Kapitel 53

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Louis POV

Geschickt hatte uns Romina mit ein paar perversen Anspielung bei den Türstehern vorbeigeschleust. Nun standen wir in einer takthaft tanzenden Menge, die durch den großen Raum hüpfte und jeden mitriss, der hinein geriet. Von Links und Rechts wurden man angerempelt, Ellenbogen gegen den Oberarm oder in den Rücken.

Eine schmerzhafte Angelegenheit.

Mich wunderte es trotzdem, wieviel junge Leutchen an Heilig Abend lieber Party machten, anstatt Zuhause bei ihren Familien zu sitzen und die mit Liebe verpackten Geschenke unter dem Tannenbaum hervor zu ziehen, die man dann voller Vorfreude aufriss. Natürlich schön für die, die das kriegen, was sie sich gewünscht haben, aber blöd für die, die nur eine Kleinigkeit bekommen, weil das Geld einfach nicht reicht. Aber selbst die waren reich; Reich an Liebe und Familie. Manche konnten unzählige Geschwister haben und das kriegen, was man unbedingt will. Aber trotzdem bekam nie das, was man lieber wünschte als alles andere. Doch das war unbezahlbar.

Und ich gehörte dazu.

Ich zwang mich hinter dem Blondschopf her und ließ meinen Blick so oft durch die tobende Menge schweifen, wie es nur ging. Vielleicht erkannte ich wen mit dem ich den Rest des Abends verbringen könnte. Aber nichts. Lag auch daran, dass die Mädels ihre Haare umher wirbelten, sodass das Gesicht verdeckt wurde und bei den Jungs, dessen Blicke nur den Weiberärschen galt oder dem dunklen Boden, der vor lauter Turnschuhen und High Heels kaum noch zu erkennen war. Ich musste aufpassen, dass mir niemand auf dem Fuß trat oder ich ihnen, sonst flennte eine rum und dann käme gleich ihr Freund Mister Hulk höchstpersönlich.

Niall, der gerade noch vor mir gelaufen war, war verschwunden. Hastig drehte ich mich um meine eigene Achse, bevor ich ihn eine Bierflasche in die Luft heben sah. Aha, die waren also schon am Saufen. Ich schlängelte mich durch die springenen Menschen, bis ich bei der Bar von der Meute ausgespuckt wurde und ich mich direkt neben dem Blonden auf den Barhocker nieder ließ. Ich atmete erst einmal tief durch. Die Disco kannte ich eigentlich gar nicht, obwohl ich mich damals mit Harry in fast jeder rumgetrieben hatte. Natürlich nur wegen einer Sache.

Mädchen aufreißen.

Aber heute wollte ich das nicht. Ich musste dauernd an Angelique denken, weil ja der doofe Lockenkopf bei ihr war. Hoffentlich störte ihre Mutter die beiden, damit Harry von ganz allein abhaute.

"Du auch?", fragte Niall und stieß mich etwas döller am Arm an. Er hielt in seiner anderen Hand eine ungeöffnete Flasche, die er mir hinhielt. Erst wollte ich den Kopf schütteln, aber dann bemerkte ich die Augenpaare, die mich anglotzen.

Romina und die anderen.

Das war wie Gruppenzwang. Man wollte eigentlich nicht, aber man musste, weil die anderen es auch taten. Ich schlug den Flaschendeckel geschickt an der Kante der Bartheke auf und setzte die Öffnung an meiner Unterlippe an, bevor ich einen großen Schluck meinem Hals hinunter jagte. Es war angenehm kühl. Ich stellte die dann auf die saubere Platte und begegnete Rominas Blick, die mich komischerweise anlächelte. Es sah schon fast lieb aus. Leicht iritiert sah ich schnell weg und musterte Niall von hinten, der mit diesem Josh redete. Doch aus Neugier schielte ich an ihm vorbei wieder zu Miss Schulqueen. Als könnte sie Gedanken lesen, trafen sich erneut unsere Blicke. Diesmal forderte ich sie auf, aber sie kam professionell rüber. Eher tat sie diesen Gucken-wieder-weg-wieder-Gucken. Eigentlich fand ich das total süß, aber bei ihr sah es einfach nur richtig bitchig aus.

"Tanzt du heute?", fragte mich Niall, dem ich ich in seine dunklen Augen sah. Hier war kein Licht, nur die aufblinkenen bunten Anlagen erhellten für einzelne Momente jede Ecke. Deshalb hatte Niall auch mal grüne oder gelbe Punkte im Gesicht oder es scheinte ganz rot, wie der Teufel selbst.

In Hell's KitchenOnde histórias criam vida. Descubra agora