Kapitel 30

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30

Harry POV

Ich wachte in Mitten von Chips und Schokolade auf. Anscheinend hatte ich die Cola nicht richtig zugedreht und war ausgefallen. In der klebrigen Pfütze lag ich und meine Mutter hatte nicht einmal daran gedacht, mich wach zumachen oder kurz vorbei zu schauen.
Alles um mich herum war mit Essen vollgesaut.
Super, konnte ich heute alles frisch beziehen. Meine Mutter würde es ja nicht schaffen. Wie immer, sie fand zu jeder Zeit eine Ausrede.

Ich quälte mich aus dem Bett. An mir hafteten Chipskrümmel, sogar in meinen Haaren hatten sich welche verfangen.
Ich versuchte grob alles von mir zu schütteln und räumte die Colaflasche weg, schaltete die Konsole aus und schnappte mir frische Klamotten. Ich war spät dran, was mir egal war. So verwüstet konnte ich wohl schlecht in der Schule auftauchen und mit stinkenden Klamotten neben dem Mädchen setzen. Dann vervollständigte sich noch ihr grauenhaftes Bild von mir, was sie eh schon hatte. Ich konnte auch anders sein.
Trotzdem schade um Zayn und meinen Blutsbruder Louis, der wohl unseren Pakt von damals vergessen hatte. Ich musste ihn zurück gewinnen und seine grauen Zellen wieder auf Trab bringen.

Ich huschte schnell unter die Dusche und machte eher eine Katzenwäsche. Schnell die ganzen bröselnden Chips aus den Haaren fummeln, was bei lockigen Haaren das dümmste hätte passieren können. Manchmal wollte ich mir einfach eine Glatze schneiden lassen. Aber sowas stand mir nicht.
Eher hastig schlüpfte ich in meine Sachen, putze mit flinker Hand meine Zähne und rannte zurück ins Zimmer. Ich hatte keine Ahnung, was heute auf dem Plan stand. War ebend ein wenig verpeilt.
Also stopfte ich einfach ein Schreibblock und meine Federtasche rein, in der nur ein Lineal und Kulli das Leben verbrachten. Ab und zu bekamen sie Gesellschaft vom Ratzefummel oder Bleistift, wenn Kunst an der Tagesordnung stand. Ich brauchte ebens nicht viel zur Schule. Das wichtigste jedoch waren Kippen, die ich mir unten aus dem Schubfach nahm und zufälliger Weise einen Zettel am Kühlschrank bemerkte.

Heute gibt es Zeugnisse.
Hoffe, du hast dich angestrengt.

Gruß Mama

Ich klatschte mir aus Blödheit mit der flachen Hand gegen meine Stirn und schulterte schnell meine Tasche. Einen Apfel als kleinen Snack schnappte ich mir aus der Obstschale und ging mit schnellen Schritten außer Haus.
Heute war es mal wieder so kalt und ich Dummerchen hatte total verpennt, dass heute der letzte Tag vor den Ferien waren. Ich wollte unbedingt meine Schwester besuchen, die im Norden wohnte. Dort hatte sie angemessende Arbeit gefunden und gleichzeitig einen Freund.
Konnte ja etwas werden, wenn die das Bett unsicher machen. Aber wenn meine Mutter dabei ist, verkniff sie ihre Lust sicherlich. Ist ja auch peinlich.
Aber wenigstens war ich für ein paar Tage aus dieser Ortschaft und konnte neue Pläne schmieden.

Ich biss große Happen vom roten Apfel ab und huschte über die glatte Straße. War komisch, dass um diese Zeit noch kein Schnee gefallen war, sonst war alles schneeweiß, wie in den Eisgebieten. Auch ohne Schnee wurde die Nase vor Kälte knallrot und das Nasenwasser frierte ein.
Ich hätte mir meinen Schal ummachen sollen.
Vor der Schule warf ich den Strunken, der vom Apfel übrig geblieben war, achtlos über meine Schulter und verschwand dann im warmen Schulgebäude.
Es war still auf den Gängen und die triste Farbe wirkte durch die aufgehenden Sonne etwas auffrischender, obwohl das in einer Schule ungewöhnlich ist.
Wer geht bitte schön freiwillig zur Schule?
Meine Zeit verplempern, die ich für andere Dinge hätte nutzen können.
Mir würde nie langweilig werden.
Einfach dumm rumliegen auf der faulen Haut und unher starren.

Jedes Jahr, den Tag, wo es Zeugnisse gibt, machten wir irgendetwas lustiges oder langweiliges. Ich versuchte es einfach beim Klassenraum, der zugeschlossen war.
Mist!
Also trottete ich zum Sekretariat, wo ich nicht so beliebt war. Man kannte mich schon In und Auswendig. Die alte Frau scente mich jedes Mal von oben bis unten.
Ich klopfte leicht an dem Türrahmen und trat dann hinein.
"Guten Morgen.", sagte die alte Dame, die mit ihren dicken Brillengläsern auf der Nase auf ein Blatt Papier starrte.
"Hallo.", gab ich knapp zurück.
"Mister Styles. Sie schon wieder.", fing sie an und unterschrieb mit Schwung, bevor sie das Blatt weglegte und mir ihre Aufmerksamkeit schenkte.
"Sie wissen schon, dass sie wieder mal verschlafen haben. Das kommt nicht gut auf ihren Zeugnis."
Leicht arrogant hob sie ihr Kinn, was mich ankotzte.
"Ja ja, ich weiß. Ich wollte nur fragen, wo meine Klasse ist. In unserem Raum jedenfalls nicht.", sagte ich und lehnte mich gegen die Theke und schaute kurz drüber. War immer viel, was sie hier zu liegen hatte.
Die alte Frau schob ihre Brille hinauf und ließ ihre spindeldürren Finger, bei denen man schon die Adern sehen konnte, über die Tastatur fliegen.
Ich wartete geduldig und grüßte kurz meinen Sportlehrer, der aber hielt.
"Ich denke, du suchst deine Klasse. Euer Klassenlehrer hatte gebeten euch zu übernehmen.", fing er an und musterte mich von oben bis unten.
"Eigentlich wollte ich Sport machen. Aber anscheinend hast du kein Sportzeug mit."
Er lief an mir vorbei.
Sein Gang war kräftigt, dennoch nicht zu auftragend. Mit ihn prügeln würde keine leichte Sache werden. Er war beliebt bei den Mädchen, selbst Romina hatte ihn mal angeflunkert.
Kein Wunder, wenn man Oberarme wie ein Hulk hat.
"Styles!", rief er und ich folgte leicht perplex. Die Sekreterien war wieder froh mich los zu werden.
Ja, ich mochte die Alte auch nicht. Eine neue junge Frau wäre mal etwas. Blond, schlank und mit knallroten Lippen.
Da tauchte bei jedem Jungen gleich ein Schmuddelfilmchen im Kopf auf.

"Und was machen wir stattdessen?", fragte ich ihn.
"Sport."
Ich hatte mir etwas anderes erhofft. Aber er meinte doch, ohne Sportzeug geht es nicht.
"Ihr werdet ein bisschen Volleyball und Basketball spielen. Nächstes Jahr sind wieder die alljährlichen Spiele und vielleicht könntest du mit deinen Freunden unsere Schule vertreten. Ihr seit äußerst gut.", sagte er und lief die Treppen hinunter in Richtung Keller, wo die Turnhalle war.
Man hörte meine Klasse schon, denn wir waren ziemlich laut.
Zayn und Liam lachten laut auf und plapperten laut.
Als wir auftauchten, wurde es still.

"Also, wir spielen heute ein bisschen Volleyball und Basketball.", sagte unser Sportlehrer und schloss die Tür zu den Umkleiden auf.
Ich blieb am Rande der Gruppe stehen und sah enttäuscht zu Romina, die Hand in Hand mit Zayn dort stand.
Ich wusste es doch.
Noch nicht mal eine Nachricht bekam ich von meiner Ex-Freundin. Wie billig war das denn?
Ich seufzte leise und sank meinen Blick.
Ich hörte leises Tuscheln, ignorierte es aber.
Wir wären bald glücklich ein Jahr zusammen gewesen und hätten dieses Weihnachten noch besser verbracht, als das letzte Mal. Ich war zutiefst enttäuscht und traurig über das Verhalten.

Selbst Liam und Niall schenkten mir keine Aufmerksamkeit und erst recht nicht Louis.
Nach dem Mädchen brauchte ich nicht schauen.
Ich folgte den anderen in die Jungsumkleide und ging zu meinem alten Platz. Neben mir kam eigentlich mein bester Freund, aber der setzte sich wo anders hin. Der Einzige, der kam war Liam.
Er brummte ein kurzes Hey mehr aber auch nicht und widmete sich den anderen. Irgendwie wurde ich voll ausgegrenzt und ich hasste es.
Ich hielt lieber meinen Mund, sonst gäbe es wieder eine Prügelei und die Alte im Sekretariat würde mich zwingen tausende Blätter mit ihren komischen Kugelschreiber auszufüllen.
Ich zog mir Schuhe und Jacke aus, um in die Halle zu gehen, wo die ganzen Mädels schon auf der Bank saßen. Natürlich hockte das eine Mädchen etwas abseits und schaute auf ihre Söckchen, die süße Pferdeköpfe drauf hatten. Wie eine 12 jährige.
Unbewusst musste ich lächeln und ging auf sie zu, doch überholte mich Louis, der auf sie zustürmte.
Ich stoppte sofort und warf meinen Blick zu Romina, die nichts erwiderte.
Ich hasste sie im Moment so sehr.
Wie konnte alles so schief gehen?

"Stellt parallel eine weitere Bank zu der anderen hin!", ertönte es hinter mir.
Sofort liefen ein paar Jungs los und taten, was verlangt wurde.
Jetzt saßen wir direkt gegenüber der Mädchen. Ich war ganz am Rande, fast parallel zu Angelique, die versuchte ihre putzigen Socken zu verstecken.
Unser Lehrer lief wie ein Soldat zwischen den Bänken langsam hin und her.
"Wir spielen Jungen gegen Mädchen. Ich zähle ab. Die Einser gehen in das linke Feld, die Zweier ins andere. Sobald jeder sich gefunden hat, wird aufgebaut.", erklärte er.
Bei mir fing er an.
Ich war eins.
Gespannt wartete ich, wo Romina war.
In der Zwei mit Liam und Louis.
Das Mädchen war die Eins.
Ich musste lächeln und sprang auf. Endlich mal Zeit mit ihr ohne Louis, der nur einen Blick zu uns warf.

"Kommst du?", fragte ich zögernd.
In diesem Moment traf Blau auf Grün und es fühlte sich gut an.

In Hell's KitchenWhere stories live. Discover now