Kapitel 3

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Es klingelte!
Das bedeutete endlich raus aus diesem Horrorfilm und rein in die Freizeit.
Wieder abtauchen und allein sein, wie immer.
Ich konnte ja niemanden anrufen, um mich auszusprechen und außerdem hatte ich auch keinen, bei dem ich mein Herz ausschütten könnte. Ich hatte wirklich keine Freunde und würde für immer allein bleiben.
Wirklich für immer. Das ging auf die Psyche und dieser Gedanke fraß alle Hoffnungen auf.
Bald konnte ich einfach nicht mehr.
Diese Einschränkung, sich nicht mal richtig bei Mobbingattacken sich wehren zu können oder jemand an der Seite zu haben, der zu einem hält.
Die beste Freundin oder bester Freund war wie ein Lottogewinn in meinem Leben. Zog ich die richtige Zahl, dann hätte ich den Jackpot. Aber im Moment und die ganze Zeit war ich die Voll-Loserin.
Ich war schon halb ertrunken in einem See voller Scheiße und verbrannte innerlich an das hoffnungslose Feuer. Angezündet durch meine schlimmen Erlebnisse und erstickenden Träume, die immer weiter die Ader abschnürrten, an der ich mich klammerte. Mit ganz dem Gedanken, dass irgendwo doch mal rin Funke auf sprühte und mir neue Kraft und Energie schenkte.
Nur fünf Schritte zwischen Erdboden und mir, dann wäre ich verloren.
Nein, ich hatte mich schon verloren.
Die Fäden der Lebensfreude wurden durch Hass und Trauer zerschnitten, zerstört und schleiften auf harter Weise die einzelnen kleinen Sehnen, die alles zusammen hielten, durch.
Ein großer und entloser Wettlauf gegen mich und die Zeit.

"Ich liebe dich, mein Schatz. Bis morgen.", sagte Harry als ich an ihm und Romina vorbei ging, die beide standen eng aneinander.
Sowas schmerzte immer, wenn ich die drei magischen und bedeutesten Worte im Leben eines Menschen hörte.
Es tat einfach weh, weil sowas nie jemand zu mir sagen würde, wenn, dann könnte ich es nicht einmal erwidern.
"Ich liebe dich auch.", sagte sie zurück.
Ich biss auf meine Unterlippe und kaute tief getroffen darauf herum. Leicht schmeckte ich Blut, aber das war mir egal.
Nährstoff für mein nicht mehr existierendes Herz.
Manchmal sollte ich Taubstumm sein.
Schweigen wie ein Grab und hören, als gäbe es keine Laute.

Gedankenverloren lief ich den Gehweg entlang und starrte auf den Boden, als mich jemand schubste.
"Warte mal, kleines Mädchen.", sagte eine bekannte Stimme.
Erschrocken drehte ich mich um, bald hätte ich flach gelegen.
"Haha! Pass auf, dass du nicht noch auf deine Fresse fliegst. Nacher kannst du nicht mehr reden.", lachte Louis und klopfte Zayn die Schulter, weil er mich geschubst hatte und nicht gerade sanft.
Ich sank meinen Blick.
Wieder tief getroffen.

Lasst mich doch einfach in Ruhe!

Verletzt lief ich weiter.
Neben mir tauchten die Jungs auf.
Louis' Arm legte sich um meine Schulter und drückte mich gegen sich.
"Dann werden wir dich mal ein bisschen begleiten.", fing er an. "Und reden."
Ich stieß ihn weg und beschleunigte meinen Gang.
Taten die das extra, um mich zu ärgern? Das war ja so schon Quälerei.
Ich hatte auf die beiden Großklappen keinen Bock und reden konnte ich schon gar nicht.
"Na na, nicht so schnell." Zayn zog mich an meiner Schultasche zurück harkte sich bei mir ein. Sogar Louis tat das.
Beide führten sie mich die Straße entlang, bis wir links abbogen, anstatt rechts.
Ich fühlte mich bedrängt und konnte nicht mal um Hilfe rufen, wenn sie mich schlugen oder sowas. Ich wollte nach Hause, nur wir gingen in die andere Richtung.
Aus Angst, dass die beiden gewalttätig werden, ließ ich es über mich ergehen. Mit den Zwei war keines Wegs zu spaßen. Entweder du hörst auf ihre Worte oder du wirst verprügelt und beide waren treffsicherer als eine Sniper im Krieg.

"Dann spazieren wir mal ein bisschen. Wir wollen dich doch näher kennenlernen.", trällerte Zayn mit übertriebener freundlicher Stimme, woraufhin es mir fast hochkam. Und natürlich, wie soll ich denn reden?
"Wie alt bist du überhaupt?"
Ich zuckte die Schultern.

15.

"Ach so, stimmt. Du kannst ja nicht reden.", bemerkte er und schlug sich leicht mit der Hand gegen die Stirn.

In Hell's KitchenWhere stories live. Discover now