Kapitel 19

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Harry POV

Der heiße Dampf, der aus der Kaffeetasse hinauf in meine Nase stieg, roch angenehm.
Ich stellte sie vor mir auf den Tisch und ließ mich auf das Sofa fallen.
Eigentlich wollte ich reden, doch wie es schien, hatte keiner Lust dazu.
Niemand widmete mir einen kurzen Blick, was mich zur Weißglut brachte.

"Leute, was ist los?", fragte ich und schaute zu Zayn, der nur Däumchen drehte und nicht aufsah.
"Liam, wieso redest du nicht?"
Die Frage hätte ich mir sparen können, denn er starrte nur auf sein Handy.
Und bei Niall brauchte ich erst gar nicht anfangen.
Nur sinnlos würde ich meine wertvolle Zeit verschwänden.
"Okay, wenn ihr nicht reden wollt, dann hört mir wenigstens zu.", fing ich ernst an und nahm nochmal einen Schluck von meinem lauwarmen Kaffee.
"Am Besten ihr ignoriert Louis ganz."
"Was? Nein! Er ist unser Freund.", wiedersprach mir Zayn sofort, der ganz entsetzt in meine Richtung schaute.

Ich entgegnete seinen Blick düster, weshalb er sofort wegsah.
"Du wirst es tun, hast du das verstanden! Er steht uns jetzt für ein paar Tage nicht im Weg und das ist auch gut so. Wir werden etwas provesorischer an die Sache rangehen.", sprach ich weiter und kratzte mir kurz nachdenklich am Kinn.
"Und was passiert jetzt?", fragte Liam.
Ich gab nur ein Schulterzucken als Antwort zurück.
"Das, was kommt. Da bald Weihnachten ist, lassen wir die Kleine erst einmal in Ruhe. Ihr Weihnachtsgeschenk wird eine riesen Überraschung."
Grinsend rieb ich mir die Hände voller Vorfreude, denn das kann man nicht kaufen und finden man in keinem Laden oder irgendwo anders.

Mich schaute man verwirrt an.
"Leute, wartet ab. Für unseren Lou muss ich auch noch was besorgen.", meinte ich dann und stieß einen Seufzer aus.
Ich trank den inzwischen kalten Kaffee aus, der schrecklich schmeckte.
"Um auf bessere Gedanken zu kommen, habe ich schon mal was vorbereitet."
Ich zog unter dem Sofa eine diesmal kleinere Schachtel hervor, wo schon ein paar Joints drin lagen.
Als ich den Deckel hob, kam mir der Geruch sofort entgegen, den ich tief einatmete.

"Der Geruch der Besinnlichkeit."
Ich gab jeden eine. Nur Zayn spielte damit rum und wollte die anscheinend nicht, weshalb ich ihm die wegnahm.
Dann ebend nicht. Er wusste gar nicht, was ihm entgang.

Zayn POV

Ich stand schließlich auf.
"Ich muss gehen.", meinte ich und wedelte den Qualm vor meinem Gesicht weg.
"Warum?", fragte Harry, der mir den Rauch in Kreisen entgegen pustete.
Ich verzog kurz mein Gesicht und trat einen Schritt nach hinten.
"Weil ich noch etwas anderes zu tun habe."
Ich machte kehrt und lief Richtung Haustür.
"Aber Zayn? Pass auf was du machst.", ertönte es aus den Mund des Lockenkopfes, was ich ignorierte und die Tür ins Schloss fallen ließ.
Seinen dummen Plan konnte er allein durchziehen.

Ich machte mich auf den Weg nach Louis, um ihn die Mitteilung zu überbringen. Harry hatte ihn extra nicht eingeladen.
Also war ich jetzt einfach mal der Verräter und würde es auch nicht mehr lange mitmachen.
So extrem hatten wir noch nie jemanden gemobbt und das arme Mädchen, was schon an ihrer Stummheit litt, hatte es nicht verdient.
Ich glaube, ich sollte Louis unterstützen oder sowas.

Man sah, dass es Winter war. Die Bäume waren kahl und streckten ihre nackten Arme in den Himmel.
Nachts sah es etwas beängstigend aus.
Vor Louis' Haus stand genau so ein Baum. Am Straßenrand.
Zögernd klopfte ich an die Haustür.
Seine kleine Schwester öffnete sie und schaute mit großen Augen zu mir aus.
"Mami!", rief sie und sofort kam Louis' Mutter, die die Kleine zurück ins Wohnzimmer schickte.
Ich begrüßte seine Mutter, die mich reinließ und meinte, dass er oben sei.

Ich ging dann nach oben und klopfte kurz an, bevor ich ins Zimmer trat.
Sofort fing ich den düsteren Blick von Louis ein und sogar seine Mutter schien wohl nicht so erfreut gewesen zu sein.
"Was willst du denn hier?", fragte er desinteressiert und schaute wieder zum TV. Ich blieb bei der Zimmertür stehen und wusste nicht genau, wie ich anfangen sollte.
"Mit dir reden."
"Mit mir reden? Über was? Vielleicht, was ich alles falsch gemacht habe?", gab er aggressiv zurück, was mich leicht beängstigte.

Ich ging langsam auf ihn zu und schaute trotzdem zu Boden.
"Nein, über Harry's Planänderung.", sagte ich ruhig und blieb kurz vor ihm stehen.
Damit hatte ich seine Aufmerksamkeit und began weiter zu erzählen.
"Er meinte, wir sollen dich ignorieren und er findet es gut, dass du für ein paar Tage nicht kommst."
"Warum sollt ihr mich ignorieren?", fragte Louis sofort, der sich aufsetzte.
Ich zuckte die Schultern und sah wieder weg.

"Ich wollte es dir nur gesagt haben, damit du Bescheid weißt.", sagte ich und wollte wieder gehen.
Louis griff nach meiner Jacke, damit ich nicht weggehen konnte.
"Hat er etwas zum Mädchen gesagt?"
Seine Stimme klang so komisch, ganz anders als sonst. Sogar seine Augen funkelten leicht.
"Er will sie in Ruhe lassen.", antwortete ich knapp.
Er ließ mich langsam los.
"Ich geh dann wieder."
Louis erwiderte nichts, weshalb ich selbst ohne ein letztes Wort ging.

Ich stand irgendwie im Zwiespalt, zwischen zwei besten Freunden.
Machte ich bei Harry nicht mit, brauchte ich nie wieder bei ihm ankommen.
Ich merkte, dass Louis gar nicht mehr so interessiert war und dieses Funkeln in seinen Augen von gerade, hatte er noch nie gehabt.
Oder ich entschied mich für Louis' Variante und tat nur noch so, als würde ich mitmachen.
Das war alles einfach zu kompliziert.

In Hell's KitchenWhere stories live. Discover now