chapter 81

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Wie es sich für ein Mädchen, das unter Liebeskummer leidet gehört, nehme ich mir zwei Bagel und mache mir dazu eine große Tasse Kakao, um die Gedanken mit Zucker zu übertönen. Falls das irgendwie möglich ist. Zumindest fühle ich mich besser. Während die Tasse in der Mikrowelle steht, gehe ich schnell in Coles Zimmer und ziehe ein graues Shirt aus seinem Schrank. Hoffentlich stört es ihn nicht. Ich ziehe es mir schnell über den Kopf, flechte mir zwei unordentliche Zöpfe, damit mich meine Haare nicht nerven können und schlendere zurück in die Küche, wo mich bereits die Mikrowelle ruft. Mit meinen Bagel und meinem Kakao gehe ich zur Couch, nehme mir eine Decke und kuschel mich darin ein. Ich schalte den Fernseher ein und lande schlussendlich bei einer Dokumentation über Löwen. 

Ich bin ein derartiges emotionales Frack, sodass ich vollkommen losheulen muss, als eines der jungen stirbt. Und ich höre erst 20 Minuten später wieder auf. Nachdem ich keinen weiteren Tränenausbruch riskieren möchte, schalte ich dann schlussendlich ab und beschließe duschen zu gehen. Cole ist so niedlich, dass er mir sogar Handtücher hergerichtet hat.

Die Dusche befreit mich leider nicht, so wie alle immer sagen, von all meinen Sorgen. Ich fühle mich nur ein wenig sauberer. Das war's. 

Ich schlüpfe wieder in das Shirt und gehe zurück ins Wohnzimmer, wo ich kurz auf mein Handy schaue. Cole hat mir geschrieben, um sich zu erkundigen, ob es mir gut geht. Ryan kann sich mal eine dicke Scheibe von ihm abschneiden, denn er hat mir nach wie vor nicht geschrieben. Aber wollte ich nicht genau das? Immerhin habe ich ihm klar zu verstehen gegeben, dass es aus ist. Dennoch hält ein Teil von mir daran fest, dass sich alles wieder legt und wir wieder glücklich werden. Genau Maddie, wer's glaubt! 

Ich beschließe schlussendlich meine Mutter anzurufen. Sie hebt relativ schnell ab und ich erzähle ihr den gestrigen Tag in Kurzform und bitte sie nicht weiter nachzufragen. Außerdem frage ich sie, ob es okay für sie wäre, wenn ich die nächsten Tage bei Cole bleibe, da ich im Moment nicht nach Hause will und einen guten Freund brauche. Mom bleibt eigentlich nichts anderes übrig, als es mir zu erlauben und sie versichert mir mehrere male, dass ich jederzeit anrufen kann, falls etwas ist. Sie kennt Cole eindeutig nicht. Mit ihm habe ich im Gegensatz zu Ryan nie Probleme. Doch ich muss meinen besten Freund auch noch fragen, ob ich die nächsten Tage bei ihm bleiben kann. Aber darüber mache ich mir nicht viele Gedanken. 

Den restlichen Tag lese ich in diverse Bücher hinein, schaue mir Fotos an und krame generell ein wenig in seinen Sachen herum. Ich hoffe zumindest, dass er keine großen Geheimnisse, wie Ryan, hat und ich diese ungewollt aufdecke. Ich erfahre allerdings nicht viel mehr, außer dass er anscheinend viel zu viel liest, denn sein Bücherregal beinhaltet Unmengen von Büchern. Ich habe in meinem Leben vielleicht 20 gelesen. Aber Cole ist auch älter!

Gegen 18 Uhr kommt er schließlich, voll bepackt mit Tüten , in die Wohnung und begrüßt mich mit einem breiten Lächeln. Gott, habe ich ihn den ganzen Tag über vermisst. 



Nachdem ich das 7.mal gefragt habe, ob ich ihm beim Kochen helfen kann, gebe ich es schließlich auf und setze mich hinter den Tresen und sehe ihm zu. "Was ist eigentlich aus dem Ginger geworden?", frage ich ihn schließlich und schnappe mir ein Stück Gurke. "Es lief ganz gut. Aber ich möchte es langsam angehen, sonst hast nicht nur du ein gebrochenes Herz." Cole ist so weise! Warum kann ich nicht so denken? Dabei ist es sowieso egal, denn bei mir kommt jede Hilfe zu spät. Ich kann nur von Glück sprechen, dass ich Cole an meiner Seite habe, sonst würde ich jetzt alleine in meinem Zimmer liegen und verrotten. "Aber ihr habt vor auf ein weiteres Date zu gehen?", hake ich nach und schnappe mir noch eine Scheibe von dem Gemüse. "Ja ich denke schon. Er ist im Moment recht beschäftigt." "Womit?" "Er hat ziemlich viel mit dem Studium auf dem Hut und hat sich auch gerade erst einen Hund zugelegt, das raubt ihm so ziemlich jede freie Minute." "Duuu könntest ihm doch mit dem Hund helfen? Mit ihm zusammen Gassi gehen oder so? Immerhin geht dann keine Zeit verloren", schlage ich vor und beginne den Tisch zu decken. "Ja mal sehen." Mehr sagt er dazu nicht mehr und bis zum Essen wechseln wir auch kein Wort mehr. 

Während wir dann am Tisch sitzen frage ich ihn, ob es okay für ihn ist, wenn ich die nächsten Tage bei ihm bleibe und er bejaht zufrieden meine Frage. Glück gehabt. Wir reden auch die restliche Zeit zum Großteil nur über mich. Ich erfahre aber, dass ich auch die nächsten paar Tage allein sein werde. Also zumindest am Vormittag, weil Cole gebraucht wird. Ich biete ihm zwar auch an, ihm bei der Arbeit zu helfen aber das lehnt er strickt ab. 

Den restlichen Abend verbringen wir mit Filmen, kuscheln und ganz viel Tee. Irgendwann läutet es aber an der Tür und ich sehe sofort zu Cole. Ich habe ernsthaft Angst, dass es Ryan ist. "Schau nicht so als wäre gerade Bambi gestorben, ich geh ja schon!", versucht Cole die Situation ein wenig aufzulockern, was ihm aber nicht besonders gut gelingt. Ich werfe mich sofort auf den Boden und robbe mich ein Stückchen weiter nach vorne, damit ich zur Tür linsen kann.  "Entspann dich Maddie!", gibt er genervt von sich und sperrt die Tür auf, sieht aber zuerst durchs Guckloch. "Mach nicht auf wenn es Ryan ist!", schreie ich und starre weiterhin an die Türe. Er öffnet sie einfach, ohne mir zu antworten und ich sehe zwei hochhackige Schuhe. Kein Ryan also. Ich erhebe mich elegant vom Boden und taumle in Richtung Tür. "Mom?", frage ich komplett erstaunt. Sie hat eine kleine Reisetasche bei sich und sieht mich mitleidig an. "Ich dachte du brauchst vielleicht ein wenig Wechselgewand", meint sie und hält mir die Tasche hin. Cole sagt die ganze Zeit über so gut wie nichts und ich nehme überrumpelt die Tasche entgegen, sehe kurz Cole an, der mir zunickt, und bitte sie herein. 

unexpected LoveWhere stories live. Discover now