chapter 21

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So schlau wie ich bin habe ich mich danach gar nicht mehr ins Bett gelegt. Das werde ich spätestens am Nachmittag bereuen! Ich gehe also leise in die Dusche und kann mir so viel Zeit lassen wie ich möchte, immerhin ist es noch nichtmal 6 Uhr und Grace steht erst frühestens in einer Stunde auf, wenn überhaupt!
Nachdem ich eine gute Dreiviertelstunde unter der Dusche gestanden bin verlasse ich das Badezimmer und erschrecke sofort, wie kalt es draußen ist. Schnell husche ich zurück ins Bad und genieße die angenehme Wärme. Ich hasse Kälte. Schrecklich. Einen kleinen Spalt lass ich offen, damit sich meine Haut langsam an die Luft vom restlichen Zimmer gewöhnen kann. Nach guten zehn Minuten gehe ich wieder hinaus und es macht fast gar keinen Unterschied, zum Glück! Zum Anziehen suche ich mir trotz allem nur eine Jogginghose an. Ich kann mir später eine Jeans anziehen. Außerdem ist es gerade erst 7 Uhr und ich habe noch genug Zeit bis zum Frühstück.
Im Bett lese ich- das Buch, das mir Ryan geschenkt hat. Währenddessen sehe ich immer wieder auf die Uhr, um sicher zu gehen dass Grace nicht verschläft. Um halb 8 steht sie dann auch mal auf und ist total verwundert, dass ich schon geduscht im Bett liege. Als ob das so eine Seltenheit wäre! "Warum bist du schon wach?"stammelt sie zwischen mehreren Gähnen. "Konnte nicht schlafen",erkläre ich ihr und widme mich wieder meinem Buch bevor sie noch Fragen stellt, bei denen ich nicht Lügen kann. "Ich nehme dann mal das Bad in Beschlag!",teilt sie mir mit. Sie ist vollkommen erschöpft nur habe ich keine Ahnung wovon.
Zu selben Zeit wie am Vortag machen wir uns auf den Weg in die Stadt. Diesmal sehen wir uns Museen an und fahren anschließend mit dem Zug in eine Stadt außerhalb Roms. Der ganze Tag ist mehr als anstrengend, ständig sind wir in Bewegung und ich komme zu dem Entschluss, dass das Laufen heute eine sehr schlechte Idee war. Aber was soll ich jetzt machen. Weinen. Das wäre toll, denn ich fühle mich so kaputt. "Was ist denn mit dir heute los?",stichelt mich Grace an und ich finde es im Moment überhaupt nicht witzig. Ich möchte einfach nur schlafen. Alleine. In Ruhe. Ich freue mich jetzt schon auf zu Hause. Ich bin einfach viel zu gerne allein.
Am Nachmittag können wir zum Glück ein wenig Freizeit haben. Ich bin ja dafür schlafen zu gehen aber Grace möchte unbedingt essen gehen. Kann ich im Moment überhaupt nicht nachvollziehen. Schlafen wäre viel effektiver! Im Restaurant bestelle ich mir eine Pizza, immerhin sind wir in Italien. Während wir auf das Essen warten telefoniert Grace mit ihrer Mutter und ich lege meinen Kopf auf den Tisch. Nie wieder stehe ich auf. Nie wieder! Ich werde in Zukunft so lange liegen bleiben, bis ich aufstehen muss!
Als ich dann den Kellner höre schrecke ich hoch. Fast wäre ich eingeschlafen. Gott wie peinlich! Er stellt uns beiden die Teller hin und Grace fällt sofort über ihr Essen her. "Also, warum bist du so müde?",fragt sie. "Ich konnte nicht schlafen",erkläre ich ihr nun schon zum zweiten Mal. "Ich hab dich gehört wie du das Zimmer verlassen hast, wo warst du?"
Warum auch immer fällt mir die Entscheidung schwer, ob ich ihr die Wahrheit sagen soll oder nicht. Also entscheide ich mich einfach für einen Teil der Wahrheit. "Ich war laufen." Sie sieht mich an. Wahrscheinlich muss sie die Nachricht erstmal verkraften. "Laufen? Du? Freiwillig?" Das Ding ist, sie meint das ja nichtmal als Spaß! Das ist ihr vollkommener Ernst, was ich aber auch nachvollziehen kann. "Ja. Einmal im Jahr packt mich dann doch die Motivation." Und das war erneut keine Lüge und sogar die ganze Wahrheit. Meine Mutter kann stolz auf mich sein, was für ein ehrliches Kind ich doch bin. "Das ist für mich gerade zu viel.." Sie tut gerade ernsthaft so als hätte ich ihr eben erzählt dass ich von Ryan schwanger bin. Das würde sie mir wahrscheinlich eher glauben.
Als wir uns gerade unser Frühstück holen muss sie allerdings erneut mit dem Thema anfangen. "Ich glaube dir nicht, dass du laufen warst!" Warum nicht? Einmal in meinem Leben mache ich Sport und niemand glaubt es mir. Und mit niemand meine ich einzig und allein Grace. "Solltest du aber",ertönt Ryans Stimme wie aus dem Nichts. Nein! Nein Nein Nein! Das kann nicht sein ernst sein! Mein Plan war so gut durchdacht. Ok, eigentlich war überhaupt nichts durchdacht, aber trotzdem macht er gerade alles kaputt. "Aha und woher weißt du das?" Er sieht zu mir. Ja, jetzt hat er mich eh schon in diese Scheißsituation gebracht, da kann ich auch nichts mehr machen. "Hab sie gesehen, wusstest du dass sie danach atmet wie ein Pensionist der einen Marathon gerannt ist und dabei aussieht wie eine überreife Tomate?" Danke Ryan. "Sehr charmant von dir!",wende ich kurz ein und schaue dann wieder zu Grace. Zum Glück stört Ryan dann auch nicht weiters. So kann sich meine beste Freundin ganz mir zuwenden, was für eine Freude! "War er mit?",fragt sie und ich verschlucke mich an meiner eigenen Spucke. "Bitte was?" Das kann sie doch nicht ernsthaft glauben, dass ich mit einem Jungen Sport mache. "Woher weiß er das denn sonst?" "Der sitzt jedes mal beim Ausgang und dann laufen wir uns über den Weg und es ist eh nervig!",ich bin ein wenig nervös, doch der Grund ist mir nicht bewusst. "Und warm hast du mir das nicht erzählt?" "Weil du dann wieder denkst dass da was zwischen uns läuft, was aber überhaupt nicht so ist!" "Das sagt sie, ich bin da komplett anderer Meinung!",ruft uns Ryan von mehreren Metern Entfernung zu. Wie konnte er das eben überhaupt hören? "Jetzt mal ganz ehrlich, er ist super süß und ohne gemein zu klingen, nicht jeder Junge wird dir so hinterherrennen also sei zufrieden mit dem, was du hast und schätze es!" Wie freundlich. Aber sie hat ja auch vollkommen Recht.

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