chapter 12

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Fürs erste sitze ich nur da und starre die Box an. Zum Einen, weil ich das nie erwartet hätte und zum Anderen, weil ich nie solche Geschenke bekomme. Solche durchdachten. In diesem Moment weiß ich gar nicht, wie ich Ryan dafür jemals danken soll. Es ist einfach viel zu viel für mich. Viel zu schön! Nach gefühlten Stunden stelle ich fest, dass ich eine Vase für die Rose brauche wenn ich sie wenigstens ein paar Tage am Leben halten möchte. Also laufe ich in die Küche, hole eine lange, schmale gläserne Vase und fülle diese mit Wasser. Oben in meinem Zimmer angekommen nehme ich die Blume zum ersten Mal aus der Schachtel und stelle fest, dass sie weh tut. Wer schön sein will muss leiden. Selber schuld. Darauf hin stelle ich sie auf meinen Nachttisch neben meinem Bett. Den Tee, das Buch und die Schokolade nehme ich ebenfalls heraus. Und ich beschließe, dass ich Ryan anrufen muss. Es geht nicht anders, ich kann nicht einfach so tun als wäre es mir egal. Einen Moment zögere ich allerdings. Im Endeffekt überrede ich mich selbst dann doch dazu anzurufen. 

Er hebt ab. Sagt aber nichts. Verdammt. Warum kann er nicht einfach eine blöde Anmache machen? Und warum kann er mich nicht Sunny nennen, wie er es sonst immer tut? "Danke",flüstere ich ins Telefon. Man hört mir eindeutig an dass es mich gerührt hat. "Gefällt es dir? Ich weiß es ist nicht sonderlich hochwertig aber trotzdem.." "Ryan.. es ist perfekt. Ich habe noch nie einfach so etwas bekommen, und diese Sachen sind so unglaublich toll ich könnte heulen!" Dass ich es bereits getan habe, verrate ich besser nicht. "Das war nicht einfach so.. ich hätte nicht so weit gehen sollen und das tut mir unendlich leid!" "Ich denke ich muss mich entschuldigen. Bin daran nicht gewöhnt dass sich Leute so für mein Leben interessieren.." "Dann sind die alle Idioten." Eine gute halbe Minute herrscht Stille zwischen uns. Dann halte ich es nicht mehr aus und ergreife das Wort:"Wirst du jetzt eigentlich für den Rest unseres Lebens so vorsichtig sein?" Das frage ich extra in einem spöttischen Unterton, sodass er versteht ich bin ihm nicht weiter böse. War ich auch nie. "Träum weiter Sunny!" Und diese einfachen Worte zaubern mir ein Lächeln ins Gesicht.

Kurz darauf lege ich auch schon auf. Dann springe ich auf und renne mit einem Teebeutel in die Küche. Dort setze ich heißes Wasser auf und warte. Dabei lese ich die langweiligen Inhaltsstoffe, die auf dem Teebeutel stehen und brachte meine Mutter fast gar nicht. Sie redet auch nicht mit mir, also ist es auch nicht von großer Bedeutung. Als das Wasser endlich fertig ist gieße ich es über den Beutel und kann bereits nach wenigen Sekunden die erste Duftwolke riechen. Himmlisch!
In meinem Zimmer ziehe ich mir ein gemütliches Outfit an und lege mich dann ins Bett. Dort lese ich mein Buch weiter, esse die Schokolade und trinke den Tee. Aus welchem Grund auch immer macht mich das sehr glücklich.
Am nächsten Morgen ist es erstaunlich kalt und ich beschließe einen langen Strickpulli mit Leggins zu tragen. Es ist so schön, dass der Herbst wieder kommt. Meine absolute Lieblingsjahreszeit. Da ich keinen Hunger habe, mache ich mir nur schnell einen Kaffe, gebe einen Schuss Vanillesirup hinein und streue ein wenig Zimt darüber. Dann verlasse ich das Haus und gehe so schnell es geht zum Bus. 

Durch den Kaffee bin ich später dran als sonst und ich habe echt keine Lust den Bus zu verpassen. Tja, schön wär's gewesen. Als ich an der Bushaltestelle ankomme sehe ich ungefähr 100 Meter von mir entfernt den Bus fahren. Leider schon Richtung Schule. Verzweifelt schreibe ich Mum ob sie mich fahren kann, doch die hat einen dringenden Termin. Dad ist schon längst außer Haus und Grace wohnt gleich in der Nähe von der Schule also geht sie immer zu Fuß. Mir bleibt also nichts anderes übrig als der Person zu schreiben, mit der ich am wenigsten zu zweit in einem Auto sitzen möchte.

Angespannt warte ich vor meinem Haus darauf, dass sein Auto vorfährt. Ich hätte lieber zu spät kommen sollen als ihm zu schreiben. Jetzt glaubt er ja erst recht, dass ich was von ihm will. Ich bin kurz davor ins Haus zu gehen und zu schwänzen, doch dann sehe ich sein Auto vor unserer Einfahrt und er hat mich bereits gesehen. "Na Sunny, warst heute spät dran?" Ich steige einfach ein und gebe ihm keine Antwort. "Ich hab ja gewusst dass du nicht böse auf mich bist." "Ryan, das ist dir vielleicht nicht bewusst aber ich bin echt kein Morgenmensch also halt bitte einfach die Fresse und konzentriere dich auf die Straße!" "Fällt mir bei dem Anblick leider ziemlich schwer." Der macht mich so aggressiv dass ich von seiner Rückbank eine Tüte nehme und sie mir über den Kopf stülpe. Mir scheiß egal, Hauptsache er redet mich nicht mehr an. Darauf habe ich im Moment überhaupt keinen Bock. "Ich hab deine Mutter außerdem letztens im Supermarkt getroffen, sie ist echt lieb, sie wollte mich zum Essen einladen." "Hat sie nicht!",antworte ich etwas zu laut und reiße mir dabei die Tüte vom Kopf. "Spaaaß!",gesteht er und gestikuliert dabei komisch mit den Händen. "Was Spaß? Spaß essen oder Spaß meine Mutter getroffen?" "Spaß essen." "Also habt ihr euch wirklich unterhalten?" "Ja, sie hat gemeint dass sie froh ist, dass wir befreundet sind, weil sie findet dass du durch mich offener auch ihr gegenüber geworden bist und nicht mehr ganz so schlecht drauf bist." Was erlaubt die sich eigentlich? "Der Schein trügt!",würge ich die Worte aus meinen aufeinander gepressten Zehnen hervor. "Jaja Sunny, mach nur mal wieder einen auf mysteriös. Wir wissen beide ganz genau, dass ich dich durchschauen kann." "Ach ja? Und an was denke ich gerade?" Flauschige Katzenbabys. Kleine süße Wollknäuel. "Ist doch logisch, du stellst dir so wie 99% deines Lebens vor wie ich nackt aussehe. Den anderen Prozent vergeudest du daran, welche Unterwäsche du tragen sollst aber wir wissen beide dass du in allem verdammt sexy aussiehst!"

unexpected LoveWhere stories live. Discover now