chapter 69

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"Pass doch auf!", gehe ich Cole an, während er mich versucht so sacht es geht auf seine Couch zu legen. "Hättest du auf mich gehört, dann könntest du noch gehen", kontert er und entfernt sich von mir. "Du klingst wie meine Mutter", gebe ich darauf angewidert zurück und lasse mich nach hinten fallen. Es kommt keine Antwort. "Wo bist du?", rufe ich und drehe mich herum. Zumindest ein wenig. Denn davon wird mir nur noch schwindliger. "Dir ein Aspirin holen!", kommt es aus dem anderen Ende der Wohnung und ich höre, dass er wieder näher kommt. "Ich hab dir doch gesagt dass ich kein Kopfweh habe!", beschwere ich mich und sehe ihn wütend an. "Wenn du heute eines nimmst dann geht es dir morgen nicht so beschissen" "Klugscheißer!", rutscht es mir heraus während ich widerwillig nach dem Medikament greife. "Maddie du nervst echt richtig wenn du betrunken bist! Ich versuche dir nur zu helfen aber wenn du zu stolz für Hilfe bist, dann sehen wir uns morgen Früh. Gute Nacht!" Und schon stürmt er aus dem Zimmer. 

"Ups..", entfährt es mir nachdem er hinter sich die Türe zugeknallt hat und ich die Tablette aus der Verpackung drücke. Ich schlucke sie mit einem großen Schluck Wasser hinunter und gehe anschließend ins Bad, wo ich mich ein wenig Bett-fertig mache. 

Als ich dann auf der Couch liege, und anscheinend das Aspirin meine Denkwege ein wenig freier macht, merke ich, was für ein Arsch ich eben zu Cole war. "Oh mein Gott!", flüstere ich und werfe mir die Hände vor's Gesicht als ich die letzte halbe Stunde revue passieren lasse. Verdammt, verdammt, verdammt! Was mach ich jetzt nur? Ich kann niemals einschlafen unter diesen Umständen!

Ich steige aus dem Bett und versuche so leise es geht zu Coles Zimmer zu kommen, was mir aber nicht ganz so gut gelingt. Wer stellt auch ein Regal mitten in den Raum? 

Vorsichtig öffne ich seine Türe und kann ihn durch das hereinfallende Licht gut erkennen. Er liegt im Bett und es scheint als würde er bereits schlafen. So ein Mist. Ohne groß nachzudenken lege ich mich neben ihn und stupse ihn ein paar mal an. "Bist du wach?", frage ich ihn mit flüsternder Stimme. "Hm?", gibt er nur von sich. Zumindest hört er mich. "Es tut mir leid dass ich so blöd war. Wirklich." "M-hm..", brummt er daraufhin und es wirkt so als würde er mir vergeben. "Okay, dann schlaf gut!", verabschiede ich mich und stehe auf. "Wart", sagt er und ich drehe mich wieder zu ihm. "Bleib hier", flüstert er und klopft sanft auf die freie Seite neben ihm. Ohne etwas darauf zu erwidern lege ich mich wieder zu ihm. "Ich wollte dir kein schlechtes Gewissen machen. Tut mir leid", nuschelt er in seinen Polster und atmet laut aus. "Schon gut", antworte ich darauf und kuschel mich ebenfalls in meinen Polster ein. Er reicht mir ein wenig von seiner Decke und das ist für mich ein eindeutiges Frieden-Zeichen. "Gute Nacht Maddie", haucht er in die Stille und kurz darauf sind wir beide eingeschlafen. 



Warum um alles in der Welt ist es plötzlich so unglaublich heiß? So schnell und gut es geht strample ich die Decke von mir und drehe mich auf die andere Seite. Warte was, wo ist Cole? Ich stütze mich an meinen Ellbogen ab und schaue mich durch zusammengekniffenen Augen nach ihm um. Er ist nicht hier. Soll ich jetzt aufstehen und ihn suchen oder weiter schlafen? Ohne Schuldgefühle lasse ich mich wieder ins Bett fallen und kralle meine Nägel in den Polster. 

Beim nächsten Mal Aufwachen nehme ich einen ungewohnten Duft nach Zimt wahr. Und oh mein Gott riecht das göttlich. Ich schlage meine Augen auf und finde einen Cole vor mir stehend vor. Er hält einen Teller in seinen Händen, auf dem Zimtschnecken sind und fächert mit der einen Hand den Duft zu mir. "Du bist wie meine Oma!", mache ich mich ein wenig über ihn lustig und grinse ihn dabei verschlafen an. "Vielleicht arbeite ich auch genau darauf hin. Es gibt Frühstück!", sagt er darauf und verschwindet aus dem Zimmer woraufhin ich mich erneut ins Bett fallen lasse. Zumindest kurz. Denn dann habe ich Angstzustände, dass Cole alles alleine aufisst. 

Dieser Frühstückstisch ist noch viel prunkvoller als der meiner Großmutter. Man findet alles, was man sich auch nur vorstellen kann vor sich. Früchte, Gebäck, Eier, Speck, Avocado, Rohkost, Joghurt, Marmelade, Croissants, Nutella, Kaffee, Orangensaft und die besagten Zimtschnecken. "Cole, wie süß ist das?", frage ich noch vollkommen unter Schock und wische mir eine aufkommende Träne weg. Wie süß ist das hier bitte? "Du bist wohl ziemlich sentimental hm?", zieht er mich auf und setzt sich hin. "Das ist nicht witzig. Ich finde es wirklich niedlich dass du das für mich getan hast." Ich entsperre mein Handy und wische mir eine weitere Träne weg. "Warum für dich? So frühstücke ich jeden Tag!", widerlegt er meine Aussage und beißt in ein Croissant. 

Wie ein normaler Teenager heutzutage muss ich den Tisch fotografieren und in meine Snapchat-Story stellen. Ich muss auch sagen, dass alles extrem schön hergerichtet ist. Spätestens jetzt hätte ich gemerkt, dass er schwul ist. So etwas kann kein hetero-Mann hinbekommen! 

Während dem Frühstück reden wir nicht sonderlich viel, was mir auch recht ist, da ich kein Morgenmensch bin. Also lesen wir beide Zeitung und sitzen wie ein altes Ehepaar schweigend gegenüber. "Wie geht's dir eigentlich nach gestern?", bricht Cole die Stille und wirft mir von seiner Zeitung aus einen Blick zu. "Gut. Danke für die Tablette gestern!", mehr bekomme ich nicht raus und wir wenden uns beide wieder unseren Artikeln zu. 

"Cole vielen Dank noch einmal. Für alles!", bedanke ich mich bei ihm und umarme ihn ein letztes Mal fest. "Kein Problem. Halt mich mit Ryan auf dem Laufenden." "Mach ich." Ich lächle ihm schwach zu und verlasse das Apartment. Mir ist klar, dass ich Ryan in den nächsten Stunden zur Rede stellen muss und allein der Gedanke daran versetzt mich in Angst. Und was für eine Angst ich habe. 


unexpected LoveWhere stories live. Discover now