chapter 60

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Auf sein Kompliment kann ich gar nicht eingehen, denn der Ausblick lenkt all meine Aufmerksamkeit auf sich. Man sieht direkt auf unsere kleine Stadt und im Hintergrund, scheint die Sonne durch die Wolken durch. Es ist wirklich wunderschön. Ich stehe bestimmt 10 Minuten nur so da, und starre in die Ferne. Man fühlt sich so befreit von allem anderen. "Möchtest du?", fragt Ryan und hält mir die Wasserflasche hin, die ich dankend entgegennehme und einen Schluck mache. "Ich verstehe echt nicht, warum ich noch nie hier war..", sage ich zu ihm und gebe ihm das Wasser zurück. "So konnte ich dir zumindest etwas zeigen, das du noch nicht kanntest!", antwortet er darauf und schaut sich auch kurz um. "Glaub mir, in den zwei Jahren wo ich hier lebe, habe ich so gut wie nichts gesehen!" Und das entspricht der Wahrheit. Freunde hatte ich nie wirklich und Familienausflüge fand ich generell zum Kotzen. Also anstatt alleine irgendetwas zu unternehmen, habe ich mich in meinem Zimmer verkrochen. "Warst du schon in der Karl Melchner Bibliothek?", fragt er und sieht mich dabei erwartend an. Der Name sagt mir nichts. "Ich denke nicht, nein." Dann setze ich mich ebenfalls auf einen der großen Steine und schaue zu Ryan. "Da musst du unbedingt hin, die gefällt dir ganz sicher!", meint er und es ärgert mich fast, dass er mich nicht fragt, ob ich nicht mit ihm hin möchte.

Wir sitzen mindestens eine Stunde auf den Berg, denn irgendwann können wir dem Sonnenuntergang folgen und das Panorama ist jetzt atemberaubend. "Weißt du eigentlich wie süß du aussiehst, wenn du so begeistert bist?", fragt er und ich muss schweren Herzens meinen Blick von ihm abwenden. "Nein, immerhin sehe ich mich nicht wirklich selbst, aber danke der Nachfrage!", entgegne ich ihm und richte wieder meinen Blick sowie meine Aufmerksamkeit auf den Himmel. Vielleicht hätte ich gerade eben danke sagen sollen, oder ihm ein Kompliment machen sollen, aber irgendwie habe ich das ein wenig verschlafen. Also sitzen wir jetzt beide hier, still schweigend, und betrachten den Sonnenuntergang. Ab und an kommen Wanderer vorbei und schießen ein Foto von dem Ausblick. (was bei dem Anblick selbstverständlich ist) 
Nachdem die Sonne fast komplett untergegangen ist, stehe ich auf und halte Ryan meine Hand hin, um ihm aufzuhelfen. Er nimmt meine Hilfe sogar an, und ich helfe ihm auf. "Machen wir noch schnell ein Foto!", meint er und holt sein Handy heraus. Stimmt! Das hätte ich vollkommen vergessen! Er zieht mich zu sich und hält die Kamera vor uns. Wenn jetzt ein Passant kommt, dann werde ich es vor lauter Scham nicht mehr von diesem Berg schaffen. Ich lächle in die Kamera, und Ryan tut es mir gleich, dreht sich dann aber kurz bevor er das Foto macht zu mir, und küsst mich auf die Wange. Das geht alles irgendwie so schnell, dass ich es gar nicht richtig realisiere. Genauso schnell, wie er mich geküsst hat, ist das Handy auch schon wieder in seiner Hosentasche verschwunden. "Kannst du es mir dann schicken?", frage ich und wir machen uns auf den Weg nach unten. "Schon erledigt!", lächelt er mir zu und nimmt meine Hand.

Während der Autofahrt zurück ist die Stimmung sogar entspannter als sonst. Wir singen zu allen möglichen Liedern aus dem Radio, obwohl wir beide keine Adele sind. Aber es tut gut zu wissen, dass wir uns anscheinend beide so wohl fühlen in dieser Beziehung.
"Willst du noch etwas essen?", fragt er als wir kurz vor der Innenstadt sind. "Können wir etwas kochen? Diesmal bei mir?", frage ich erwartungsvoll und sehe ihn mit großen Augen an. "Klar, was denn?", stellt er eine Gegenfrage und biegt auf den Parkplatz zum Supermarkt ein. "Ich habe letztens auf Pinterest ein Rezept für Pasta mit Spinat und Räucherlachs gesehen. Und das sah wirklich gut aus!", schlage ich ihm vor. "Ist für mich in Ordnung, hast du auch ein Rezept oder willst du das eher auf gut Glück machen?", fragt er während wir noch im Auto sitzen bleiben. "Ich kann es suchen!", meine ich während wir beide aussteigen und ich auf meinem Handy die App öffne und nach dem Suchbegriff suche. "Also wir brauchen: Zwiebel, Spagetti, Gemüsebrühe, Sahne, Parmesan, Spinat, Räucherlachs und eine Zitrone. Aber ich glaube wir haben noch welche zu Hause."
Als wir bei mir zu Hause ankommen, ist es bereits Abend und die Autos meiner Eltern stehen in der Einfahrt. Checkpot. "Ist es okay für dich, wenn sie auch da sind?", frage ich ein wenig nervös, vielleicht möchte er nicht dass meine Eltern zu Hause sind. "Ach, deine Mutter liebt mich doch sowieso und dein Vater wird sich spätestens nach dem Essen Hals über Kopf in mich verlieben!", sagt er total selbstbewusst und öffnet die Tür. "Wenn du das sagst wird es ja wohl so sein!", entgegne ich ihm und steige ebenfalls aus.
Ich öffne die Haustüre und trete ins Vorzimmer. "Hallo", begrüße ich meine Eltern, die beide auf der Couch sitzen. "Guten Abend Mr und Mrs Ember!", betritt Ryan das Wohnzimmer, küsst meiner Mutter links und rechts und gibt meinem Vater die Hand. "Ich hoffe Sie haben Hunger, Madison hat beschlossen ihre Kochkünste zu zeigen.. außer Sie wissen, dass sie nicht kochen kann, dann tun sie einfach so, als hätten Sie schon gegessen!", den letzen Teil flüstert er etwas zu laut, und meine Eltern lachen beide los. "Kommst du mir vielleicht helfen du Gentleman?", frage ich ihn, während ich die Einkäufe in die Küche trage. Daraufhin kommt er sofort zu mir und flüstert mir ein "sorry" ins Ohr und küsst mich auf die Wange. "Also du könntest mal den Spinat waschen und das Wasser für die Nudeln aufsetzen", gibt er mir Anweisungen und nimmt sich den Lachs zur Hand. Also bekomme ich die Aufgaben, bei denen man nichts falsch machen kann. Während dem Kochen unterhält er sich mehr mit meinen Eltern als mit mir selbst und beachtet mich, bis auf ein paar Liebkosungen überhaupt nicht. Nach meinen äusserst schwierigen Aufgaben decke ich für 4 den Tisch und kümmere mich ebenfalls um Getränke. Nachdem Ryan eigentlich allein gekocht hat, stellt er jedem einen sehr schön angerichteten Teller vor die Nase und setzt sich neben mich.

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