Kapitel 36

593 31 3
                                    

36

Harry POV

Sie schlug meine Hand wütend weg. Ihre blauen Augen funkelten mich an. Ich konnte darüber nur lachen und laß ihre Beurteilung durch. Jeder Lehrer war begeistert von ihr, obwohl sie nicht reden konnte.

"Angelique Palvin ist ein aufgeschlossenes Mädchen, die versucht trotz ihrer Behinderung den Unterricht zu folgen. Das gelingt ihr gut. Sie hat sich ohne große Mühe in die Klasse eingefunden. Ihre Beteilung lässt trotzdem zu wünschen übrig.", laß ich vor und merkte, wie sie auf meine Knie sah. Ich drehte das Blatt um und ließ meinen Blick über die Kreuze wandern.

Teamfähigkeit ist ausgeprägt.

Leistungsfähig ist sehr gut ausgeprägt.

Respekt gegenüber Lehrern ist auch sehr gut ausgeprägt.

Ich laß nicht mehr weiter, weil sie sowieso einer der Besten war. Aber sie selbst freute sich wohl nicht darüber, denn ihre Augen starrten weiterhin auf meine Knie.

Ich wackelte kurz mit meinem Bein. "Was ist los?", fragte ich und wollte in ihre Augen schauen, doch sie behielt ihre Lider gesenkt. Stimmt, sie konnte ja nicht reden. Ich überlegte kurz.

"Ist es wegen der Beurteilung?", fragte ich und sie zuckte die Schultern. Ich nahm mein Zeugnis. Kurz sah ich sie nochmal an, bevor ich began.

"Harold Edward Styles.", fing ich an und hob nochmal meine Lider, um ihre Reaktion auf meinen Namen abzuwartend. Vielleicht kannte sie meinen Ganzen noch nicht.

"Also, Harold Edward Styles ist ein aufgeschlossener Schüler, der sich gut mit seinen Mitmenschen versteht und schnell neue Kontakte knüpft. Er verhält sich gegenüber Lehrern respektvoll. Jedoch sind Ermahnungen nicht ausgeschlossen. Er sollte seine Lernbereitschaft weiterhin ausprägen und eventuell sich mehr an dem Unterricht beteiligen."

Ich schwieg und wartete ab. Da hoben sich ihre Mundwinkel hinauf.

"Respektvoll den Lehrern gegenüber.", sagte ich kopfschüttelnd und faltete es schief zusammen. Ich war kein Bastelfritze. "Oder mehr am Unterricht beteiligen. Ich bin kein heller Sonnenschein."

Sie presste sich ihre kleine Hand an ihrem Mund. Trotzdem sah ich wie sie lächelte. Ihre Augen begegneten meine und ich lachte los. Es war etwas komisch, wenn ein stummer Mensch lachte.

"Ich finde meine Beurteilung auch witzig. Jedes Jahr schreiben sie das Selbe und immer nur bei mir. Selbst bei Niall schreiben sie andere Dinge.", seufzte ich und beobachtete sie. Ihr Gesicht lief rot und plötzlich quietschte sie kurz. Ich schaute sie mit schief gelegtem Kopf an. Die vor uns drehten sich um.

"Was guckt ihr denn so blöd? Lest mal lieber eure Beurteilung.", fauchte ich die Zwei an und machte eine Handbewegung, bevor die sich wieder umdrehten. Ich schaute wieder hinunter zu Angelique, die ihren Block hinaus holte. Der Ton war kein hohes Quietschen wie von Romina, bei der man Ohrenschäden davon trug. Wie wohl ihre Stimme klang? Sicher sanft und ruhig. Kein Kratzen und kein Nuscheln.

Ich beobachtete ihre Hand, die den Kulli über das linierte Papier schwingen ließ.

"Was wird das?", fragte ich und schaute ihr über ihre Schulter, wobei ich ihr lockiges Haar beiseite streichen musste. Ein leichter Hauch von Rosen umspielte meine Nase. Ich versuchte diesen Geruch nochmal zu erhaschen, doch musste ich näher an ihrem Hals und traute mich.

Sofort zuckte die zusammen und lehnte sich weit weg von mir. Erschrocken sah ich in ihr blasses Gesicht.

Aus den Augenwinkeln nahm ich Louis wahr, der uns anscheinend schon die ganze Zeit beobacht hatte. Er kniff kurz seine Augen zusammen.

Ich zog meinen Mundwinkel in die Höhe. "Die Belohnung bekommst du später.", sagte ich und strich ihr Haar von der Schulter. "Wolltest ja gerade nicht."

Ich zwinkerte ihr zu und schaute wieder zu meinem Ex-Kumpel, der meinen Blick traf. Ich liebte es ihn zu provozieren. Am Meisten sprang er auf die Palme, wenn man das nahm, was er liebte oder ganz doll mochte. Er spielte mit falschen Karten.

Louis POV

Diese Situation, wo er sich einfach vor lauter Augenpaaren an sie heran traute. Nahe, wie ein gieriger Vampier.

Ich musste mich zurück halten, um nicht aufzuspringen und Harry's versaute Visage einzuschlagen. Ich ballte meine Hände kräftig zu Fäusten. Meine Knöchelchen blitzten weiß hervor. Diese Aggressionen, wenn ich nur daran dachte, was nun in den Ferien geschah. Aber Meistens fuhr er über Weihnachten weg. Freie Fahrt für mich.

Wieder wanderte mein Blick hinüber zu den Beiden. Er ärgerte sie und lachte dann. Mal zog er an einer Haarsträhne oder pickste ihr mit dem Finger in ihre Wange. Ab und zu bewegte er seine Lippen, doch verstand ich durch das Reden der anderen nicht.

Ich schaute wieder weg. In meinem Blickfeld fielen Zayn und Romina, die genauso rumturtelten wie damals sie und der Lockenkopf. So eine... Aber nicht aufregen. Irgendwann will sie keiner mehr und wenn, dann nur zum Spaß.

Ich seufzte leise und stützte meinen Kopf. Ich konnte die Zwei einfach nicht aus den Augen lassen und starrte zu ihnen hinüber. Wieder bemerkte ich dieses freche Grün, bevor er seine große Hand auf die Wange der Kleinen legte und so nahe ihrem Gesicht kam, dass man denken konnte, er wolle sie küssen. Selbst das Mädchen zog immer weiter ihr Köpfchen weg, doch drückte er seine dreckigen Lippen auf ihre Nase und lehnte sich kichernd wieder weg.

Das ging mir einfach zu weit! Selbst die anderen hatten das bemerkt.
"Ih, sie ist ja' ne Bitch! Erst Händchen halten mit Lou, dann Küsschen mit Harry.", sagte Eine aus der hinteren Ecke.

"Klappe dahinten!", brummte ich und verdrehte die Augen. Solche dummen Bemerkungen nervten einfach nur noch.

"Uh, nicht so gelaunt, Tommo.", sagte Harry und sah zu mir.
"Sie weiß eben, wo's gut wird."

"Wie soll ich das jetzt verstehen?", fragte ich verwirrt und versuchte Blickkontakt mit ihn zu halten, doch er sah weg.
Ich seufzte.

"Ganz einfach.", fing er an und fuhr wieder durch das engelsblonde Haar von Angelique.
"Bei mir kann sie Spaß haben, wann und wo sie will. Selbst wie sie will."

Ein leises Raunen ging durch die Klasse und unser Lehrer wurde aufmerksam.
"Lass deine Schülerin in Ruhe, Styles. Sonst schreibe ich deine Beurteilung um auf sexuelle Nötigung.", sagte er. Harry rollte gespielt seine Augen.

"Mh, sexuelle Nötigung klingt spannend." Seine Stimme klang lustvoll zu mir herüber, was mir die Gänsehaut eintrieb. Wenn ich mir vorstelle, was er mit ihr anstellen würde, wenn er ganz allein mit ihr war. Mir lief es eiskalt den Rücken hinab.

"Jetzt hast du Konkurrenz.", sagte Romina, die mich mit zusammen geknülltes Papierstück angeschmissen hatte. Ich sah zu ihr.
"Sei schneller als Harry, los."

Wieso sagte sie so etwas? Wusste sie etwa, dass ich nur auf gute Freundschaft aus war ohne irgendwelche dreckigen Sachen?
Ich sah wieder zu Harry.

"Still jetzt, Styles! Wenn du nicht sofort aufhörst, kannst du gerne noch nachsitzen. Allein!", drohte unser Lehrer und schlug mit der Faust auf dem Tisch. Jeder im Raum zuckte zusammen und Harry rutschte von ihr weg.

"Schon gut. Nicht so aggressiv, Mister.", murmelte er und nahm sein Handy hervor. Wenigstens ließ er sie in Ruhe und ich hatte jetzt nicht mehr dieses Magendrücken.

Wie oft sie mich an meine Schwestern erinnerte. Sie würden sie mögen.
Doch roch mein Kopfkissen nicht mehr nach ihr. Dieses rosige. Ob sie Parfum auftrug?

Schließlich klingelte es und ich machte mich fertig, um zu gehen. Zayn und Romina stolzierten Hand in Hand hinaus. Sie und ich Hand in Hand den Gang entlang. Mein Blick fiel auf meine, die Angelique's zierliche festgehalten hatte.
Ich schluckte.

Ich hob meine Lider.
Harry schob seine Hand unter deren ihre.
Es fühlte sich unschön an.

In Hell's KitchenWhere stories live. Discover now