis mein Gesicht, der genauso schaut wie der Lockenkopf. Ich atme tief durch und lege mein Hand in seine. Er zieht mich an seine Brust, tut seine Hand in meinen Rückem und mit der anderen hält er meine Rechte. Zögernd tue ich meine Linke auf seine Schulter. Auch sein weißes Hemd lässt seine Tattoos durchschimmern.

"Angenehm.", sagt er und schwingt uns beide um Harry herum, der seinen Blick auf uns ruhen lässt. Seine Hände hinter seinem Rücken, als würde er warten. Ich widme meinem Tanzpartner meine volle Aufmerksamkeit. Es fühlt sich wie fliegen an. Ab und zu berühren sich unsere Körper, was mein Herz nur noch schneller schlagen lässt. Genauso habe ich es mir schon immer vorgestellt.

Plötzlich gleite ich aus seiner Haltung und werde direkt in Harry's Arme geführt, der mich auch an sich drückt. Doch bei ihm fühlt es sich selbstverständlich an. Wie mit Louis tanze ich mit Harry. Schnell umgehen unsere Füße die des anderen, bis er mich wieder an den braunhaarigen Jungen abgibt.

In Hell's KitchenWhere stories live. Discover now