Kapitel 18

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18

Ich ließ mich auf meinen Platz fallen und holte gleich mein Handy heraus, wo ich an allen Jungs, außer Louis, eine Nachricht schrieb.

Heute bei mir.

Als ich es wieder wegsteckte und meine Hände vor meiner Brust verschränkte, sah ich, wie die ihr Handy hervor holten und dann als Zustimmung mir entgegen nickten.
Ging doch.
Es klingelte und erst jetzt merkte ich, wie mir Angelique fehlte.
Wenn mir langweilig war, schaute ich immer auf ihr Blatt und verfolgte den doch simplen Schwingen ihres Füllers, den sie über das weiße Papier schweben ließ, woraus sich eine ordentliche und doch geschwungende Schrift entwickelte.
Erinnerte mich sehr an das Mittelalter, denn ihr E und das H schrieb sie ganz komisch. Auch das kleine z brachte sie anders auf das Blatt, als andere.
So erkannte man wenigstens wieder, welcher Schreibstil wem gehörte und das war auch gut so.
Worin sich unsere Schrift ähnelte war das H. Wir schrieben es fast genau gleich, nur, dass mein Haken geschwungender war.

Oder manchmal starrte ich sie einfach nyr so von der Seite an und verglich sie mit Romina.
Auch wenn Angelique etwas pummelig war, konnte sie eigentlich mit Romina mithalten, denn beide waren nicht hässlich.
Wenn ich erlich war fand ich das Mädchen sogar hübscher als meine Freundin, trotzdem war ich immer noch verknallt in Romina und ich würde sie so schnell nicht mehr verlassen.
Na ja, so sicher war ich mir da nicht mehr, als ich auf das stumme Mädchen traf.

Oder ich schrieb ihr Briefchen und fand das so putzig, wenn sie genervt ihre Augen rollte und mir trotzdem boch zurück schrieb.
Sie war ein höfliches Mädchen und das ruhigste, was ich jemals kennen lernen durfte.
Und jetzt war der Platz neben mir frei.
Das war irgendwie unerträglich und das jetzt noch die letzten paar Stunden.
Wenn wir ein Test schreiben wäre ich vollkommen verloren, denn Angelique ließ mich ja immer abschreiben.
Sowie damals als sie das erste Mal in unserer Klasse war.
Dafür hatte ich mich nie bedankt, was doch schon unhöflich war.

Heute war ich doch schadenlos davon gekommen und sprang sofort auf, als es zum Schulaus klingelte.
Ich lief meiner bezaubernden Freundin hinterher und stoppte sie vor der Schule dann aus.
"Schatz, warte kurz.", sagte ich und hielt sie zurück.
"Was ist denn?", fauchte sie mich an und riss ihr Handgelenk aus meinem Griff.
Ich seufzte kurz.
"Ich kann heute nicht. Tut mir Leid."
Sie verschränkte ihre Arme und sah zu Boden.
"Aha. Wie schon die letzten Tage. Du hast gar keine Zeit mehr für mich und planst deinen Scheiß nur um dieses Mädchen fertig zu machen! Bekommst du überhaupt noch etwas mit, Harry? Ich kenne dich so gar nicht.", meinte sie mal laut, mal leise, was mir die Sprache verschlug.
"Bald ist Weihnachten, Harry. Ich dachte, wir machen uns wieder einen tollen Abend. Aber wenn du so weiter machst, dann ist es zwischen uns aus."
Total perplex stand ich dort und schaute ihr hinterher, ohne jegliches zu erwidern.

War ich wirklich so schlimm?
Aber das machte man doch so, dafür waren wir doch bekannt!
Vielleicht war ich doch etwas hart und fing an meine Freundin zu vernachlässigen. Aber das wollte ich doch alles nicht.

Mit einem Sturm der Gedanken und aufbrausenden Winde, der mir durchs Haar blies, machte ich mich auf den Weg nach Hause.
Jetzt wird erst einmal geredet.
Das kann so nicht weiter gehen.

Romina POV

Zögernd klingelte ich bei Louis an der Tür, woraufhin seine Mutter aufmachte, die mich schon lange kannte.
Ich grüßte sie höflich, bevor ich ins Haus trat und sie mir sagte, dass Louis oben in sein Zimmer sei.
Mit den Blättern machte ich mich auf den Weg nach oben und klopfte zögernd an.
"Ja!", ertönte es und ich öffnete die Tür.
Er lag gechillt auf seinen Bett und schaute TV, doch als ich den Raum betrat, setzte er sich auf und schaute mir überrascht entgegen. Er sah ziemlich verpennt aus und seine Haare waren auch verwuschelt.
Ich schloss hinter mir die Tür und ging zu seinem vollgekramten Schreibtisch.
"Romina, du?", fragte er und stand auf.
Ich legte die Blätter zwischen den Haufen.
"Was ist das?"
"Deine Hausaufgaben.", erwiderte ich und wollte gerade kehrt machen, da packte er mich an Handgelenk.
Ich sah zu ihm zurück, wobei mein Blick seinen traf. Ich war etwas erschrocken darüber, denn er sah mich hilflos und schon fast verzweifelt an.
"Ich muss gehen, Louis.", sagte ich zögernd und wollte mich aus seinem Griff befreien, wodurch der Druck noch stärker wurde und es fast schmerzte.

"Du glaubst mir doch.", fing er an und suchte meinen Blick.
Ich versuchte ihm aus dem Weg zu gehen.
"Romina, bitte.", flehte er.
Ich sah schließlich zu ihm auf und schwieg eine Weile. Seine Augen wurden plötzlich glasig.
"Ich kann nicht."
"Romina, bitte! Du weißt, dass ich die ganze Zeit bei euch stand.", platzte es ihm laut aus dem Munde.
"Ich würde sowas nie tun! I-Ich mag sie... ziemlich."
Ich musste wegschauen und wollte mir am Liebsten die Ohren zu halten, bei seiner so gefühlvollen Stimme und schluckte zugleich schwer, als er mir das verriert.
"Louis.", fing ich an. "Harry plant das alles. Pass besser auf. Und... dann pass auf sie auf."
Somit riss ich mich los und legte gerade meine Hand auf seine kühle Türklinke.
"Also glaubst du mir?"

Ohne ein Wort verließ ich schweren Herzens das Zimmer und verbaschiedete mich knapp von seiner Mutter, bevor ich dann auch das Haus hinter mich ließ.
Das war echt heißer krasser Stoff.

In Hell's KitchenWhere stories live. Discover now