Kapitel 65

81 5 3
                                    

65

Mich hatte noch nie wirklich jemand Angie genannt. Mir gab niemand einen Kosenamen, der mir gefiel. Alles was ich hörte, waren Fette Kuh oder Missgeburt. Ja, das waren meinen richtigen Spitznamen, die auch teilweise stimmten. Ich war nicht normal wie alle anderen Jugendliche. Ich konnte nicht reden und war schüchtern. Außerdem unterlag ich große Schwierigkeiten mich in eine Gesellschaft einzugliedern. Das war das schrecklichste für mich, denn ich konnte nur sehr schlecht neue Kontakte oder Freundschaften knüpfen.

Ich sah rauf zu Louis, der meinen Blick begegnete und lächelte. Sollte ich nicken?

Ich stimmte dann zu und Josh sagte daraufhin: "Cool. Dann ist ja alles geklärt." Er sah in die Runde. Ich machte mir Gedanken, wo Zayn blieb, da Louis meinte, er würde sofort hinterher kommen. Ich hätte wohl eher auf ihn warten sollen, denn bei den Männergesprächen, die die Jungs im Moment führten, konnte ich mich nicht beteiligen. Ich saß Abseits der Runde, denn Louis drehte mir seinen Rücken zu. Ich fühlte mich ausgegrenzt.

"Freundin? Nein, bin momentan allein.", hörte ich Josh sagen. Daraufhin lachte Niall laut.

"Ach, Gottchen. Du bist richtig arm dran.", sagte er.

"Wieso? Ich habe dafür keine Zeit. Hab besseres zu tun.", begegnete Josh gelassen und rutschte in diesem komischen Sessel rum. Es nervte mich ein wenig.

"Besseres zu tun? Wie soll ich das jetzt verstehen?", fragte Niall.

"Das lernst du noch, Kleiner." Louis und er lachten. Ich wusste nicht, was es da zu lachen gab. Schließlich war das kein Witz oder lustige sarkastische Andeutungen. Ich würde die Männerwelt eh nie verstehen.

"Aber-", das Klingeln an der Haustür unterbrach Niall, der wie ein Flummi vom Sofa aufsprang und zur Tür hüpfte. Gleich dann klang die schöne Stimme von Zayn zu uns in den Raum. Ich mochte ihn, sogar sehr. Er war ein netter junger Mann, der wusste wie man mit Frauen umging. Manchmal ließ er seinen Gentleman raushängen. Das gefiel mir besonders.

Schließlich stand Zayn dann im Raum und schaute Josh ganz verwirrt an. Wie in etwa als wolle er fragen, wer das sei. Anscheinend konnte Louis seinen Blick genauso gut deuten wie ich.

"Das ist Josh. Ein Verwandter von Niall. Er ist aber nur zu Besuch hier.", meinte er. Zayn nickte nur und reichte Josh die Hand. "Cool euch alle mal kennenzulernen.", sagte der, der immer noch im Sessel herum rutschte.

"Aber einer fehlt noch.", schmiss Niall ein, der über die Lehne der Couch glitt.

"Wer denn?" Der Blick von Josh wurde neugieriger. Ich wusste wen Niall meinte, aber war bis jetzt froh, dass eigentlich niemand seinen Namen sagte.

"Harry."

Da war es getan. Schreckliche Erinnerungen kamen auf. Ich verabscheute den jenigen, der diesen verfluchten Namen gesagt hatte. Aber es war Louis und ihn konnte ich nicht hassen.

"Hör bloß auf mit dem Penner! Der kann da hin, wo der Peffer wächst.", brummte Zayn, der sich neben mich auf das Sofa fallen ließ. Er tat einen Arm hinter mir auf die Lehne.

"Wieso? Was ist denn mit ihm?", fragte Josh und blickte verwirrt in die Runde.

"Den brauchste nicht kennen.", fing Louis an, der von Zayn unterbrochen wurde und gleich mit der Sprache rausrückte. "Er fühlt sich wie der King auf der Schule und außerhalb. Er kann eigentlich nichts außer andere Menschen mobben und ausgrenzen. Manchmal hat er so schlechte Laune, dass er sich mal schnell Drogen ranschafft."

Mir stach es tief ins Herz, als Zayn verriet, dass Harry gerne andere Leute runtermachte. Jetzt fehlte nur noch, dass er sagte, dass ich einer seiner Opfer war.

"Aber du bist nicht anders, Zayn!", protestierte Niall wütend.

"Was willst du mir damit sagen, Niall? Ich habe begriffen, dass das alles Scheiß ist. Aber Harry, hach... Der wird das nie in seinen Schädel kriegen.", warf Zayn scharf zurück. Ich sah zu ihn rauf. Seine Augen zu schlitzen, die so verärgert aussahen, dass sie Funken sprühten. Und der Blick von Josh ging die ganze Zeit hin und her als verstünde er nicht, was dieses Theater sollte. Selbst Louis, der sonst eine große Klappe hatte, schwieg. Ich sah das schreckliche Ende schon kommen.

"Ach, rede nicht.", knurrte Niall und verschränkte die Arme vor seiner Brust. "Damals fandest du noch Spaß daran Angélique zu quälen. Du konntest nicht aufhören und die anderen unschuldigen Schüler hast du auch gerne Leid zugefügt!" Ich sah sofort weg, als Josh seinen Blick zu mir warf. Jetzt wusste ich es war aus und es wurde ruhig, bis Zayn wie eine gestochene Tarantel aufsprang und auf Niall losging. Beide flogen vom Sofa. Zayn auf ihn und verpasste ihn ein paar harte Schläge. Josh und Louis mischten sich ein und brachten beide auseinander. Aus Niall's Nase floss das Blut ununterbrochen. Bald waren seine Lippen wie eine Glasur überzogen. Es tropfte von seinem Kinn herab auf den schönen Pakettboden. Bei Zayn sah man zunächst gar nichts. Aber so wie er sich die Wange hielt, hatte er sicher auch etwas abgekriegt.

Regungslos saß ich auf meinem Platz. Wieder war ich an etwas Schuld.

"Du Arschloch! Ohne Harry hätten wir und kennengelernt. Rede nie wieder so schlecht über ihn, du kleiner Pisser!", brüllte Niall, der von seinem Cousin am Boden fixiert wurde, damit Niall nicht wieder auf Zayn losgehen konnte.

"Was hast du dir nur dabei gedacht, Zayn?!" Verständnislosigkeit strahlte Louis' Stimme aus, der seinen Kumpel nur locker am Oberarm hielt. Ich begegnete Zayn's Blick. Danach verschwand er ohne Worte aus dem Haus. Durch das Wohnzimmerfenster sah ich ihn die Straße raufrennen. Seine offene Jacke wedelte im Wind, seine Haare sprangen bei jedem Schritt auf und ab. Dann blieb er stehen und sah zu Niall's Haus zurück. Ich wusste nicht, ob er mich durch das Fenster noch sehen konnte. Aber sein Gesicht war deutlich zu mir gerichtet. Danach trieb es ihn in eine Seitenstraße und weg war er. Ich sank meinen Blick und wollte nur noch hier weg.

"Der ist für mich gestorben. So ein verdammter Arsch! Soll er sterben gehen.", fluchte Niall, der sich mit einem Türknallen verabschiedete. Wahrscheinlich war er in das Bad gegangen.

"Angie? Kommst du, bitte." Louis streckte seine Hand nach mir aus. In der anderen hielt er schon seine Jacke. Ich nickte leicht und lief zu ihm.

"Ich bring euch noch zur Tür."

Josh folgte uns und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand des Flurs. Er sah uns dabei zu wie wir in die Schuhe schlüpfen und unsere Jacken überzogen.

"Also ist dieser Harry... Ähm-", Josh wusste wohl nicht genau wie er es formulieren sollte.

"Ja, ein Monster. Wegen ihm haben wir diesen Stress. Du hast gerade selbst gesehen, wie ehemalige beste Freunde aufeinander losgehen und das nur wegen...", Louis stoppte und band sich die Schleife am Schuh.

Ja. wegen mir. Niall hatte Zayn damit provoziert, dass er mich auch gern gequält hat. Aber er hatte sich geändert. Zum Guten.

"Ich will mich da nicht einmischen. Es geht mir ja eigentlich nichts an. Bin nur zu Besuch da." Unsicher fuhr Josh sich durch sein Haar.

"Ja."

Knapper als knapp konnte Louis nicht mehr sein. Nachdem er den Reißverschluss seiner Jacke zugezogen hatte, öffnete er die Tür und ein kalter Windhauch flog uns allen entgegen.

"Brrr, ganz schön kalt draußen.", bemerkte Josh. Trotz seinem muskulösen Körper frierte er. "Bis dann. War cool euch mal zu sehen."

Er lächelte.

Louis zog mich an der Hand mit über die Türschwelle.

"Ja, bis dann." Louis schien ziemlich angepisst zu sein. Ich sah zu Josh zurück und winkte kurz. Er erwiderte und schloss dann sachte die Tür. Das war wohl das superduper Treffen gewesen.

Alle hatten sich mal wieder richtig lieb.

____________
Sry Leute für den Ausfall von Monaten ._. Aber ich habe echt viel zu tun. Trzd werde ich in den Sommerferien ein paar weitere Kapitel rausbringen. Hoffe, es hat euch gefallen. Sorry für das kurze Kapitel...

In Hell's KitchenWhere stories live. Discover now