Kapitel 62

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Ich konnte es mir nicht mehr mit anhören, obwohl Louis zu Zayn's Frage wie ein Grab schwieg. Ich hörte ungern Gespräche zu, die nicht für meine Ohren bestimmt waren und schon gar nicht, wenn es über mich ging, da ich mich verbal nicht wehren konnte. Also klopfte ich kurz an die Zimmertür.

„Herein!", rief Louis und ich öffnete die Tür, die ich sofort hinter mir schloss. Innerlich atmete ich noch einmal tief durch. Hoffentlich bemerkte keiner der beiden, dass meine Augen leicht rot unterlaufen waren. Obwohl, ich brauchte mir da keine Sorgen zu machen, denn es war stockdunkel. Nur der leise im Hintergrund laufende TV spendete Licht und erhellte die Körper von Louis und Zayn, die mich anschauten.

Bitte glotzt mich doch nicht so an, dachte ich und ließ die Türklinke nicht los. Ich rührte mich auch keinen Zentimeter.

„Du brauchst doch nicht klopfen.", Louis schüttelte verständnislos den Kopf und knüllte die Chipstüte zusammen.

War die jetzt leer? Ich hätte auch noch gern etwas abbekommen, aber vielleicht hatte er die extra weggefressen, damit ich keinen Pfund zunehmen konnte. Ich blieb immer noch hier stehen und zwirbelte nervös eine Haarsträhne. Bestimmt kam ich total doof rüber, was er mir jetzt auch noch mit Worten klar machte.

„Wieso stehst du da? Komm doch her. Wir beißen dich nicht oder hast du etwa Angst?", fragte er mit wütenden Unterton. Dieses Wort Angst benutzte Harry jedes verdammte Mal, wenn wir zusammen waren. Er nahm es dauernd in den Mund ohne mich zu fragen, ob es nervte. Allerdings nervte es mich, aber mich nervte nicht, dass er fragte, ob er mich küssen dürfte. Das machte Harry gleich viel süßer und zeugte von Rücksicht.

„Bist du jetzt etwa taub geworden?!"

Er wurde laut und setzte sich kerzengerade auf. Sein angespannter Körper zeigte in meine Richtung und seine blauen Augen waren kurz davor Feuer zu spucken, um mir wehzutun. Ich sank vorsichtshalber meinen Blick.

„Antworte mir!", schrie er und wollte sich von seinem Bett erheben, aber wurde zu meinem Glück von Zayn zurück gehalten.

„Louis, beruhig dich.", sprach er leise und drückte seinen Kumpel zurück auf die Bettdecke. Nur zögernd ließ er so mit sich umgehen. Mich interessierte jetzt aber wirklich, was ich falsch gemacht hatte. Ich stand doch nur an der Tür, leise wie immer und hatte niemanden beim Fernsehschauen gestört. Und das schlimme war, er forderte mich auf zu antworten. Wie aufmerksam von ihm, dass er vergessen hatte, dass ich stumm bin.

Als ich mich dann traute, doch aufzuschauen sah mir Zayn entgegen. Ich konnte seine versteckte Botschaft in seinen Augen nicht deuten.

„Wieso steht sie da? Sie kann doch herkommen. Hasst sie mich etwa?" Louis murmelte aggressiv, dennoch leise viele Fragen vor sich her und verschränkte fest die Arme vor seiner starken Brust. „Seh ich scheiße aus? Habe ich was falsch gemacht?" Im Moment erkannte ich Louis nicht wieder. Wahrscheinlich wegen dem Gespräch von eben und der gestellten unbeantworteten Frage von Zayn.

„Bro, was los? Du bist voll ausgewechselt.", sagte Zayn, der grob von Louis weggeschubst wurde.

„Ach, halt die Fresse!", brüllte er und stürmte schließlich wutentbrannt auf mich zu. Rechtzeitig trat ich von der Tür weg, bevor Louis sie halb öffnete, aber doch stehen blieb und seinen feurigen Blick in meine Augen warf. In dem Moment fesselte er mich mehr, als Harry es jemals getan hatte.

„Geh nach Hause, Kleine. Es ist schon nach elf."

Dieses Wort Kleine. Ich hasste es. Ich hasste es einfach so sehr, weil mein der Lockenkopf dauernd so nannte. Es klang so dreckig in seinem Mund, als ob ich seine Schlampe wäre. Aber das würde ich nie sein.

In Hell's KitchenWhere stories live. Discover now