Kapitel 20

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20

Louis POV

Starr drang die Schwärze durch meine Pupille und ging durch meine Glieder, aber hörte im Herzen auf zu sein.
Ich unterschied nicht mehr, ob Augen auf oder geschlossen und dachte einfach über die ganze Situation nach.
Wieso tat Harry das so übertrieben?
Obwohl wir andere gerne runter machten, so abnormal sind wir noch nie auf jemanden losgegangen.

Ich drehte mich auf die Seite in die Richtung zur Wand, wo das Mädchen mal lag.
Zögernd strich ich mit meiner Hand über das Kopfkissen und schloss dabei die Augen, die ich aber sofort wieder öffnete.
Ich bildete mir einfach zu viel ein.
Sie wird nie wieder neben mir liegen und ruhig schlafen.
Nie mehr ihren rosigen Geruch wahrnehmen, der meine Nase kurz kribbeln ließ.
Ich krallte meine Finger in das Kopfkissen und roch verzweifelt daran.
Keine Rosen, nur mein Männergeruch.
Wieder drehte ich mich auf den Rücken und starrte durch die Dunkelheit.
Drei Tage Zuhause sein und sich zu Tode langweilen, dazu noch die dummen Hausaufgaben erledigen.

Plötzlich klirrte es, was anscheinend von unten kam.
Sofort stand ich auf und schlich mich aus meinem Zimmer.
Etwas wurde fallen gelassen. Klang nach Besteck, was zu Boden gefallen war.
Langsam tippte ich die Stufen Schritt für Schritt runter.
Gedimmtes Licht schien aus der Küche und ein kleiner Schatten warf sich zu Boden.
Ich lugte hinter dem Türrahmen hervor und erblickte meine kleine Schwester, die am Schokoladenkuchen naschte.
Ein Messer in Kuchenkrümmel lag direkt neben ihr und sie selbst war mit Schokolade verschmiert.
"Was machst du da?", fragte ich und lehnte mich mit verschränkten Armen gegen den Rahmen.

Sie schreckte auf und schaute mich mit ihren großen blauen Kulleraugen an.
Ich lächelte ihr sanft entgegen und hob das scharfe Messer auf, was ich in die Spühle tat.
"Es ist mitten in der Nacht. Du solltest schlafen und nicht am Kuchen naschen.", sagte ich und nahm ihr ihn weg und verstaute den oben ins Regal.
"Ich habe aber hunger.", sagte sie und schleckte über ihre Hand.
"Du hast doch Abendbrot gegessen, oder nicht?"
Sie schüttelte ihren Kopf, wobei ihr blondes Haar an der Schokolade, die an ihrer Wange klebte, hängen blieb.
Ich seufzte leise und hob sie hoch auf meine Arme.
"Wir gehen erst einmal Hände waschen.", meinte ich zu ihr und tat ihre Haare zurück, damit sie die nicht vollsaute.

Im Bad stellte ich sie vor dem Waschbecken ab und wusch ihr schnell die Hände.
"Loui.", fing meine kleine Schwester an, die nie das s mitsprach. So verniedlichte sie meinen Namen, was ich toll fand.
"Ja."
"Hast du eine Freundin?", fragte sie, was mir kurz die Sprache verschlug und ich mit dem Hände waschen aufhörte.
"Wen meinst du?"
Sie schaute zu mir auf.
"Na, die Braunhaarige von heute.", antwortete sie.
Ich schluckte und wischte der Kleinen über ihren Mund, damit die Schokolade abging.
Ich wollte darauf nicht antworten und schon diese Vorstellung mit Romina zusammen zu sein, war schrecklich.

"Komm, jetzt aber ab ins Bettchen.", meinte ich und hob sie Huckepack auf meinen Rücken.
Ich liebte es sie so zu tragen, sie war noch klein und leicht und klammerte ihre Beine wie ein Äffchen um meine Hüfte.
So trug ich meine Schwester in ihr Zimmer, was neben der Treppe war.
Wieder kam mir das Mädchen in den Sinn und diese kurze Nacht, als sie in mein Bett schlief.
Ich versuchte den Gedanke zu vertreiben.

Vor ihrem Bett ließ ich sie runter, sofort huschte die Kleine unter ihre Decke.
Nebenbei machte ich das Nachttischlicht an und setzte mich auf die Kante.
"Loui?", fragte sie wieder.
"Ja, Mäusschen?"
"Ich habe Angst."
Ich zog kurz meine Augenbrauen zusammen.
"Brauchst du nicht, ich bin doch da.", sagte ich und strich ihr das Haar aus dem Gesicht.
Ihre blauen Augen funkelten in diesem Licht genauso wie die von dem Mädchen, weswegen ich wieder in meine eigene Welt versank.
"Legst du dich zu mir?"
Ich brauchte eine Weile, vis ich kapierte, was die Kleine von mir wollte und legte mich sofort zu ihr.
"Besser?", fragte ich.
Sie nickte und kuschelte sich an meine Brust. Ihre süßen Augen schloss sie.
Ich blickte gedankenverloren auf meine Schwester hinab und wollte das Licht nicht ausmachen. Ich wollte ihr beim Einschlafen zu sehen, was ich bei dem Mädchen nicht konnte. Ich konnte auch nur ihre Gestalt im Dunkel betrachten. Aber diese Chance entging mir nicht. Diese Situation gab es nicht häufig in meinem Leben.

Als das kleine Mädchen eingeschlafen war, knipste ich das Licht aus und legte schützend meinen Arm um den zierlichen Körper.
Mir fielen die Augenlider zu.

Am nächsten Tag schmiss mich meine Mutter mit meiner Schwester aus dem Bett, denn sie musste in die Schule und ich wurde hinauf in mein Zimmer gejagt.
Die ganze Zeit lag ich im Bett und dachte darüber nach, wie es Angelique in der Schule ging und was Harry & Co alles taten.
Es verlangte nach Bauchschmerzen und unmenschliche Übelkeit.

In Hell's KitchenWhere stories live. Discover now