Kapitel 29

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Dann klingelte es. Jeder sprang auf und stürmte aus dem Raum, als wären sie seit Jahren hier drin gefangen gewesen.
Selbst Romina verließ zusammen Mit Zayn, Liam und Niall den Raum ohne sich von mir zu verabschieden. Bestimmt hatte der Schönling wieder dumme Sachen über mich in der Gruppe verbreitet. Wie geschickt er das auch immer hinbekam.

Ich beobachtete das Mädchen wie sie in aller Ruhe ihre Sachen zusammen packte und sich dann ihre dunkelrote Bommelmütze aufsetzte und sich ihren gestrickten Schal umband, bevor sie ihre Winterjacke zuzog und dann ihre Tasche schulterte.
Nebenbei hatte ich auch noch Louis im Augenwinkel gesehen, der seinen Blick dauernd zu uns herüber geworfen hatte.
Angelique winkte mir kurz zu, ich hob meine Hand und sah ihnen nach. Der Kerl folgte ihr sofort. Es verwirrte mich ein bisschen, aber sollte er doch tun.

Ich verließ als Letzter den Raum und trat in die eisige Nachmittagskälte.
Noch immer nicht hatte es geschneit, die Bäume sahen so trist und leblos aus ohne ihre Blätter, die im Herbst noch die letzte Farbe ins Leben hauchten.
Mein Leben war schon grau und langweilig ohne meinen besten Freund, der mir anfing zu fehlen.
Jetzt langweilte ich mich Abends immer und hatte niemanden, der mit mir lachte, saufen ging oder einfach gemütlich eine mit mir rauchte.
Oder wie Straßenpenner auf dem Sofa gammelten und uns mit Chips und Bier den Magen vollschlugen.
Manchmal kamen noch die anderen dazu. Dann zockten wir zusammen um die Wette. Wer verlor, der musste ein Kasten Alkohol nach Wunsch ausgeben.
Da ich Dauerzocker war und schon früh Begeisterung entwickelte, war ich der Beste. Niemand hatte eine Chance gegen mich.
Trotzdem war ich nicht immer unbesiegbar, oft klaute mir Louis die Technik und trickste mich aus.
Am nächsten Morgen sah das Wohnzimmer immer aus, als hätte man hundert Leute zu einer Houseparty eingeladen, obwohl wir nur fünf normale Typen waren, die sich mit Gummibärchen beschmissen und eine Sektflasche so doll schüttelten, dass der ganze Inhalt bis an die Decke spritzte und nichts mehr übrig blieb.
Oft waren wir so zu, dass wir uns nichts mehr auf den Beinen hielt und unsere Körper Ruhe auf den vollgesauten Teppisch fanden. Den Tag darauf hatte keiner mehr eine Ahnung, warum das so aussah. Selbst dann warfen wir noch mit Essen rum und wurden zum Großputz von meiner Mutter verdonnert, die wie eine Aufpasserin neben uns stand und ihre Augrn stehts auf uns gerichtet waren, damit wir bloß nichts vergaßen.
Anstatt uns richtige Schrubber in die Hand zu drücken, bekamen wir Zahnbürsten. Das war die beste und lustigste Arbeit in meinem Leben gewesen.
Wir fünf Vollpfosten sind auf alle Viere auf den Boden rumgekrochen und mussten das klebrige Zeug aus Teppisch und Sofa kratzen.
Keine drei Tage später began das Spiel von vorne, nur erteilte man uns dann Verbot und wir verlegten die Party zu Zayn, bei dem wir meditieren mussten, wegen seiner Mutter, da sie meinte, wir hätten zuviel Unruhe in uns und das Shi nicht fließen könnte.
Seitdem an sind wir die Zeiten immer zu Louis gegangen, mussten aber wegen seinen Schwestern aufpassen. War nicht so spaßig, wie bei mir, aber der Kerl hatte zum Glücke eine Konsole, wo ich wenigstens zocken konnte.

Zuhause schloss ich dann die Haustür auf.
"Ma?", rief ich durchs Haus, doch ich bekam keine Antwort und wusste, dass ich allein war.
Gemütlich zog ich Schuhe und Jacke aus, bevor ich meine Schultasche hinauf in mein Zimmer schleifte und die dann in eine Ecke warf.
Musste mal wieder aufgeräumt werden, aber ich war ebend ein Junge und kein Putzmädchen, wo kein Staubkörnchen mehr auf Schrank und Schränkchen sich versteckte.
Ich mochte es ein bisschen unordentlich.
Eigentlich hatte ich mit etwas Leckerem zum Mittag gerechnet, dann musste ich meinen Kohldampf ebend anders stillen.
Pfeiffend machte ich mich auf in die Küche, wo ich den Kühlschrank öffnete.
Minutenlang starrte ich hinein und kratzte mich am Hinterkopf.
Er war leer und das ging mir schon wieder gegen den Strich. Dann nahm ich mir den letzten Schokopudding und aß den auf.
Diese undurchbrechliche Ruhe machte mir schon ein bisschen Angst. So ganz allein in einem großen Haus war nicht ohne. Ich vermisste einfach die Zeit mit Romina, die immer vorbei kam, wenn ich allein daheim war.
Die Kuschelabende auf meinem Bett und die Albereien, wo ich sie immer gewinnen ließ, damit sie so süß kicherte und diese liebevollen Küsse. Eigentlich sollte dieses Weihnachten etwas besonderes werden. Ich hatte mir alles vorgestellt und geplant. Es sollte noch berauschender werden, als das zuvor.
Mir stieg wieder der Geruch von Zimt in die Nase und der Geschmack von heißem Kakao mit Sahne machte sich auf meiner Zunge breit. Natürlich nicht zu vergessen, die unglaublich schönen Lippen von Romina auf meine.

In Hell's KitchenWhere stories live. Discover now