chapter 54

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Obwohl Grace in alles eingeweiht war, schaut sie uns mit offenem Mund an als wir die Klasse betreten. Vor allem deswegen, weil es ja nicht das erste Mal ist. "Am besten wir sagen ihr auch noch dass ich dir einen Antrag gemacht habe!", flüstert er mir ins Ohr mit einem schelmischen Unterton in der Stimme. "Hör auf, damit spaßt man nicht!" Dann gehe ich ein wenig schneller, damit alles nicht ganz so auffällig ist. Ryan geht sowieso zu irgendwelchen Jungs, mit denen ich vielleicht 3 mal geredet habe.  Grace kommt mit offenen Armen und offenem Mund auf mich zu. "Du siehst so glücklich aus Mad!", stellt sie fest und zieht mich in eine innige Umarmung. "Bin ich auch. Immerhin musste ich heute nicht mit dem Bus fahren!", kreische ich gespielt und sie lacht leise. "Nein ernsthaft, du verdienst es so glücklich zu sein!", unterstreicht sie ihre Aussage und lässt mich immer noch nicht los. "Danke." Ich denke ich habe noch nie jemanden so lange umarmt. Also in der Öffentlichkeit. Ryan und ich sind ziemlich gut im Umarmen. "Wenn ich du wäre, würde ich sie los lassen, sonst gibt's Probleme. Und ich schlage Mädchen echt nicht gerne!", höre ich Ryan plötzlich von ganz Nahem. "20 Uhr vor der Schule, komm alleine!", antwortet Grace darauf und lässt mich noch immer nicht los. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass sie ihn böse anfunkelt. "Da ist es doch schon dunkel!", meckert Ryan und ich kann mein Lachen nicht unterdrücken. "Hat da jemand Angst vorm Dunkeln?", frage ich und löse mich schließlich doch von Grace. "Ich doch nicht! Es ist nur nicht sinnvoll um diese Uhrzeit draußen zu sein! Deeeeeenn da sind die ganz bösen unterwegs. Ich wäre mehr für 15 Uhr. Und nachdem wir uns wie richtige Männer verprügelt haben können wir Kekse essen gehen." Das bringt Grace und mich nur noch mehr zum Lachen. "Dann machen wir das so!", willigt Grace ein, spuckt sich in die Hand und hält sie ihm hin. Nein! Das kann jetzt nicht ihr ernst sein. Ich schlage mir die Hände vor's Gesicht und höre Ryan ebenfalls Speichel sammeln. Warum habe ich eigentlich so ekelhafte Menschen in meinem Freundeskreis? Ich glaube ich sollte zu Cole flüchten, der wirkt zumindest ein wenig kultivierter. "Jetzt tu nicht so angewidert!", sagt Ryan und umarmt mich von hinten. "Greif mich erst wieder an, wenn du deine Hände gewaschen hast!", wehre ich mich und löse mich unsanft aus seinen Armen. "Sie ist so eine Tussi!", raunt er Grace zu und sie fängt an zu lachen. Ich stelle mich verschränkten Armen vor sie. "Ist das euer ernst? Ihr verschwört euch gegen mich? Was soll das?", frage ich sie und sie tauschen nicht zu deutende Blicke aus. "Tut mir echt leid Sunny, ich kann dich dann gerne danach besuchen kommen!", er drückt mir einen Kuss auf die Wange und setzt sich dann auf seinen Platz,weil der Lehrer bereits den Raum betreten hat. Grace sitzt ebenfalls schon und ich bin mal wieder die einzige, die noch steht. Habe ich nicht eine tolle beste Freundin und einen noch tolleren Freund? 


Ryan bringt mich nach der Schule nach Hause und verspricht mir später noch vorbei zu kommen. Mein Vater ist zum Glück auf Geschäftsreise, das bedeutet, dass wir peinlichen Gesprächen aus dem Weg gehen können. Sehr schön.

Meine Mutter ist noch nicht zu Hause, also beschließe ich mir etwas zu kochen. Das Traurige ist aber, dass wir so gut wie nichts im Kühlschrank haben, also mache ich mir einfach einen Reis. Ich könnte mich ungelogen jeden Tag von Reis ernähren, ohne auch nur irgendwie angewidert zu sein. Während der Reis auf dem Herd steht, laufe ich in mein Zimmer und ziehe mir eine bequeme Hose sowie einen dünnen Pullover an. Wieder unten angekommen schalte ich den Fernseher ein und schaue mir auf irgendeinem Sender eine Dokumentation über die Natur Südamerikas an. Ich bin so fasziniert, dass ich fast auf mein Essen vergesse. Vor lauter Panik renne ich in die Küche und rutsche fast auf den Fliesen aus. Alles in Ordnung. Dem Reis geht es gut. Er ist gerade fertig, perfektes Timing. Ich gebe mir ein bisschen in eine Schüssel, würze ihn dann mit zig verschiedenen Gewürzen. Dann rase ich wieder zum Fernseher aus Angst etwas ganz Spannendes verpasst zu haben. 

Nachdem ich heute nicht wirklich etwas zum Lernen habe, beschließe ich den ganzen Tag vor dem Fernseher zu verbringen. Und anscheinend möchte Gott mir etwas Gutes tun, denn auf diesem Sender spielt es den ganzen Nachmittag Dokumentationen. Währenddessen erledige ich allerdings trotzdem etwas Arbeit. Ich schreibe mir Termine in meinen Kalender ein, recherchiere ein wenig fürs College und lese beziehungsweise beantworte Emails, die aber nicht gerade erwähnenswert sind. Hin und wieder bekomme ich von Ryan sowie Cole eine Nachricht. Habe ich ernsthaft innerhalb von einem halben Jahr zwei neue Freunde kennengelernt? Das ist eindeutig ein neuer Rekord für mich! 

Als mir Ryan schreibt, dass er jetzt auf dem Weg zu mir ist, liege ich gerade super bequem auf der Couch und ich denke gar nicht daran, extra für ihn aufzustehen. Und nachdem meine Mutter auch noch nicht zu Hause ist, kann ich auch eine schlechte Gastgeberin sein. Also schreibe ich ihm eine Nachricht, dass er einfach herein kommen soll.

 Ich wollte mich gerade auf die andere Seite rollen, als ich plötzlich Schmerzen bei den Schulterblättern spüre, welche sich ein wenig nach unten und in Richtung Brustkorb ziehen. Starkes Atmen tut mir plötzlich weh und ich beiße die Zähne zusammen. "Verdammt!", zische ich und greife mit den Händen an die Stelle. Warum weiß ich nicht, wahrscheinlich denke ich, dass ich dadurch genau weiß, was gerade falsch läuft bei mir. 

Ich liege komplett verdreht und noch immer mit Händen auf dem Rücken auf der Couch, als die Tür aufgeht. Ich hebe meinen Kopf und strecke meinen Hals wie eine Giraffe, um über die Lehne schauen zu können. Das nenne ich eine tolle Beziehung, wenn der Partner dich bereits nach zwei Tagen so verkrüppelt auf der Couch gammeln sieht. Ganz davon abgesehen, dass ich auch angezogen bin wie ein Obdachloser. 

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