Kapitel 17

758 40 5
                                    

17

Louis POV

Gelangweilt hockte ich auf den Stuhl gegenüber der Theke vom Sekretariat. Die Frau, der schief die Brille auf der Nase saß, warf immer wieder misstrauisch ihre Blicke zu mir rüber. Als ob ich abhauen würde oder Amok laufen werde.
Den dummen Zettel, den ich ausfüllen musste, hielt ich der Frau schweigend entgegen. Als sie es merkte, riss sie mir es aus der Hand, tat ihren Kopf leicht in den Nacken und begutachtete das Blatt durch ihre Brille. Immer noch schief und bemerken tat sie es nicht mal.

"Louis Tomlinson.", fing sie an und nahm ihre Sehhilfe von ihrem spitgeformten Zinken. Ihr kühler Blick entgegnete meinen, ich ließ mir aber nichts anmerken.
"Louis Tomlinson.", wiederholte die Alte langsamer. Das ging mir auf den Strich, weswegen ich die Augen verdrehte.
Ja, so hieß ich.
Schöner Name?
Ich sah über der kleinen Frau auf die Uhr und bettelte innerlich, dass der dumme Zeiger sich endlich bewegte und die Stunde abklingelte.

"Sie haben eine ordentliche Schulakte.", sagte sie und zog ein Fach aus der Wand, wo viele Hefte geordnet nach dem Alphabeth, drin lagen. Aus Neugier beugte ich mich etwas zur Seite, um an der kleinen Theke vorbei zu schauen. Doch bevor ich das alles genauer brtrachten konnte, hielt die Dame meine Akte in die Höhe und schlug das Fach mit einem lauten Rums in die Wand zurück. Daneben und oben, sowie unten waren total viele Fächer.
Was da alles drin war?

Sie setzte sich zurück auf ihren Bürostuhl. Jetzt sah ich sie nicht mehr, aber hörte ihr leises Gesusel und wie sie dort drin herum blätterte.
"Drohung an Jüngere, Beschmieren des Schulgebäudes und Toilettenwänden, Mehrfache Störung des Unterrichts,...", brabbelte sie vor sich her.
Das waren ja soo schwere Straftaten. Manche begrüßten mich mit einer Klassenkonferenz oder hunderten von Anschreiben, einmal sogar ein Tadel, weil ich zwei Stunden geschwänzt hatte.

"Und jetzt kommt auch noch dazu, dass sie sich schon an einem jungen Mädchen vergreifen und sie bedienungslos in die Mädchentoilette sperren!", sagte sie laut und erhob sich wütend von ihrem Sitz, wobei ihre Brille verrutschte.
Ich sah zu ihr auf.
"Ich war das nicht.", grummelte ich.
"Wieso sollte ich es ihnen glauben, Mr. Tomlinson?"
Ich zuckte die Schultern.
"Weil es Harry war."
"Harry Styles?", fragte die Frau nach und nahm ihre Brille von der Nase.
Ich nickte und schaute wieder auf meine Hände.
"Er hat sie eingesperrt und schiebt alles auf mich, Miss.", erklärte ich ruhig.
Wieso glaubte sie mir nicht?
Nur, weil ich eine dicke Schulakte führte?
Das war ebend ich und kein scheinheiliger Engel, wie Harry, der sich durch sein Leben schleimte und hinterhältig jeden im Griff hatte.
Wie mich und die anderen Jungs. Aber ich wollte das alles nicht mehr.

Die Frau stieß einen Seufzer aus und packte meinen Hefter wieder weg, diesmal fiel die Schublade leise zurück.
"Benehmen sie sich lieber, sonst stehen sie weiterhin auf der Kippe und ihr Abschluss ebendfalls.", meinte sie nur und nahm einen Anruf entgegen, der ihr halb in die Worte fiel.
Ich sah wieder auf die Uhr und bekam unterbewusst gar nicht mit, wieviele Lehrer an mir vorbei huschten.
Niemand schaute mich komisch an, denn jeder wusste, wie ich war.

Als es dann irgendwann zum Stundenaus klingelte, wollte ich aufstehen und gehen.
"Nein, sie bleiben hier. Ihre Mutter wird gleich vorbeikommen und sie mit nach Hause nehmen. Zudem sind sie drei Tage von der Schule befreit. Hausaufgaben wird ihnen ein Mitschüler vorbei bringen.", sagte diese kleine Frau in ernster Tonlage.
Genervt ließ ich mich zurück auf den Stuhl sinken.
Auf den Gängen herrschte reges Treiben und unwillkürlich musste ich an Angelique denken, die plötzlich mit Harry auftauchte.
Er schien mich nicht zu beachten und das Mädchen warf mir ebendfalls keinen Blick zu.
Ich sah ihnen so lange nach, bis sie an mir vorbei gelaufen waren und in einem Raum verschwanden.
Als dann mit enttäuschter Miene meine Mutter auftauchte.
Sofort sprang ich auf.
Ich wusste, es gab kein Ärger, aber ihr Gesichtsausdruck sagte alles.

Sie nahm von der Sekretärin ein paar Zettel entgegen und folgte mir dann aus dem Schulgebäude.
"Mum, es tut mir Leid.", fing ich an und stieg ins Auto.
Meine Tasche warf ich auf den Rücksitz.
"Ist schon okay. Anders kenne ich dich ja nicht.", meinte sie und fuhr dann los.
Ich wollte etwas erwidern, dass ich es nicht war, sondern Harry. Aber das glaubte mir im Moment niemand.
Die ganze Fahrt über herrschte Schweigrn und Zuhause gab es genau das selbe Bild.
Ich ließ mich auf mein Bett fallen und dachte über das alles nochmal nach.
Über Harry, über die Jungs und Romina und ganz besonders über das Mädchen, was mich dann in den Schlaf wog.

Harry POV

Zusammen mit ihr saß ich in den Raum und starrte sie die ganze Zeit über an.
Als dann die Tür aufging und ihre Mutter im kleinen Raum stand.
"Geht es ihr gut?", fragte sie mich.
Ich zuckte die Schultern.
"Denke mal schon."
Unsicher ließ ich meine Hand durch mein Haar gleiten.
Ihre Mutter, die genauso solch ein engelsblond in den Haaren hatte, ging zu ihrer Tochter und umarmte sie fest, die es ihr gleich tat.
"Alles ist gut mein Schatz. Wir gehen jetzt nach Hause, okay?", sagte sir und wischte Angelique die dicken Tränen von den Wangen.
"Kann ich noch behilflich sein?", fragte ich, woraufhin ihre Mutter den Kopf schüttelte und die Schultasche nahm.
Beide verließen sie den Raum.
Ich sah ihnen nach und ging dann zurück zum Klassenraum, wo mich keiner der Jungs und nicht mal meine Freundin mich beachtete.

Hier war dringender Redebedarf angesagt und zwar am Besten noch in der Schule!

In Hell's KitchenWhere stories live. Discover now