chapter 39

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Ich kann von Glück sprechen, dass der Bus früher fährt, als der mit dem ich sonst nach Hause fahre, denn so muss ich weniger warten und auch mein Fußweg ist kürzer. Der Bus selbst ist auch um einiges menschenleerer und ich habe das Gefühl, dass der Tag nur gut werden kann.

Als ich aus dem Bus aussteige schreibt mir Cole, dass er schon da ist und sich nach oben gesetzt hat, gute Wahl! Ich betrete kurz danach ebenfalls den Coffeeshop und gebe meine übliche Bestellung auf, danach mache ich mich auf den Weg nach oben, wo Cole bereits sitzt. "Hey!", begrüße ich ihn und muss automatisch lächeln. Er strahlt einfach so viel positive Energie aus, da kann ich gar nicht anders reagieren. "Was hat dein Romeo denn jetzt schon wieder gemacht?" Es wundert mich gar nicht, dass er sofort erraten hat, weshalb ich mich nicht ganz so gut fühle. "Eigentlich gar nichts." Das stimmt ja auch. Oder zumindest so ziemlich. "Wie soll ich das jetzt verstehen?, fragt er irritiert. Verständlich. "Also er hat mir gesagt dass er mich liebt." Cole lacht. Das war aber auch irgendwie zu erwarten. "Du hast recht, das ist wirklich ein Grund traurig zu sein! Muss schrecklich sein von der Person geliebt zu werden, für die man auch etwas empfindet!" "Woher willst du wissen, dass ich etwas für ihn empfinde?" "Deine Augen strahlen wenn du über ihn redest." Ich denke kurz darüber nach, aber was sollte ich ihm denn vormachen? "Naja auf jeden Fall ist das Problem, dass ich dann gegangen bin." Cole verschluckt sich fast. "Du bist einfach gegangen?" Eigentlich sollte ich mich dafür schämen, er hat recht! "Doch habe ich, aber unnötiges Zeug. Also auf jeden Fall nicht dass ich ihn auch liebe... oder so." "Und warum nicht? Ich meine du kannst schwer behaupten, dass du ihn nicht magst." "Ich denke ich habe Angst davor. In einer Beziehung zu sein und das Ganze drum herum. Ich meine im Endeffekt wird mir sowieso das Herz gebrochen!" Nichts gegen Ryan, er ist wirklich ein toller Mann, aber ich vertraue der ganzen Beziehungssache nicht so ganz. "Madison ich sage dir jetzt mal was, ich kann dir nicht versprechen, dass er dir nicht das Herz brechen wird. Aber ich kann dir versprechen dass du glücklich sein wirst. Und zwar so richtig. Also kannst du dir aussuchen, die ganze Zeit über unglücklich zu sein, oder glücklich zu sein und anschließend eventuell ein wenig Herzschmerz zu erleben. Denkst du nicht dass es das wert wäre?" Er hat recht. Und zwar vollkommen. Ich möchte glücklich sein und ich weiß dass Ryan mich glücklich machen kann. Und für ihn möchte ich dieses Risiko eingehen ein gebrochenes Herz zu bekommen. Ryan wäre es wahrscheinlich sogar Wert. "Danke!", sage ich zu Cole. Genau so eine Ansprache habe ich jetzt gebraucht!

Wir verlassen nach einer Weile gemeinsam den Laden. Wie es aussieht haben wir doch noch länger gequatscht, denn es ist dunkel als wir ins Freie gehen. "Danke nochmal, das habe ich wirklich gebraucht!", sage ich zu ihm und umarme ihn. Mir ist bewusst, dass ich ihn nicht sehr gut kenne, aber auf der anderen Seite verstehen wir uns total gut und ich kann mir vorstellen, dass wir uns richtig anfreunden könnten. "Kein Problem", antwortet er und ich spüre plötzlich seine Lippen auf meinem Scheitel. Das ist jetzt wahrscheinlich doch zu viel. Als wir uns voneinander lösen sieht er meinen irritierten Blick und lacht laut auf, sodass sich sogar ein paar Leute zu uns umdrehen. "Keine Sorge, Frauen sind nicht mein Beuteschema." Er zwinkert mir zu und ich muss den Satz erstmal in seine Bestandteile zerlegen. Ich sollte jetzt eigentlich einen Freudensprung machen. Bin ich gerade ernsthaft dabei den Traum eines jeden Mädchens zu leben und einen schwulen Freund zu haben? "Oh mein Gott ich kann vor dir in Unterwäsche liegen ohne mich dabei komisch zu fühlen!" Okay, vielleicht sollte ich nicht so komisch darauf reagieren. Doch er lacht erneut. Ich mag sein lachen. "Wir sehen uns!", dann dreht er sich in die andere Richtung um und ich gehe ebenfalls los. "Madison?", höre ich ihn dann erneut rufen und ich drehe mich um. "Soll ich dich vielleicht heim bringen? Immerhin ist es schon dunkel!" Ich lächle ihm dankbar zu und gehe auf ihn zu.

"Wir wären dann da!", meint er und ich sehe aus dem Fenster. "Genau hier hat er mir gesagt dass er mich liebt, irgendwie komisch." "Keine Sorge, ich gestehe dir jetzt nicht meine Liebe!", scherzt er. "Verdammt, und ich dachte schon ich könnte dich hetero machen!", wir lachen beide, dann öffne ich die Tür und steige aus. "Danke. Für alles!" "Gern geschehen! Ach und die Einladung dich in Unterwäsche zu sehen gilt noch oder?" Ich muss kurz lachen. "Jederzeit!", dann drehe ich mich grinsend vom Auto weg und gehe ins Haus.

Als ich das Haus betrete stelle ich erstaunt fest, dass es verdächtig nach Essen riecht. "Was ist denn hier los?",frage ich und als ich zu unserem Esszimmer komme, sehe ich Mum hinter der Küche stehen und Dad den Tisch decken. "Wir dachten wir nützen es mal aus, dass wir alle zur selben Zeit zu Hause sind. Hunger?" Sie holt gerade etwas aus dem Backrohr und es sieht nach Lasagne aus. "Und wie! Kann ich helfen?" "Du könntest die Tomaten schneiden und zum Salat dazu geben, ich mache währenddessen das Dressing!" Mein Vater holt eine Weinflasche und schenkt sich und Mum etwas ein. Obwohl ich Minderjährig bin, fragt er mich, doch ich lehne dankend ab. Seit der letzten Party habe ich eine Abneigung zu Alkohol. Nicht dass ich so oft die Möglichkeit hätte, aber trotzdem.

Während dem Essen vibriert mein Handy unerwartet. "Muss ich jetzt eigentlich auch nur Unterwäsche tragen? Ich meine nicht dass du über mich herfällst" Ich muss mich wirklich zusammenreißen nicht laut los zu lachen. Doch ein Schmunzeln kann ich mir nicht verkneifen. "Du scheinst glücklich", stellt mein Vater fest und ich sehe zu ihm auf. "Bin ich auch." Und das meine ich auch wirklich so. Gibt es eigentlich etwas schöneres als glücklich zu sein und sich dessen bewusst zu sein?

unexpected LoveWhere stories live. Discover now