chapter 25

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Beim Frühstück verläuft alles wie immer, nichts spektakuläres, was erwähnenswert wäre. Jedoch ertappe ich mich selbst immer wieder dabei, dass meine Gedanken zu Ryan abschweifen, was wahrscheinlich daran liegt, dass ich ihn heute noch gar nicht gesehen habe. Oder, dass ich komplett verrückt geworden bin. Ich könnte mir beides ziemlich gut vorstellen. Als ich gerade aufstehen wollte, schieben sich zwei Hände vor meine Augen und ich sehe so gut wie nichts mehr. "Grace?",frage ich den Unbekannten und bewege mich nicht. "Rat weiter!",höre ich Ryan zu mir flüstern. Hält er mich eigentlich für komplett dumm? "Dir ist klar dass ich deine Stimme erkennen kann, oder?" Ich nehme seine Hände und nehme sie von meinen Augen weg. Wie von allein drehe ich mich anschließend um und sehe einen gut aussehenden sowie gepflegten Ryan vor mir. Und ich stehe vor ihm, wie der größte Penner auf Erden. Ich hätte mich zumindest duschen können! "Du siehst heute echt bezaubernd aus!",sagt er mit spöttischem Unterton. "Was findest du am Besten? Die verdreckten Schuhe oder den abgefuckten Pulli? Ach und man sollte den noch nie gewaschenen Schal nicht vergessen!" Ja, ich stehe zu dem Ganzen. "Ich meine das ernst Madison, du siehst wirklich gut aus!" Automatisch muss ich lächeln. Ich kann nichts dagegen tun und das ist mehr als peinlich! Ich stehe vor ihm wie ein gigantischer Idiot und grinse ihm direkt ins Gesicht. "Also mein Highlight ist der Schal!",breche ich das peinliche Schweigen, indem ich alles noch peinlicher mache. Aber das ist okay. Er lacht und wir gehen dann in entgegengesetzte Richtungen. "Ach und Sunny?" Ich weiß jetzt schon dass eine blöde Anmache kommt, die ich eigentlich gar nicht so blöd finde. "Mein Highlight ist die Hose!" Was für ein Wunder, immerhin wurde diese Hose schon so oft gewaschen, dass sie mittlerweile ein wenig eingegangen ist und daher enger sitzt als eine normale Jogginghose.
Als ich im Zimmer bin, beginne ich die wenigen Sachen, die ich aus dem Koffer geräumt habe wieder hinein zu geben. Ich beschließe allerdings meine Hose abzulassen und nur den Pulli sowie den Schal zu tauschen. Außerdem gehe ich mich duschen und mache mir anschließend einen einfachen Dutt. Grace kommt kurz danach auch ins Zimmer, sie hat schon in der Früh gepackt also hat sie nicht so viel Stress wie ich. "Sind du und Ryan jetzt eigentlich sowas wie beste Freunde?",frage ich sie, während ich mit alle Mühe gebe, den Koffer zuzubekommen. "Ja sowas in der Art." Das kann man auch falsch verstehen, allerdings hoffe ich, dass meine Gedankenströme manipuliert sind und sie nicht wirklich etwas miteinander haben. "Hat er eigentlich etwas von mir erzählt?",frage ich sie schließlich neugierig, versuche aber nicht all zu viel Interesse zu zeigen. "Ah stimmt, er hat mir gesagt ich soll dir ausrichten dass du duschen gehen sollst und dir etwas anständiges anziehen sollst, und falls du nichts hast, was er glaubt, dann wird er höchstpersönlich dafür sorgen, dass du demnächst etwas zum Anziehen hast, womit du dich auch blicken lassen kannst." Das ist so typisch Ryan und ich fühle mich überhaupt nicht gekränkt.
"Warte Grace.." Sie dreht sich erneut zu mir um und sieht mich fragend an. "Ist das nicht eine indirekte Einladung dass er mit mir einkaufen gehen möchte?" "Hm...",antwortet sie und erst danach denkt sie wirklich nach. "Stimmt, dass wird es wahrscheinlich sein. Aber bevor du shoppen gehen kannst, musst du erstmal deinen Koffer zubekommen!" Sie hilft mir ihn irgendwie zuzumachen, allerdings habe ich davor Angst, dass er im Flugzeug aufplatzt und überall meine Unterwäsche liegt. Das wäre wohl das peinliche Highlight dieser Reise oder besser gesagt meines bisherigem Leben.
Nachdem wir alles erneut gecheckt haben, verlassen wir das Zimmer und stecken den Schlüssel ab. Unten warten schon viele mit ihrem Gepäck und automatisch wandert mein Blick über die Menge. Ryan kann ich jedoch nicht entdecken. Ist wahrscheinlich auch besser so. "Sitzt du im Bus eigentlich neben mir oder deinem neuen Bestie?",frage ich Grace scherzend, allerdings bin ich mir bei ihrer Antwort nicht ganz so sicher. "Ich hoffe er wird es überleben",antwortet sie und wir steigen ein. Wir haben einen Sitz relativ weit vorne, da mir ziemlich schnell schlecht wird und es wahrscheinlich nicht ganz so anturnend ist, wenn Ryan mich beim Übergeben betrachtet.
Er steigt als einer der letzten ein und sucht sich einen Platz relativ weit hinten, dafür muss er an mir vorbei gehen und nachdem er aus meinem Blickwinkel verschwunden ist, spüre ich, wie jemand auf meinen Dutt drückt und drehe mich um. Ryan geht weiter, als wäre nie etwas vorgefallen und ich stecke mir kopfschüttelnd meine Kopfhörer in die Ohren und hoffe insgeheim darauf, dass er mir beim Retourweg erneut Aufmerksamkeit schenkt. Falls etwas vorgefallen ist, habe ich es nicht mitbekommen denn nach der einstündigen Fahrt stelle ich fest, dass ich eingeschlafen bin und das anschiebend ziemlich schnell. Noch immer schlaftrunken nehme ich meinen Koffer und rolle damit in den Flughafen hinein und mein Körper freut sich, auf ein weiteres kleines Schläfchen im Flieger.
Durch die ganzen Sicherheitsvorkehrungen verliere ich Grace nach einer Zeit und gehe allein ins Flugzeug. Ich kann von Glück reden, dass es ein Doppelsitz ist und ich vor ihr da bin, also kann ich am Fenster sitzen. Ich stelle meinen Rucksack ab und hole mein lebensnotwendiges Equipment heraus. Anschließend ziehe ich mir die Schuhe aus und lege sie über den zweiten Sitz, sodass niemand auf die Idee kommt sich dort aus Spaß hinzusetzen.
Als Grace das Flugzeug betritt winke ich sie zu mir, doch sie sieht mich irritiert an und geht in eine Reihe weit vor mir. Ich wollte gerade aufstehen und sie fragen, warum sie sich nicht neben mich setzt, als mir jemand den Weg versperrt. Und es ist niemand geringeres als Ryan. "Nimm mal ab, an dir kann man nichtmal vorbei gehen!",sage ich zu ihm, obwohl das nicht der Wahrheit entspricht, denn sein Körper ist alles andere als speckig. Ganz im Gegensatz zu meinem lebensnotwendigen Winterspeck, der mir bestimmt schon einige Male das Leben gerettet hat.

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