chapter 41

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Der gesamte restliche Tag zieht mich ehrlich gesagt richtig runter. Auf den bereits erwähnten Test habe ich eine 4 geschrieben, obwohl ich eigentlich ein gutes Gefühl hatte. Ryan sieht mich jedes mal komisch an wenn ich versuche mit ihm zu reden und Grace versucht mir ihre positive Energie einzuflößen indem sie übertrieben glücklich mit mir redet. Aber ehrlich gesagt nervt das einfach nur. Es ist ja wohl nicht zu viel verlangt, dass es mir einmal gut geht. Und auch, wenn das wirklich nett gemeint ist von Grace ist es dennoch nicht nachvollziehbar. Sie weiß genau, dass Ryan an meiner Stimmung schuld ist und trotzdem redet sie nicht mit ihm darüber. Oder vielleicht redet sie schon mit ihm darüber aber erzählt mir nichts davon. Das wäre natürlich auch eine Möglichkeit.
Als ich von jeglicher Motivation verlassen diesem schrecklichen Schultag entkommen möchte, fragt mich Grace während dem Hinausgehen ob ich nicht mit zu ihr wolle. "Ich habe heute eigentlich ziemlich viel zu tun, sorry." Und das entspricht der Wahrheit! Denn ich muss schlafen, essen, lesen und netflix schauen. Und das alles an einem Tag! Stress pur. "Okay, dann überarbeite dich nicht. Wir sehen uns morgen!",während sie mir das zuruft entfernt sie sich immer weiter von mir und verschwindet schlussendlich auf ihrem Fahrrad. Ich bewundere sie dafür. Also nicht für das Fahrrad, es ist schon ziemlich alt und sie könnte sich ernsthaft mal ein neues zulegen denn ich habe Angst, es fällt jeden Moment auseinander, sondern eher dafür dass sie diese Motivation hat. Das könnte ich eigentlich auch machen. Denn zu fuß gehen dauert zu lange aber Radfahren sollte eigentlich gehen. Vielleicht versuche ich es ja mal.

Zu Hause angekommen schaue ich sofort in die Küche um zu sehen, ob Mum etwas gekocht hat oder etwas im Kühlschrank ist. Am liebsten hätte ich geweint. Es ist so gut wie nichts da. Also muss ich mit schweren Herzens Popcorn machen und Schokolade mit in mein Zimmer nehmen, anders ist mir immerhin nicht zu helfen.
10 Minuten später finde ich mich selbst in zwei Decken eingewickelt in meinem Bett wieder. Links von mir mein Proviant, rechts von mir meine Wasserflasche sowie ein Buch und auf mir drauf steht mein Laptop. Ich fühle mich wie eine überdimensionale Frühlingsrolle. Aber dafür bin für die nächsten paar Stunden für alles gewappnet. Und es kam genauso wie es kommen musste, nicht einmal nach 5 Minuten, in denen ich meine Serie schauen konnte verspüre ich den Drang meine Blase zu entleeren. Was ist das eigentlich für ein Witz? Frühlingsrollen werden auch mit Gemüse gestopft und müssen nicht auf die Toilette, warum muss ich es dann?
Mit mieser Laune befreie ich mich aus meiner Hülle und stapfe trotzig ins Bad. Warum muss mir sowas auch passieren? Und der Fakt, dass ich soeben meine Tage bekommen habe bringt das Fass zum Überlaufen!


Gegen 19 Uhr kommt meine Mutter ins Zimmer und denkt, dass ich ernsthafte Probleme habe. Sie hat bestimmt 10 mal nachgefragt ob alles in Ordnung ist bis sie mich endlich in Ruhe gelassen hat. Mittlerweile bin ich von Netflix zu meinem Buch übergegangen und das macht die Situation nicht viel besser, denn diese Liebesgeschichte ist viel zu schön um wahr zu sein. Trotzdem lese ich sie. Auch wenn ich mich wie ein Häufchen Elend dabei fühle.

Als mich mein Vater am nächsten Tag fast aus dem Bett ziehen muss steht für mich fest, dass der Tag schon vorüber ist. Also beschließe ich mir erst gar keine Mühe für irgendwas zu machen und schminke mich nicht. Beim Frühstück sitzen ausnahmsweise mal alle beim Tisch, mehr gesprochen wird trotzdem nicht. Dad und ich sind in der Früh nicht wirklich gesprächig und meine Mutter versucht sich anzupassen. Ganz gelingt es ihr aber meistens trotzdem nicht. "Ich weiß es ist schon länger her, aber ich habe gestern das Bild von dir und Ryan ausgedruckt. Ich dachte du möchtest es vielleicht haben." Sie reicht mir ein Foto und ich sehe es mir an. Aja, das Bild also. Wir sehen auf diesem Bild unheimlich glücklich aus. "Danke", gebe ich ihr als Rückmeldung. Es schmerzt ein wenig das Foto so zu betrachten. Immerhin läuft es im Moment nicht so gut zwischen Ryan und mir.

Auch heute ignoriert er mich so gut er kann und am liebsten würde ich ihn fragen, was eigentlich sein Problem ist aber ich habe Angst vor seiner Antwort. Dass er mich eigentlich gar nicht mag und sein Geständnis nur im Eifer des Gefechts aus seiner Kehle gerutscht ist. Ich denke das könnte ich einfach nicht verkraften.

"Was sollte das gestern eigentlich?", versuche ich mich auf andere Gedanken zu bringen und frage Grace nach gestern aus. "Ist es so komisch seine beste Freundin anzurufen?", entgegnet sie mir und sieht mich dabei nicht mal an. "Du rufst mich nie an Grace." Ihr Blick hebt sich kurz, dann kramt sie weiter in ihrer Tasche herum. "Dann mache ich das eben ab jetzt. Ich muss noch kurz zum Spind ich habe etwas vergessen", in der Zeit springt sie förmlich auf und geht schnellen Schrittes aus der Klasse. Meine Augen machen sich selbstständig und richten sich sofort so, dass ich Ryan im Blickfeld habe, der heute ausnahmsweise nicht mit dem Rücken zu mir steht. Ich registriere sogar einen kurzen Moment in dem er auch zu mir sieht. Doch so schnell er zu mir gesehen hat, hat er seinen Blick auch wieder abgewendet. Ich fühle mich so leer. Ich möchte doch nur meinen alten Ryan wieder, der mich Sunny nennt und unpassende Kommentare abgibt. Wann ist das zwischen uns überhaupt so kompliziert geworden? Und nachdem Grace nicht so wirkt, als wolle sie wirklich mit mir reden habe ich fast keine andere Möglichkeit als Cole anzurufen. Ich brauche einfach jemanden zum Reden und auch wenn wir uns nicht so gut kennen, hoffe ich dennoch dass er nicht genervt von mir ist. Denn ich bin trotzdem jünger als er und noch dazu haben wir uns nicht unter den besten Umständen kennengelernt. Aber wie es aussieht bin ich nicht ganz so nervig, denn er lädt mich noch am selben Tag in seine Wohnung ein.

unexpected LoveWhere stories live. Discover now