Kapitel 8

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Angelique POV

x1/2 = 4/2 +- √(-4/2)2 + 5

Ich hasste Mathe so sehr und kramte nach meinem Taschenrechner.
Das einzigste Fach, wo ich schlecht war. So schlecht nun auch wieder nicht, aber es ging ebend.
Diese Verwechslung mit p und q.
Schlimmer als schlimm.
Ich tippte die Zahlen ein und wollte die erste Zahl mit dem Bleistift auf das karrierte Blatt schreiben.
"Angelique!", rief meine Mutter von unten. Klang leicht aggressiv.
Ohne zu zögern ließ ich alles liegen und stehen und stolperte die Treppen runter.
"Besuch."
Die Statur meiner Mutter trat beiseite und zwei Jungs grinsten mir entgegen.

"Hey, Angelique.", sagte Louis und hob nett kurz seine Hand.
Mir blieb der Mund offen stehen, weil das es nicht schon wieder sein konnte.
Woher wussten die meine Straße und die Hausnummer?
Neben dem komischen Kerl, der mal nett und mal unfreundlich wurde, -Stimmungsschwankungen nannte man das-, stand Liam.
Seine rechte leicht zuckende Hand wollte dauernd sein Handy aus der Hosentasche holen. Man sah, dass er sich zusammen riss.

Bitte hört auf.
Bitte.
Lasst mich in Ruhe!

Was er nur für ein süchtiger Junge war.
Ich würde ihn gerne mal in meiner Situation sehen, wenn er ohne Freunde wäre. Was würde passieren?
Genau, er würde elendig untergehen. Jaueln wie ein Schlosshund und heulen wie ein Wasserfall.
Meine Welt ebend.
Nur halt voller Ruhe, trist und farbendlos.
Eigentlich kam jetzt wie bei normalen Leuten ein Was wollt ihr?
Aber die zwei ernteten nur einen fragenden Blick, woraufhin Louis mal wieder reagierte.
"Wir haben uns doch verarbredet. Vergessen?", fragte er lächelnd.
Ich verabscheute dieses Gesicht und seine sinnvollen Lügen.
Ich merkte nur den überraschten Blick meimer Mutter.
"Wirklich? Davon wusste ich gar nichts.", entgegenete sie ihm.
"Kein Problem. Jeder kann mal was vergessen.", sagte er und schaut mich wieder mit seinen eigentlich schönen Augen.
"Schnapp dir deine Jacke. Wir sind spät dran."
Ich wollte unbedingt etwas sagen. Aber selbst meine Mutter lächelte glücklich darüber, dass das meine Freunde seien. Ich hatte sonst niemanden.
Außer mein Kuscheltier.

Hilfe!

Genauso lief eine trügerische Entführung ab. Zwei Unbekannte, die sich einschleimen und sich als Bekannte ausgeben und eine überraschte Mutter sich dann darüber freut, dass ihr Kind endlich Freunde gefunden hat. Nur dieses Kind einfach stumm oder perplex ist und nichts sagen kann, um Nein zur Sache zu sagen.
Wie ich jetzt.
Würde ich meinen Kopf schütteln und wieder rauf in meinem Zimmer laufen, wäre meine Muttee zu tiefst enttäuscht und Louis und Liam würden das alles an Harry petzen, weil ich weiß, dass die es auf mich abgesehen haben.
Blöde bin ich nicht.
Dann wird alles noch schlimmer.
Genau an diesem Punkt würde ich jetzt entführt werden und meine Mutter hätte sich auch noch gefreut, dass ich mitgehe. Im Nachhinein wäre sie innerlich zersplittert.
Heftige Vorstellung.
Aber so spielt das Leben uns hinterher.

Kopfsache. Wie mit Mathe und dieser dummen Gleichung.
Dahinter versteckt sich ein prezieser Lösungsweg, der strukturiert ist, sodass man erst nicht dahinter kommt, aber wenn man tiefere Einblicke vornimmt, man merkt, dass es doch einen Weg gibt. Rein, als auch wieder raus.
Dahinter zu kommen, ist schwer.
Daraus zu kommen, auch.
So viele Verknüpfungen, die einen aus der Bahn werfen können.
Bei Harry sollte man logisch denken.
Er ist schlau und nicht dumm.
Er weiß, wie man spielt und wie man gewinnt.
Er weiß, wie man Hindernisse in den Weg stellt, die einem den richtigen Gang verhindern.
Wie in Mathe.
Einmal etwas übersehen, hat man falsch gerechnet.
Übersieht man aber etwas im echten Leben, kann das fatale Folgen haben.

Zögernd nahm ich meine Jacke und zog sie mir extra langsamer an, um die zwei Jungs kurz mustern zu können.
Ich winkte meiner Mutter noch kurz zu, bevor mich Louis' Hand zu sich zoh und mich hinaus auf den Gehweg zerrte.
"Braves Mädchen.", brummte er zufrieden und ließ meine Hüfte nicht mehr los, wo er seinen Arm rumgelegt hat.
Liam hatte nun mal endlich sein Handy wieder in den Händen.
Er schien etwas abzuchecken, traute mich aber nicht auf sein Bildschirm zu schauen.

Wo bringt ihr mich hin?

Frage um Frage sauste mir im Kopf herum.
"Harry hat mir erzählt, dass wir nur Ja oder Neinfragen stellen sollen.", fing Louis an und schaute starr gerade aus.
Als ich zu ihm hochschaute und er es merkte, warf er seinen Blick zu mir runter und lächelte.
Diesmal wieder anders als bei meiner Mutter.
Irgendwie netter.
Trotzdem trügte der Schein von Freundlichkeit.
Hinter dieser Fassade steckte mehr, als nur er.
Schnell sah ich wieder zu Boden und fühlte mich unwohl so dicht neben ihm und dann noch sein Arm.
Erst brachten mich Zayn und er zu Harry, der rauchend in einer dunklen Seitengasse stand und dann, als wären wir ein Paar, meine Hand ganz fest nahm.
Jetzt begleitete Liam uns, der dem hier alles am Arsch vorbei ging. Oder so.

"Dann stell ich dir ebend ein paar Fragen.", meinte Louis und tat so, als würde er nachdenken. Tat es aber nicht. Das sah man deutlich.
"Magst du mich?"
Ich atmete tief durch und machte keine Regung.
Der Druck gegen ihm wurde döller.
"Sag es.", zischte er, als er sich leicht unauffällig zu mir runter beugte.
Sein Atem streifte in mehreren Zügen meine Wange, was mich schaudern ließ.
Ich zuckte nur meine Schultern.
"Das kriegen wir noch schon früh genug heraus. Und mehr.", meinte er leicht enttäuscht und zog mich um die Ecke herum.

Ich werde mitspielen.

In Hell's KitchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt