Kapitel 11

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11

Louis POV

Jemand klingelte bei mir Sturm, wodurch ich aufwachte.
Wer um Himmels Willen wollte so früh am Morgen etwas von mir?!
Das Erste, was ich sah, war das liebliche und feingeformte Gesicht von Angelique.
Wie bei meinen Schwestern zog ich ihr die Decke bis zu den Schultern.
Es war richtig kalt im Zimmer, weswegen ich mir einfach schnell ein warmen Wollpullover über meinen nackten gänsehautbepackten Oberkörper streifte.
Er verdeckte meine BS, weswegen man jetzt extrem zweideutig denken konnte.
Hoffentlich war das keiner meiner Freunde oder meine Mutter und so.
Dann wäre ich verloren und musste mir eine Ausrede ausdenken, warum in meinem Bett ein Mädchen lag.
Aber man schob keinen Verdacht auf eine heiße Nacht, denn schließlich lag sie angezogen dort.

Leise schlich ich die Treppen runter zur Tür, als es wieder klingelte.
"Ist doch gut.", seufzte ich und erstarrte, als ich dann Harry vor meine Nase hatte stehen.
Sein Blick war finster und verschlossen, das sonst leuchtene Grün wirkte grau.
Ohne höflich um Eintritt zu beten, drückte er mich weg.
"Was willst du hier?", fragte ich und musste schwer schlucken und hoffte, er würde ihre Schuhe nicht bemerken. Stattdessen musterte er mich von oben bis unten und zog vielsagend einen Mundwinkel in die Höhe.
"Störe ich?", brummte er und hatte einen dieser komischen Blicke drauf, wenn er an perverse Dinge dachte.
Ich schüttelte meinen Kopf und ließ die Tür zurück ins Schloss fallen.
"Schuhe aus."

Ignorier die anderen Schuhe, bitte.

Jetzt musste ich ihn davon abhalten hinauf in mein Zimmer zu gehen.
Harry war ein neugieriger und ziemlich misstrauter Bursche, der kein Blatt vor den Mund nahm.
"Wem gehören die hier?"
Ich drehte mich rum und schluckte schwer.
"Meiner Schwester.", antwortete ich und merkte, dass er mir nicht glaubte, aber trotzdem nickte.
"Die kommen mir bekannt vor.", sagte er noch schulterzuckend hinterher.

Zusammen liefen wir ins Wohnzimmer, als Harry sich umentschied und hinauf zu mir wollte.
Sofort stellte ich mich ihm in den Weg.
"Lieber nicht.", fing ich an.
"Warum? Hast du was zu verbergen?"
Ich zögerte einen Moment.
"Nein. Aber ist unordentlich. Außerdem ist mir gestern Cola auf dem Teppich ausgelaufen."
Harry machte auf seinen Hacken kehrt und verschwand dann.
Erleichtert atmete ich aus und schaute hinauf.

Mädchen, schlaf.

"Was ist denn hier passiert?", kam es zu mir herüber.
Ich rutschte auf meinen nackten Füßen über den glatten Boden.
"Was?"
"Na, hier. Ist das Asche?", fragte Harry und setzte sich auf das Sofa.
"Joar."
"Warum?" Sein Ton war hart und eigentlich war er ein ziemliches Arschloch.
Bei anderen spielten er den Engelsjungen und unter Freunden tat er einen auf Anführer und musste den Dominanteren von uns allen spielen.
Wie ich das hasste.
"Wegen der kleinen Hexe.", knurrte ich.
Das warme Fünkchen erstickte plötzlich und Kälte breitete sich in mir aus.
Wieder bekam ich einen giftigen Hass auf sie.
Ich konnte mir selbst nicht erklären, warum.
"Genau über sie wollte ich mich mit dir unterhalten. Wir haben eine Planänderung.", deutete der Lockenkopf an. Ich wurde stutzig.
Was war nun wieder falsch?
"Wie ist das eigentlich gestern alles abgelaufen?"
Ich konnte mich nur noch einen kleinen Teil erinnern.

"Wir haben sie ebend abgeholt und zu mir geschleppt. Danach hatte sie nicht gehört, ist auf den Glastisch geflogen und jammerte rum. Danach habe ich sie für ein paar Stunden in die kleine Kammer gesperrt.", erzählte ich und hielt kurz Inne.
"Liam blieb bis kurz vor 21 Uhr. Das Mädel habe ich dann auch nach Hause gebracht."
Plötzlich stand Harry so dicht vor mir, dass ich seinen Atem an meiner Nase spürte.
"Lüg mich nicht an.", knurrte er durch zusammen gebissenden Zähnen, was noch bedrohlicher klang.
"Ich-Ich lüge dich nicht an."
Seine Hand ging in die Höhe, als sie mit Wucht mich heftig im Gesicht traf.
Da fing an meine Wange zu brennen, die ich mir sofort hielt.
Sie glühte.
"Niemand lügt mich an!", schrie er.
"Liam hat mir alles erzählt, Louis. Die Schuhe gehören Angelique, die die Nacht bei dir verbracht hat."
Er schubste mich beiseite und stürmte an mir vorbei.
Wieso war er so sauer, dass sie hier geschlafen hatte?
Ich dachte, ich hätte das Richtige getan.
Anscheinend war alles nicht korrekt und tanzte nicht nach seinen Vorstellung.
Seine Füße stampften die Treppen rauf.

"Ah! Hier ist sie ja.", hörte ich Harry provozierend, weswegen ich schnell hochrannte.
F**k.

Angelique POV

Ich hatte gehört, dass Harry hier war und nun in Louis' Zimmer stand.
Vielleicht direkt vor sein Bett.
Ich hatte vor Angst mein Gesicht in das Kissen gepresst.
Es roch so gut nach Lou, nach seinem männlichen Geruch und leicht nach Schweiß. Trotzdem noch angenehm.
Aber ich nahm es ihm immer noch übel, dass er mich eingesperrt hatte.
Dort drin war kaum frische Luft und Durst hatte ich auch bekommen.
Mich machte auch der Gedanke zu schaffen, dass ich vielleicht mit dem Kerl in ein Bett geschlafen haben könnte.

"Guten Morgen, Kleine.", sagte Harry und streichelte mir über meine Haare.
Sofort bekam ich eine Gänsehaut.
"Ist die Nacht schön geworden?"
Das klang so, als wollte er auf etwas hinaus.
Seine Liebkosung gefiel mir nicht. Seine dreckigen Pfoten verunreinten mich.
"Lass sie."
Louis' Stimme drang brüchig zu uns herüber.
"Wieso sollte ich?"
Ich traute mich immer noch nicht aufzuschauen, merkte aber, dass die Luft knisterte.
Spannung baute sich innerlich auf.

"Ich nehme sie jetzt mit.", meinte Harry hart und zerrte mich aus dem Bett.
Ich wusste nicht genau, wie ich darauf reagieren sollte.
Er griff mir genauso wie Louis gestern in den Nacken.
Ich war doch keine Katze oder ein Hund.
"Wieso?"
"Darum!", fauchte Harry zurück.
Ich musste doch nach Hause. Meine Mutter machte sich sicherlich schon Sorgen.

"Zieh dir deine Jacke und Schuhe unten an. Dann kommst du brav mit mir mit.", sagte er und nahm meine Hand wie damals.
Seine Finger zwischen meine.
Mit zersausten Haaren wurde ich mitgezogen.
Tonlos an Louis vorbei, der mir entschuldigend hinterher blickte.

In Hell's KitchenWhere stories live. Discover now