chapter 76

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Cole bleibt den ganzen Tag bei mir. Wie schauen Serien, Filme, hören Musik und reden. Perfekter kann so ein Tag eigentlich gar nicht sein. Vor allem wenn man beachtet, dass alles mit geschwollenen Augen angefangen hat.
Am späten Nachmittag muss mich mein bester Freund aber wieder verlassen, weil er zu seinem Date muss und noch kurz zu sich nach Hause möchte. Bestimmt eine Schicht Parfüm auflegen. Also bin ich dann die restliche Zeit, bis meine Eltern kommen, alleine und lese ein wenig. Und obwohl ich den ganzen Tag Gesellschaft hatte und Cole gerade erst weg ist, fühle ich mich relativ alleine. Und das hatte ich früher nie, obwohl ich Grace damals nur alle paar Tage gesehen habe und sonst auch keine Freunde hatte. Eigenartig wie sehr sich Menschen ändern können.

Gegen 19 Uhr kommt dann meine Mutter nach Hause und beginnt sofort das Abendessen vorzubereiten. Sie fragt mich wie es mir geht, wie mein Tag war und die restlichen Standard-Fragen, die im Lehrhandbuch für Eltern stehen. Ich beantworte alle relativ knapp und versuche mich eher auf mein Buch zu konzentrieren, was aber ziemlich schwer ist.
"Ist mit dir und Ryan eigentlich alles okay? Ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen..", bricht sie irgendwann die angenehme Stille und ich starre auf die Buchseite, ohne etwas zu lesen. Soll ich ihr jetzt alles erzählen oder ihr einfach nur die halbe Wahrheit sagen? "Wir haben im Moment ziemlich viel für die Schule zu tun..", wie gesagt, halbe Wahrheit. Als Beweis hebe ich meine Schulbücher hoch, die ich mir sicherheitshalber zum Tisch gelegt habe, aber mir gar nicht angesehen habe. War aber eindeutig eine gute Entscheidung sie zumindest herzurichten. "Ihr könnt euch ja auch zum Lernen treffen", meint sie anschließend und sieht kurz zu mir, dann widmet sie sich wieder der Pfanne. "Glaubst du ernsthaft dass wir wirklich lernen würden?" Auf diese Frage bin ich besonders stolz, weil sie irgendwie doch der Wahrheit entspricht, aber geschickt das Thema wechselt. "Stimmt. Und ihr habt recht, ab und zu braucht man einfach Pause voneinander." Ich widme mich daraufhin wieder meinem Buch und lese ein wenig weiter.
Kurze Zeit später kommt auch mein Vater nach Hause und dann gibt es auch schon essen. Ich habe nach wie vor nicht wirklich Appetit und das passt auch perfekt zu meinem kranken Erscheinungsbild. Wenn ich Glück habe, darf ich auch noch morgen zu Hause bleiben.
Nachdem Essen packe ich all meine Sachen zusammen und verkrieche mich in meinem Zimmer, weil mir im Wohnzimmer zu viel Familienatmosphäre herrscht.
Ich erledige meine Abendroutine im Bad und lege mich anschließend ins Bett, wo ich eine Weile auf Youtube und Co verbringe. Irgendwann bekomme ich einen Anruf von Cole und ich weiß schon bevor ich abgehoben habe, dass dieser Anruf zu 98% wegen seinem Date ist und nachdem ich kein Liebesleben besitze im Moment, freue ich mich etwas über seines zu erfahren. Außerdem wünsche ich mir ernsthaft eine Beziehung für ihn, weil er so ein toller Mensch ist und es mehr als jede andere Person verdient hat.

"Wie war's?",frage ich automatisch, ohne Cole zu begrüßen. "Hi. Äh ja ganz gut schätze ich. Also er meinte, dass er mich wieder sehen möchte. Das ist doch gut oder?" Seine Unerfahrenheit bringt mich zum Schmunzeln. "Ja ist es. Aber erzähl mehr. Wie ist es so, was macht er, hat er einen Hund?" Ich höre Cole kurz lachen und das bringt auch mich zum Lächeln. "Er studiert Medizin, arbeitet nebenher in einem Krankenhaus fürs Praktikum und nein, hat er nicht. So viel ich mitbekommen habe ist er eher der Katzenmensch. Das stört mich bisher auch am meisten." Zum Glück! "Hast du ihm gesagt dass du eher für Hunde bist? Ich meine das kann nichts werden, wenn er Katzen mag und du Hunde. Das mag jetzt hart klingen aber ich sage es dir lieber jetzt als später."
Cole und ich telefonieren noch eine gute Stunde miteinander, irgendwann bin ich so müde und kurz vorm Einschlafen, dass ich mich verabschieden muss und auflege.
Ich bin ziemlich sicher innerhalb von 0,2 Sekunden eingeschlafen.

Am nächsten Tag fühle ich mich ein wenig besser. Aber eben nicht richtig gut. Und nachdem ich Ryan nach wie vor nicht über den Weg laufen möchte bleibe ich erst recht zu Hause. Ich bin so armselig, mein früheres ich könnte mich gar nicht mehr erkennen.
Grace schreibe ich gar nicht erst, weil ich genau weiß, dass sie ungern einen Tag sausen lässt, weil sie Angst hat zu viel zu verpassen.
Also läuft es auf einen einsamen entspannten Tag zu Hause hinaus. Ich erledige sogar relativ viel. Ich lese mein Buch zu ende, lerne ein wenig und schaue das Staffelfinale einer Serie. Viel produktiver kann so ein Tag gar nicht sein. Zumindest denke ich das.

Verärgert suche ich mein laut klingelndes Handy, welches irgendwo unter mir liegen sollte.
Nach einer guten halben Minute Suchen finde ich es auch endlich, richtige mir kur meine verknoteten Haare und schaue aufs Display.
Und ich denke da steht der Name den ich am Wenigsten erwartet hätte. Es ist tatsächlich Ryan. Ryan höchstpersönlich ruft mich an. Plötzlich fühle ich mich wie ein dummes und naives kleines Kind, weil ich ihm aus dem Weg gegangen bin. Ich meine es ist ja wohl klar, dass wir uns wieder sehen werden und ich ihn nicht für immer ignorieren kann.
Also hebe ich ab. Ohne etwas zu sagen. Und zwar nicht, weil ich zu viel stolz habe, sondern weil ich es einfach nicht schaffe. Wir haben gerade die längste Funkstille hinter uns. Da kann ich nunmal nicht einfach "Hallo wie geht's" sagen. "Maddie?", höre ich seine Stimme und mein Herz beginnt schneller zu schlagen. Aus welchem Grund auch immer. Aber ich kann nach wie vor nicht antworten. Es ist so gut wie unmöglich. "Ich will mich mit dir treffen und alles bereden. Es tut mir leid wie ich reagiert habe.. Aber das möchte ich dir lieber persönlich sagen. Hast du Zeit?", fragt er und ein kurzer Moment voller Stille folgt. Wohl oder übel werde ich jetzt wohl reden müssen.

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