Kapitel 44

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So schnell wie er mich an sich gezogen hatte, so schnell ließ er mich wieder los. Ich spürte keine drei Sekunden seine warmen Lippen, als die miese Kälte mich umhüllte. Sein Arm nahm er auch von meiner Hüfte.

Es schmerzte.

Lange blickten wir uns lange in die Augen, bevor er über die Türschwelle in sein Haus trat und seinen Blick von mir abwandte. Ich wollte reden, jetzt. Aber es ging nicht.

Die Tür fiel leise in das Schloss.

Mir zergingen immer noch seine Worte in meinen Ohren, die sich schließlich in mein Hirn einbrannten. Ich hatte wirklich für einen Moment geglaubt, dass er es ernst meinte. Aber ich war doch nur eine seiner Eroberungen und ich war so dumm und ließ mich darauf ein.

Ich presste meine Hände an mein Gesicht und stand immer noch vor seiner Haustür, die er mir einfach vor die Nase zugeschlagen hatte. Sein Abschied; Ein einfacher unbedeutender Kuss, der für mich mehr als die Welt war.

Erneut stiegen die Tränen in meine Augen, die mehr brannten, als die Narben auf meinem Herz und mehr, als die vielen Beleidigungen.

I know how it hurts.

Ich machte kehrt auf meinen Absatz und schritt davon. Ich wischte mir mehrmals über die Augen, was nicht brachte. Ich konnte einfach nicht aufhören zu weinen. Das ist der schlimmste Schmerz, den man einem Menschen zufügen kann. Ich glaubte, ich würde schon an der Grenze der Schmerzen sein, aber es ging wirklich noch weiter.

Der kühle Wind umring mich wie die eisigen Arme eines Menschen, der gar nicht da war. Ich wollte erwidern, aber ich war allein. Immer mehr entfernte ich mich von Harry, der sich gar nicht um die Gefühle anderer kümmerte. Ich erwartete eigentlich eine Nachricht, aber die würde ich in tausend Jahren nicht kriegen.

Ich schniefte und wischte mir ein letztes Mal über die Augen, bevor ich anfing zu rennen. Ich wollte so schnell wie möglich nach Hause und mied es zurück zu schauen. Ich wollte raus, einfach weg.

Mir schien, als würde jemand in meinem Kopf meinen Namen rufen.

Ich rannte schneller.

Wieder rief jemand meinen Namen. Es passierte in meinem Kopf.

Mich hielt nichts mehr und ich düste in einem eiligen Tempo durch die Straßen Londons. Die Straßenlaternen gingen an und spendeten Licht, der Himmel bewölkte sich und langsam wurde es dunkler. Aber es war noch lange nicht so dunkel in mir, wenn mich Harry küsste. Aber ich war eben so ein doofes Mädchen, was sich schnell beeinflussen ließ.

Der Wind schien schneller um die Häuserecken zu pfeiffen und mir brannte die eisige Luft im Hals, doch ich hielt nicht. Nein, ich rannte. Mir war es im Moment total egal, ob sich meine Haare zerzottelten. Einfach nur weg!

Harry POV

An der Tür mit dem Rücken gegen gelehnt, saß ich nun schon solange, wie sie weg war. Nachdenklich wanderte mein Blick durch den kleinen Flur. Ich musste ein Idiot sein, um immer alles kaputt zu machen.

Ich fuhr mit meinen Händen durch mein Haar, worin ich meine Finger vergrub und schließlich daran zog, um durch den Schmerz wach zu werden. Aber das einzigste, was ich tat, war laut zu schreien. Ich sprang auf und stürmte mit angespannten Fäusten in das Wohnzimmer, wo ich das Sofa ansteuerte und mich auf die Knie fallen ließ. Mein Arm zwang ich drunter und tastete blind nach der Schachtel, die ich dann hervor zog. Ich hob den Deckel, sofort warf ich alles rücklinks weg. Es war mir egal, wo es gegen schlug. Von mir aus konnte die Welt unter gehen.

Ich lief wieder aus dem Zimmer und trampelte die Treppen rauf, bevor ich stehen blieb und mir über die Stirn wischte.

Schweißausbruch.

In Hell's KitchenWhere stories live. Discover now