Kapitel 5

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Am nächsten Tag ging es mir nicht besser. Die kurze Zankerei mit meiner Mutter, hatte mich tief getroffen und warf neue Gedanken auf, die ich vorher noch nicht hatte.
Unbekannte Fragen hatten sich ebendfalls in mein Hirn geschlichen.

Werde ich wirklich sterben müssen?
Wann muss ich gehen?
Was wird aus meiner Mutter, wenn ich nicht mehr da bin?

Sogar die bekloppteste Frage, die ich mir in diesen Stunden gestellt habe, war:

Liebe ich Romina wirklich?

Unsicherheit breitete sich kühl in mir aus, weswegen ich meinen Körper kurz schüttelte. So oder so war mir kalt. Es war Mitten im Dezember. Bald war Weihnachten und Louis' Geburtstag. Für den Trottel musste ich mir auch noch was einfallen lassen, als ob ich nicht schon viel um die Ohren hätte.
Ich sollte mir eher warme Gedanken machen, vielleicht vertrieb ich somit das graue Zeug in meinem Kopf und das trübe Wetter um mich herum würde ich anfangen zu vergessen.

Frostige Winde wuschelten mir durch mein gelocktes braunes Haar.
Ich zog den Kragen meines schwarzen Mantels etwas höher und schob schnell wieder meine Hände in die Taschen.
Bei den Temperaturen erfrorr man ja.
Eigentlich mochte ich den Wintern.
Aber nicht diesen.
Ich verbund den Winter mit weißen Schnee, der in den Strahlen der Sonne funkelte. Als trüge er Diamanten.
Ein leichter Geruch von Zimt, der um die Nase tanzte oder der Geschmack von heißer Schokolade mit einem Schuss Schlagsahne. Das war wie eine Explosion für die Geschmacksknospen auf der Zunge. Man sich an die Person, die man liebte, kuschelte und zusammen das Knistern des Kaminfeuers lauschte.
Zarte Küsse austauschte und den Duft des anderes tief einatmete.
Oder im Mondschein eng beeinander, eng umschlungen. Mitten im hohen Schnee. Die Atmenwolken empor steigen und die zittrig eisigen Lippen aufeinander presst und dazwischen die kleinen weißen Flocken schmeckt.
Genauso war die Beschreibung für mein perfektes Winterlebniss.
Ich war jetzt schon knapp über einem Jahr mit Romina zusammen und konnte mich noch gut an den ersten gemeinsamen Winter entsinnen.
Mit dicken Kuschelsocken hockten wir auf ihrer kleinen Couch im Zimmer und hatten leckeren Tee geschlürft. Uns wurde sofort warm ums Herz.
Als wir uns dann leidenschaftlich geküsst hatten, war der Abend fast perfekt.
Das kleine Bettfieber danach gab dem den letzten Schliff.
Hoffentlich würde Weihnachten im diesen Jahr genauso verlaufen.
Vielleicht sogar einen Tick anders.

Ich lief schnell durch die Flure des Schulgebäudes.
Um diese Zeit hatte es eigentlich schon längst geschneit. Anscheinend hatte Frau Holle keine Lust ihre Federkissen auszuschütteln.
Sogar ich würde mir dann die Mühe machen, damit endlich Schneewolken ins Land zogen und frischen glitzernden Schnee da ließen.
Die kahlen Bäume sahen schon etwas angsteinflößend aus, wenn es began zu dämmern.
Vielleicht symbolisierte das etwas.
Vielleicht würde Weihnachten nicht so werden, wie erhofft. Sondern schlimmer.
Ich wollte gar nicht daran denken und bog in meine Klasse ein.
Romina saß schon auf ihren Platz.
Heute hatte sie ihre tolle langen Haare offen und leicht gelockt. Das betonte ihr Modelgesicht und die stechend blauen Augen, die mich immerzu verführten.

"Hey, beautiful girl.", sagte ich und beugte mich zu ihr runter, um sie zu küssen.
Sie lächelte leicht.
"Hey." Ihre warmen Hände fuhren kurz durch mein Haar.
Dann wandte sie sich wieder ihrem Handy zu. Ich nickte den Jungs als Begrüßung zu und deutete Louis und Zayn mit Blicken, dass wir nochmal reden mussten.
Mein Weg endete an meinen Platz, wo schon Angelique saß.
Ohne ein Wort ließ ich meine Tasche auf den Stuhl fallen und hing meinen Mantel über die Lehne.
Aus den Augenwinkeln nahm ich ein stilles Mädchen wahr, die einfach so auf ihre Hände starrte, die auf ihre Oberschenkel lagen.
Ihr brustlanges leicht gewelltes Haar hing ihr leicht über die purpurroten Wangen.
Schon etwas niedlich.
Trotzdem sagte ich immer noch nicht und schaute kurz durch die Klasse.
Meine Tasche lehnte ich an die Beine des Tisches und setzte mich dann.
Würde sowieso gleich zur ersten Stunde klingeln, was sich drei Sekunden später bewahrheitete.

In Hell's KitchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt