Kapitel 25

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Angelique POV

Regungslos starrte ich auf den Display von meinem Handy und realisierte erst einige Sekunden später, als das Video zu Ende war, dass dort Louis verprügelt wurde. Mein Blick wanderte zur Uhrzeit, wann man mir es geschickt hatte und dann wieder auf das dunkle Bild.
Ich wiederholte es und atmete zittrig aus.
Zayn und Niall traten auf ihn ein ohne Rücksicht zu nehmen. Die schmerzerfüllten Laute von Louis, der sich schon am Boden krümmte, schallten gedämpft rüber.

Ich schmiss das Handy in die Ecke und vergrub mein Gesicht ins Kissen.
Ich versuchte klare Gedanken zu fassen, konnte aber nicht, da ich in diesem Moment einfach nichts denken konnte.
  Wie konnte man nur so dreist sein?!
Ich wollte nicht sehen, wie jemand wegen mir verprügelt wurde, nur, weil er mich schützen wollte.
Genau das sagte der angehangende Text unter dem Video aus.

Das passiert, wenn jemand versucht dich zu schützen.
Niemand steht uns im Weg.
Wir kriegen dich immer, Kleine.

Es machte mir einfach totale Angst und ich wünschte mir, nie in diese Klasse verwiesen zu werden.
Ich dachte, es würde besser werden, wenn ich aus meiner alten Klasse gehe und in eine andere komme. Aber es ist nur noch schlimmer geworden. Hier mag mich wirklich keiner und die Aufmerksamkeit, die mir die schlimmste Gang der Schule schenkt, ist nur, weil sie jemanden zum Mobben gefunden haben. Natürlich hatten sie mich vorher auch auf dem Kicker und stellten mir oft ein Bein oder schubsten mich in ihrem bekannten Kreis von dem einen zum anderen. Der Letzte durfte dann zuhauen und das tat besonders weh.
Mich hatte man immer gerne heftig gegen meinen Oberarm geboxt, dass ich einen riesen blauen Fleck bekam oder einmal trat mich Niall gegen meinen Oberschenkel, dass bei mir die Tränen flossen. Dafür bekam er dann aber eine Strafe, da ihm im Rücken ein Lehrer gestanden war. Aber am Meisten verpasste mir Zayn die häufigsten Flecke an meinen Armen. Harry stand dann einfach nur da und lobte den tollkühnen Held. Im Gegensatz interessierte es Liam einen feuchten Käse. Er schien nur aus Spaß und Anerkennung mit zumachen. Doch Louis trat meistens in den Schatten der anderen, ich unterschätzte ihn aber nicht. Ich hatte schon am eigenen Leib gemerkt, wie kraftvoll er sein kann.
Trotzdem hält es ihnen nicht ab, andere auch noch aus dem Weg zu drängen.
Jeder, der ihnen ein Dorn im Auge ist, kriegt das zu spüren und ich war grad das Ziel aller Jungs.
  Außer das von Louis.
Wieso tat er das?

Ich schnappte mir dann meine Schultasche und schenkte meinem Handy keine Beachtung. Ich ließ es einfach dort liegen und stürmte dann aus dem Haus.
Unbedingt wollte ich Louis sehen, ob er schlimme Verletzungen hatte. Am Liebsten würde dir Jungs in den Arsch treten. Hoffentlich ließen sie wenigstens ihren besten Freund in Ruhe. Schließlich taten sie jeden Mist zusammen und plötzlich schlug man ihn platt nur, weil er jemanden verteidigte, den man mobbte.

Dieser Morgen schien der Kälteste in diesem Dezember zu sein und es ließ mich nicht wundern, warum.
Der kühle Wind pfiff um die Häuser und umhüllte Bäume und Menschen. Ich richtete meinen Schal und sah schon die Schule.
Jeder lief mit Handschuh, Bommelmütze, Schal und dicker Jacke herum. Sonst würde man erfrieren.
Die Straßenlaternen spendeten noch ein bisschen Licht, bevor die runde glühende Kugel über den Horizont gekrabelt kam und das Eis auf den Straßen versuchte aufzutauen und unsere roten Nasen aus dem Gesicht zauberte.

Ich nickte den drei Kiffer kurz zu, die noch vor der Schule standen und mit zittrigen Händen ihren Glühstängel zum Mund führten. Die Rauchwolken würden auch schon fast gefrieren. An kalten Tagen sollte man dann doch eher das Rauchen ruhen lassen. Vielleicht gefror die Zigarette noch und blieb am Mund kleben.
Bei diesem Gedanken huschte mir ein Lächeln über die Lippen und ich betrat dann die warme Schule.
Mir liefen Kreuz und Quer die ganzen Schüler und Lehrer vor der Nase rum.
Ich war am Aufbau der Feier beteiligt, beim Aufräumen zum Glück nicht. Außerdem wusste ich gar nicht, wie die gewesen ist. Nur eins wusste ich; Louis wurde verprügelt.

In Hell's KitchenWhere stories live. Discover now