chapter 47

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Nach bereits einem Schluck kann ich sagen, dass er die Himbeeren perfekt in das Glas gelegt hat. Immerhin ist das ja eine sehr schwere Tätigkeit und nur die wenigsten beherrschen diese Gabe. Was für ein Glück, dass mein zukünftiger Freund diese besitzt. Habe ich ihn gerade ernsthaft so genannt? "Du sagst deiner Mutter bitte nichts davon, dass ich dir Alkohol ausschenke, sonst mag sie mich nicht mehr so sehr wie jetzt." Wahrscheinlich bekäme er wirklich einen Minuspunkt dadurch. "Mal sehen wie du dich benimmst. Wenn du wieder wegläufst überlege ich es mir noch mal!" Auch wenn ich während dem Sprechen einen belustigten Unterton in der Stimme mitschwenken lasse, tut mir die Erinnerung daran weh. Er hat mir nach wie vor nicht gesagt, warum er so schnell weg musste. Aber wahrscheinlich sollte ich es einfach vergessen. Wir haben von vorne angefangen! "Wie oft soll ich noch sagen, dass es mir leid tut?" Er sieht mich gequält an. Ihm tut es wirklich leid. "Ist schon in Ordnung. Auf unser heutiges erstes Date!", sage ich und hebe mein Glas, sodass wir erneut anstoßen können.

"Also, kann ich dir irgendwie behilflich sein?", frage ich ihn und stehe auf, damit er weiß, dass ich es ernst meine. Ich fühle mich komisch ihm die ganze Arbeit zu überlassen. "Du bist der Gast. Also setz dich hin und bequassel mich mit irgendeinem Mädchenzeugs!" Das sagt er aber überhaupt nicht abwertend, eher interessiert. Will er etwa die tiefgründige Geschichte erfahren, die hinter meiner Nagellackfarbe steckt? "Ich mein's ernst Ryan, kann ich dir nicht irgendwie helfen?" "Na gut, wenn du unbedingt etwas machen möchtest, dann kannst du die Musikbox aus meinem Zimmer holen. Du kannst dich damit verbinden wenn du möchtest!", meint er. "Und wo ist dein Zimmer?", frage ich, obwohl ich schon auf die Treppe zusteuere. "Oben ganz links!", ruft er mir zu und ich lasse mir extra viel Zeit. Ich betrachte die ganzen Bilder an den Wänden im Treppenaufgang. Als ich Ryans Zimmer betrete bin ich beeindruckt wie ordentlich es ist. Ich meine dieser Raum ist ordentlicher als meiner. Ich sehe mich wahrscheinlich viel zu lange um, denn Ryan ruft bereits meinen Namen. ich schnappe mir schnell die Box und laufe dann die Stufen hinunter. Ich schalte sie ein und verbinde mein Handy mit ihr. "Möchtest du etwas bestimmtes hören?", frage ich ihn, doch habe meinen Finger schon über einer Playlist. "Nein mach an was du möchtest!", meint er und ich tippe auf play. Die ersten Klänge von "The start of something new" ertönen und ich fiebere jetzt schon total mit. Warum muss ich auch High School Musical so vergöttern? Ryan richtet seinen Blick auf mich. Ich grinse ihn breit an, doch er sieht ernst aus. Selber schuld wenn er mich entscheiden lässt, was wir hören. "Das ist nicht dein Ernst oder?", fragt er doch im Gegensatz zur Melodie ist seine Stimme sehr leise. Als Antwort singe ich laut mit. Ja ich sollte tatsächlich zurück in den Kindergarten. Er verdreht die Augen und ich wage es zu ihm zu gehen. Er schneidet so eben ein Baguette auf und beachtet mich gar nicht. Also umarme ich ihn von hinten und schaue ihm von der Seite zu. "Eigentlich liebst du es auch!", löse ich sein Geheimnis auf und er dreht sich um. Unsere Körper trennen nur wenige Millimeter und mir ist urplötzlich heiß. Vielleicht war das doch keine so gute Idee. "Eigentlich liebe ich dich!", antwortet er auf meine Unterstellung. Ich kann ihm zwar nicht antworten, aber zugleich kann ich meinen Blick nicht von ihm abwenden. Und dann passiert das, was hat passieren müssen.Sein Atem streifte meine Lippen, innerlich war ich bereit, bereit für einen Kuss. Seine Lippen treffen auf meine und ich habe noch nie in meinem gesamten Leben etwas Vergleichbares gefühlt. Meinen ganzen Körper durchzieht ein unbeschreibliches Gefühl und ich genieße diesen Kuss in vollen Zügen. Ja, ich habe schon Jungs vor Ryan geküsst. Aber noch nie haben mich meine Gefühle dermaßen überhäuft. Es ist viel zu außergewöhnlich, um es beschreiben zu können. Viel zu schön. Und in diesem Moment bin ich vollkommen glücklich. Wahrscheinlich war ich noch nie glücklicher.


"Okay ich glaube du solltest jetzt weiter machen ich bin am Verhungern!", versuche ich die Situation zu lockern. Nachdem wir unseren ersten Kuss eben hatten- der übrigens unglaublich war- wussten wir wahrscheinlich beide nicht so recht, was wir hätten sage sollen. Ich drehe die Musik ein wenig leiser, wippe und singe aber trotzdem noch leicht mit. "Kannst du das auf den Tisch stellen?", fragt er mich und reicht mir einen Korb mit Baguette. Ich nehme es entgegen und gehe dann zum Essplatz. Warum ist mir vorhin nicht aufgefallen, dass der so schön gedeckt ist? "Hast du das gemacht?", frage ich ihn und betrachte das Gedeck eindringlich. "Meine Mutter meinte ich kann dich nicht einladen und auf einem leeren Tisch essen lassen. Also hat sie das erledigt. Meiner Meinung nach ein wenig übertrieben aber okay." "Es ist total hübsch!", sage ich noch immer den Tisch betrachtend. "Ich habe mir gedacht, dass du es schön finden wirst!", flüstert er mir ins Ohr und ist mir plötzlich wieder so nah. Doch ich spüre, dass er weiter geht und zwei Teller abstellt. Das sieht viel zu schön aus, um es zu essen! "Es ist nichts besonderes, immerhin muss ich mich noch steigern können!" Er zwinkert mir zu und schiebt dann einen Sessel nach hinten und sieht mich auffordernd an. "Wow, du versuchst ja wirklich alles richtig zu machen!", scherze ich und setze mich ihn. Ist jemals jemand vor Ryan auf die Idee gekommen Avocado und Erdbeere zu mischen? Ich hätte zumindest noch nie davon gehört. Der Teller ist so schön angerichtet, dass ich es kaum fassen kann, dass das Ryan soeben gemacht hat.

Während dem ersten Gang unterhalten wir uns über unsere Familie. Ich bin total beeindruckt davon, wie leidenschaftlich er von seinen Eltern und seiner Schwester sowie seinem älteren Bruder spricht. Ich erzähle nicht annähernd so euphorisch über meine Eltern. Warum es so ist, wie es ist, verstehe ich auch nicht ganz, aber wahrscheinlich ist das einfach eine Persönlichkeitssache. Während Ryan wieder in die Küche geht, bleibe ich am Esstisch sitzen und sehe mir ein Foto an, welches nebenan gestanden ist. Es ist ein Familienfoto, wo auch Ryans großer Bruder zu sehen ist. Sie sehen sich total ähnlich. Ryan ist ein wenig größer als er und sein Bruder hat total helle Augen. Wie seine Mutter. Sie ist wirklich eine wunderschöne Frau und ich finde es fast schade, dass ich sie heute nicht kennenlernen konnte. Aber vielleicht ein anderes mal. "Kocht eigentlich noch jemand in deiner Familie als Hobby sozusagen?" "Vor allem mein Vater. Aber wir kochen oft alle gemeinsam. Außer eben Ethan, er studiert in Florida und hat dort eine kleine Wohnung, er kommt uns nicht so oft besuchen." "Ist er nicht so der Familienmensch?", frage ich und ziehe meine Beine an die Brust, während ich Ryan dabei betrachte wie er etwas ins Backrohr schiebt. "Doch eigentlich schon. Das Studium beansprucht ihn nur vollkommen und als Student kann man sich nun mal nicht alles leisten." Er lächelt mir zu und stützt sich dann auf dem Tresen in der Küche ab. "Ich hoffe echt, dass du keine Vegetarierin bist, sonst muss ich jetzt improvisieren!" "Alles gut. Ich esse Fleisch." Obwohl ich mich manchmal schon schlecht dabei fühle.

unexpected LoveWhere stories live. Discover now