Kapitel 2

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Ganz dünn wurde die Luft zwischen den Schülern und mir, als ich im Türrahmen stand. Mich musterten einige Augenpaare und ein Mädchen fiel mir ganz besonders auf. Romina, die Schulbitch- und Queen.Zu arrogant drehte sie eine braune Haarsträhne und biss sich auf ihre rote Unterlippe herum. Durch den Lippenstift sah sie aus wie eine vom Strich. Zu viel für meine Augen und mein Gehirn. Jetzt musste ich unter ihrer teuflichen Art leiden und ihren paar Hunden, die ihr auch Schritt und Tritt nachdackelten.
Einer davon war ja ihr Freund.
Harry Styles oder so hieß er. Komischer Name, aber zu ihm passte die Wortwahl.
Ohne ein Wort stand ich dort.
Wie sollte ich schon etwas sagen, wenn es nicht ging?

"Und du bist?", fragte der Lehrer misstrauisch. Ich hatte ihn in keines meiner Fächer, weswegen es mir peinlich war, nicht antworten zu können.
Ich schüttelte leicht meinen Kopf und zeigte kurz auf meinen Mund, woraufhin ich mit meinen Händen deutete, dass ich nicht sprechen konnte.
Die Klasse fing an zu kichern und selbst der Lehrer schaute komisch.
"Sag doch gleich, dass du stumm bist!", rief ein Typ nach vorne, der lockiges braunes Haar hatte. Das war doch dieser komische Kautz, Romina's Freund.
Wieder fingen die Mitschüler an zulachen. Wenn ich's könnte, würde ich es tun.

"Leute, seit nicht so frech zu dem Mädchen. Sie kann nicht reden. Also bitte Ruhe!", sagte er und ging auf mich zu.
"Schreibst du mir bitte deinen Namen auf?"
Der Fachlehrer führte mich zum Pult.
Ich kann auch noch allein gehen!
Er gab mir einen Kugelschreiber.
Kurz sah ich von dem karierten Blatt auf, weil vor mir irgendwer über mich tuschelte.
Ich schluckte schwer und kritzelte meinen Namen schnell dahin.
"Du heißt Angelique? Richtig ausgesprochen?", fragte der Lehrer. Ich nickte sofort.
"Okay. Setz' dich erst einmal, ähm..."
Der Lehrer schien zu überlegen und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen.
"Dahinten."
Er deutete auf einen freien Platz neben einen blonden Typen, der plötzlich aufschreckte und verdutzt drein sah. Ich glaube, er hieß Niall oder so. Von ihm hörte man kaum was. Kein Wunder, wenn ihm schon paar Anzeigen wegen Körperverletzung und Drogenhandel auf den Schultern zusetzliche Last boten.

"Was?! Nein! Die kann zu Harry gehen.", protestierte er laut und machte sich sofort breit, damit ich jar keinen Platz mehr hatte.
"Nee! Bist du dumm oder so? Die brauch bei mir gar nicht ankommen. Ich kann sie nicht mal fragen, um' ne richtige Antwort beim Test oder so zukriegen.", erwiderte dieser Lockenkopf.
Wieder brach die Klasse ins kurze Gelächter aus.
So ein Ego-Arsch.
"Du setzt dich dann ebend neben Harry und lass ihn bloß nicht abgucken.", zwinkerte der Lehrer. Zögernd ging auf den Tisch zu.
"Lass jar die Finger von ihm, verstanden? Auf sowas wie dich steht er nämlich nicht. Er hat schon mich, Bitch.", sagte mir Romina eingebildet nach.
Jetzt tat ich auch noch so, als wäre ich taub. Das wäre mir neben dem Stummsein auch ganz recht. Dann brauchte ich die Lästereien nicht mehr ertragen oder diese bösen Worte, die mich jeden Tag tief trafen.

Als ich mich setzen wollte, rutschte der Kerl mit seinem Stuhl bis zum Rand des Tisches.
"Bleib bloß von mir weg.", brummte er und stützte wohl ziemlich beleidigt seinen Kopf, wobei seine Locken leicht zur Seite fielen.
Ich würde generell von ihm wegbleiben. Davon mal ganz abgesehen.

Nachdem ich mich gesetzt hatte, fuhr der Unterricht fort.
Die waren alle total nett hier!
Nein, total respektlos.
Schon jetzt vermisste ich meine alte Klasse, obwohl die auch nicht grad freundlich zu mir gewesen ist. Aber dort ließen sie mich wenigstens alle in Ruhe und verstanden bei Gruppenarbeit, wie man mit mir umzugehen hatte.
Das hier war die Horrorklasse der gesamten Schule und ein Höllenpart meines Lebens.
Die ganze Stunde über hatte man mich in Ruhe gelassen. Sogar der Typ neben mir hielt seine verdammte Klappe. Ging ja schlecht, um mit mir reden zu können.
Wenn nicht, dann sollte er die Zeichensprache lernen und schon könnten wir uns unterhalten, ohne dass jemand alles verstand.
Genau das war die Besonderheit. Nur erforderte es viel Disziplin, die ich mir selbst erarbeiten musste und ich glaubte nicht, dass die auch der ach so gute Harry Styles hatte.
Dafür würde ich meine Hand ins Feuer legen.

In Hell's KitchenTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon