Kapitel 10

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10

Angelique POV

Diesmal waren wir im friedlichen Stadtteil geblieben und Louis bog mit mir zu einem hübsches Haus ab.
Er öffnete die Tür.
"Schuhe aus.", grummelte er wie Harry, weswegen ich brav das tat, was man mir sagte und stellte die Schuhe ordentlich zu den Anderen.
Liam hatte nun endlich seinen Blick von seinem Handy abgewandt und tat es mir gleich.
Ihm schien das nicht zu stören.
"Setzt euch.", befahl Louis wieder und verschwand in der Küche.
Liam zwang sich an mir vorbei und ließ sich schweigend auf das große Sofa fallen.
Das Haus war super schick und schlicht eingerichtet. Nicht zu übertrieben und es hatte Stil.
Ich ließ es mir nicht nehmen mich mal genauer umzuschauen und erblickte eine Kommode, worauf viele Bilder standen.
Auf ein paar davon erblickte ich sogar Louis, weswegen ich mir die von Nahen ansah.
Er hatte vier Schwestern wie es aussah. Alle jünger. Davon wusste ich ja gar nichts.
Kein Wunder, wenn ich nichts mit ihnen zu tun habe, was auch besser so ist.
Ich ließ meinen Blick mit voller Neugier über die ganzen Erinnerungen schweifen und betrachtete eins intensiver.
Louis mit seinen Schwestern und seiner Mutter, Familienbild.
Er lächelte hier, was gar nicht mal so schlecht aussah und sein Grinsen bekam ich auch nir zu Gesicht.
Aber wieso war er so fies, wenn er noch Geschwister hatte?
Ich verstand das irgendwie nicht.

Plötzlich tauchte Louis' Visage im Glas leicht verwischt auf.
Ich hielt die Luft an und wollte zur Seite treten, da spürte ich seine eisige Hand um mein Handgelenk, was er so komisch und schmerzhaft drückte.
"Was tust du hier?", fragte er überraschend ruhig.
Aber ich merkte, dass er kurz vor dem Explodieren war.
Ich konnte ja nicht antworten und zuckte leicht die Schultern und wurde sofort herum gewirbelt, wobei sich seine Hand, die vorher mein Gelenk gegriffen hatte, in meinem Nacken platzierte.
Ich wollte schreien, konnte aber nicht.

"Mach nicht so doll.", sagte Liam und schaute kurz von seinem Display auf.
"Was soll ich denn sonst machen, wenn sie einfach was tut, was sie nicht zu machen hat?", knurrte Louis, dessen Augen vor Wut Feuer und Flamme glühten.
Aus Angst schloss ich meine Augen und verkrampfte in meiner Position.

Das ist alles nicht wahr.
Nur ein dummer Traum, Angelique.

"Sie muss auf uns hören, sonst wird sie ja bestraft."
Ohne Gnade schubste er mich zu der Couch. Nur reagierte ich zu spät und flog halb auf den Glastisch.
Dabei riss ich die Blumenvase und den Aschenbecher von der Platte.
Das Wasser und die Kippen lagen auf den hellen Teppich verteilt, ich Tollpatsch bekam jetzt sicher eine Tracht Prügel, so wie sich Lou in die Haare griff und seine Halsadern zum Vorschein kamen.
"Du dummes Op*er!", brüllte er und zerrte mich unsanft vom Tisch weg. An meinen Kragen, der sich in meine Kehle bohrte und mir die Luft für einen kurzen Moment abschnürrte.
Jetzt erhob sich Liam und ging auf mich zu, währenddessen Louis fluchend alles versuchte sauber zu machen.
"Das war nicht toll."
Ich schluckte und sah zu ihm auf. Von hier unten wirkte er noch größer, als er eigentlich schon war.
Als er sich zu mich runter beugte, hielt ich schützend meine Hände vor's Gesicht. Aus Angst, er holte mit voller Wucht aus und würde mir welche knallen.
Doch er packte mich an meinen Oberarmen und hob mich auf meine Beine zurück, wobei er kurz meine Klamotten richtete.
"So.", meinte er und strich eine Strähne hinter mein Ohr.
"Was tust du da?", schallte es zu uns herüber.
"Nichts. Sie muss ja schick aussehen.", grinste Liam, was schon wieder so klang, als wäre ich Abschaum. Genau das war ich ja für alles und jeden auf der Welt.
Ich war ein Haufen Dreck, den man einfach so in die Ecke kehren konnte.
Der man keine Beachtung schenkte.
Beide Jungs fielen in ein Gelächter aus, das aber sofort wieder verstummte.
"Was machen wir jetzt mit ihr?", fragte der Handy süchtige Typ.
"Wir sollen sie quälen, wenn sie nicht hört.", antwortete Louis, dem dieser Satz anscheinend gefiel.
Mir gefiel der aber nicht.
Quälen?
Ich schluckte schwer und wollte am Liebsten von hier abhauen. Einfach weg. Gleich auch noch für immer wegziehen, wo mich niemand der Jungs jemals finden wird.

Ich Dummerchen hatte nicht mal mein Handy dabei, um Hilfe zu rufen oder sowas.
Stattdessen musste ich schreckliche Attacken über mich ergehen lassen.

Louis POV

Als ich wieder aus der Küche kam, ging ich zu der Kleinen und griff wieder in ihren Nacken, womit ich sie gut kontrollieren konnte.
"Na, denn komm mal mit.", meinte ich und schleifte sie zu einer kleinen Tür.
Wir hatten eine kleine Kammer, die wir kaum benutzten und bestimmt voll mit Spinnengewebe hing.
"Mach es dir gemütlich.", wünschte ich und wollte sie hinein drücken, als ich ein Wiederstand spürte.
Sie versuchte sich zu wehren.
Ein Tritt in ihren Rücken gab alles.
Die kleine Tür fiel ins Schloss, was ich einmal herumdrehte, damit sie nicht mehr rauskam.
Ein dumpfes Poltern ertönte aus den finsternden und fensterlosen Raum.
War wohl gegen die Wange geflogen.
Grinsend kam ich wieder zurück in das Wohnzimmer, wo mir Liam entgegen sah.
"Weggesperrt?"
Ich nickte nur und ließ mich beruhigend auf das weiche Sofa fallen.
Von weitem hörte man leise Schläge, die dann aber nach kurzer Zeit entgültig verstummten.

Wenn ich so darüber nachdachte, fand ich es schon fies. Aber wir mussten es ebend tun. Sie gehörte weggeschlossen. Niemand brauchtr sie, oder doch?
Ach, keine Ahnung.
Auf jedenfall hatten Liam und ich jetzt Ruhe für den Rest des Abends.
Meine Schwestern waren das Wochenende mit meiner Mutter weg zu Verwandten gefahren, was doch echt gelegen kam.

Die Zeit verging wie im Flug, wobei ich eingeschlafen bin.
Liam rüttelte mich wach.
"Ey, ich muss los. Bis dann.", sagte er und verschwand.
Verpennt warf ich einen Blick auf die Uhr.

20:36 Uhr.

Doch schon so spät?
Was wohl Angelique machte?
Ich stand auf und lief zur Kammer, die ich aufschloss.
Als ich die Holztür öffnete, kam mir ein leichter Hauch von Rosen entgegen.
Trug sie etwa Parfum oder so?
Die Lichtstrahlen vom Flur fielen in den düsten Raum, der das Mädchen auf den kalten Boden zusammen gekauert zeigte.
Sie schien zu schlafen.
Ich konnte mir kein Lächeln verkneifen und hockte mich vor ihr hin.
Vorsichtig strich ich ihre überraschend weiche Wange entlang. An meinen Fingerkupeln merkte ich, dass bei Angelique Tränen gekullert waren.
Wenn sie geweint hatte, dann hatten wir es viel zu weit getrieben.
Sie musste sich wohl schweren Herzens in den Schlaf weinen, um das hier nicht ertragen zu müssen.

Vorsichtig hob ich das kleine Mädchen auf meine Arme. Ihr klebten ein paar einzelnde Haarsträhnen ins Gesicht.
Ich spielte mit dem Gedanken sie entweder auf die Couch zu legen oder mit mir in mein Bett.
Ich entschied mich für die zweite Variante, dann merkte ich wenigstens, wenn sie abhauen wollte.
Also schleppte ich sie rauf und platzierte ihren Körper so, dass ich noch mit Platz hatte.
Ich huschte nochmal runter, um überall das Licht auszumachen und kam dann wieder nach oben.
Irgendwie fand ich sie gar nicht mal so schlimm und so hässlich war sie auch nicht.
Ebend ein normales Mädchen.

Ich ließ alle Kleider fallen, bis auf meine BS und rutschte zu ihr.
Sanft tat ich ihre einzelnden Haarsträhnen aus dem Gesicht.
Sorry um ihre Mutter, aber Angelique konnte ich nicht nach Hause bringen.
Das wäre zu gefährlich und eine Nacht wo anders brachte sie ja nicht gleich um.
Wenn ich ihr hübsches Gesicht betrachtete, entflammte tief in mir Wärme.
Sie erinnerte mich stark an meine kleinen Schwestern.

Müde schloss ich meine Augen und legte aus Gewohnheit schützend einen Arm um ihren Körper.

In Hell's KitchenWhere stories live. Discover now